*(46) Sinn*

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Sie suchen nach dem Sinn des Lebens und finden nur den Wunsch, dass nicht alles bedeutungslos ist. Genau da findest du ihn.

~~~

„Mh ja, genau da!" Mein Stöhnen erfüllte den gesamten Raum, wenn nicht sogar das ganze Haus.

Ich lag auf dem Boden, Damian saß auf meinem Hintern und massierte meinen Rücken.

„Ist dir klar, dass du gerade so klingst, als würde ich dich vögeln?"

„Ach, kannst du dich jetzt auch in Vögel verwandeln?"

„Scherzkeks", schnaubte er genervt. Nicht von mir, sondern davon, dass er mich witzig fand.

Seine Hände strichen über meinen Rücken und versetzten mich in einen Zustand des vollkommenen Genusses. Der direkte Hautkontakt, sein Gewicht auf mir zu spüren, einfach dazuliegen und zu entspannen... das tat nicht nur meinem Körper gut, sondern auch meiner Seele.

„Eigentlich nicht. Aber wer weiß, was noch kommt. Ein Wolf ist ja auch keine Raubkatze."

„Aber ein Raubtier", nuschelte ich in das Kissen unter meinem Kopf. „Wir sollten mal wieder in den Wald, damit du dich verwandeln kannst. Vielleicht diesmal hier, hinter dem Haus."

„Mal sehen", meinte er bloß.

Dass er nach allem, was beim Letzten Mal passiert war, Hemmungen hatte, konnte ich verstehen. Obwohl wir nie damit gerechnet hatten, dass alles einwandfrei laufen würde, war es doch sehr viel schlimmer gekommen als geahnt. Aber das durfte kein Grund sein, jetzt fahrlässig zu werden. Damian hatte gute Gründe dafür gehabt, zu versuchen, sich zu verwandeln. Daran hatte sich nichts geändert.

„Ich könnte mein Bike im Wald testen", schlug ich vor. „Oder glaubst du, das ist zu laut?"

„Du hörst den Motor nicht mal."

„Hörst du ihn?"

„Schon", meinte er. „Aber im Vergleich zu den anderen ist der eher ein kleines Magenknurren."

„Glaubst du, es würde die Tiere im Wald stören, wenn ich da rumfahre?"

„Keine Ahnung." Er seufzte. „Ist, glaube ich, keine schlechte Idee, wenn du das Bike mitnimmst. Falls irgendwas ist, bist du damit nicht ganz so gefickt."

Seine Stimme klang ganz anders als seine Worte. Viel bedrückter. Besorgter.

„Wir könnten ein Wettrennen machen", überlegte ich.

„Carla sagt, du sollst mit dem Bike keinen Quatsch machen. Du hast es ihr versprochen."

Ich verdrehte die Augen. „Hör auf, meiner Tante den Schwanz zu lutschen. Unfassbar, was für ein Schleimer du bist."

„Das hat nichts mit schleimen zu tun. Sie will nicht, dass dir was passiert und mir geht es zufälligerweise genauso."

„Mhm", machte ich, halb zustimmend, halb genervt.

Ich sollte netter zu Damian sein. Immerhin saß er schon mindestens eine halbe Stunde auf meinem Arsch und massierte sich die Finger wund. Ich hatte ihm schon vor einer Weile gesagt, dass es mir besserging und er aufhören konnte, aber er hatte sich geweigert und jeder noch so kleinen Verspannung den Kampf angesagt.

Ich spürte, wie er sein Gewicht verlagerte. Kurz danach kitzelten seine dunklen Strähnen mein Gesicht und er hauchte mir einen Kuss in den Nacken. „Ich liebe dich." Nochmal ein Kuss. „Ich liebe dich." Und nochmal ein Kuss. „Ich liebe dich."

„Ich dich auch", nuschelte ich lächelnd ins Kissen. Ja, Liebe war kein Wettbewerb. Aber mein Magen flatterte trotzdem jedes Mal, wenn Damian versuche, die Tatsache, dass ich die drei Worte zuerst gesagt hatte, durch ausgleichen wollte, dass er sie öfter sagte.

Er rutschte von meinem Hintern, legte sich neben mir auf den Boden und streichelte mit einer Hand weiter über meinen Rücken.

„Willst du was super Interessantes wissen?"

Ich legte meinen Kopf so im Kissen zurecht, dass ich ihn ansehen konnte. „Immer."

Er grinste. „Löwen ficken in der Paarungszeit bis zu 40 mal am Tag."

„Und für wie lange?", fragte ich, gespielt ahnungslos.

Damian wusste selbst, dass ich versuchte, mich zu informieren. Über Raubkatzen, über Hybriden, über Mythen zu Werwölfen und sonstigen Wesen.

„Nur für 10 Sekunden", meinte er kleinlaut. „Aber das ist nicht der Punkt!"

„Sondern?"

Er drückte mir einen Kuss auf die Schulter und schlang sein Bein über meinen Hintern, sodass er sich an meine Seite drücken könnte.

„Ich wollte nur erwähnt haben, dass ich viiiiiiiel Sex brauche."

„Danke für die Information. Wäre mir sonst gar nicht aufgefallen."

Er schaute mich bloß an, stumm, erwartungsvoll, so als kenne er mich nicht gut genug, um zu wissen, wie sehr ich es liebte, ihn manchmal aufzuziehen.

„Das war mein Versuch, dir zu sagen, dass ich Bock habe", meinte er irgendwann, minimal frustriert.

„Für 10 Sekunden?"

Mit einem empörten Schnauben rutschte er von mir: „Ich bin auch menschlich!"

Lachend rutschte ich ihm hinterher. Er blieb liegen und ich schob mich auf seine Brust. Er sah so süß aus, wenn er versuchte zu schmollen, dass ich gar nicht anders konnte als ihm einen Kuss auf die vorgeschobene Lippe zu drücken.

„Hast du dich denn vom letzten Kaktusfick erholt?", fragte ich dann und streichelte über seine Hüfte.

„Ist doch egal." Er strich mir die Haare zurück, ließ seine Hand in meinem Nacken und zog mich daran zu sich runter. Ich folgte dem Zug gerne, küsste ihn gerne und spürte gerne, wie er mich küsste.

„Ist nicht egal", nuschelte ich an seine Lippen, ohne mich von ihnen zu lösen. „Einer von uns muss vernünftig sein."

Wir konnten nicht jeden Tag mehrmals Sex haben. Das war nicht gesund für ihn. Von seinen blauen, geschwollenen und definitiv schmerzenden Handgelenken abgesehen.

„Vernünftig sein ist doof. Ich habe es lieber, wenn du mir das Hirn rausfickst."

Ich kniff meine Augen zusammen. Dass es in meiner Leiste freudig zuckte bei seinem Anblick - total verwuschelte Haare, liebevolle türkise Augen mit forderndem Blick und verführerischem Grinsen - ignorierte ich unter größter Anstrengung. Ich musste stark bleiben.

„Wenn du mich deine Verletzungen eincremen lässt, bin ich bereit handjobs in Betracht zu ziehen." Bei denen hatte ich ihn bisher nie festbinden müssen. Seine Handgelenke bekamen also eine Pause und sein Hintern ebenfalls.

„Ugh!", stöhnte er genervt. „Ich soll mir für einen handjob Babysalbe an den Arsch schmieren lassen? In was für einer Kackwelt leben wir hier bitte?"

„Wenn du nicht willst, dann nicht." Ich zuckte mit den Schultern.

Es war seine Entscheidung. Meine Bedingungen waren schon seit ein paar Tagen klar: Babysalbe für den Arsch und Traumasalbe für die Handgelenke. Ansonsten bekäme er an beiden Stellen sehr schnell üble Probleme, für die ich nicht verantwortlich sein wollte. Ich tat, was ich konnte, damit es ihm gut ging, aber, wenn man jeden Tag Sex hatte und manchmal auch etwas ungeduldig wurde, musste man seinem Körper auch mal eine Pause gönnen.

„Natürlich will ich", brummte er schließlich. „Ich sollte froh sein, dass du mich quälst, indem du dich um mich kümmerst. Du hast so eine kranke Macht über mich, du könntest mich auf alle erdenklichen Arten foltern und ich würde um mehr flehen."

Ich stoppte ihn durch meine Lippen auf seinen. „Sag sowas nicht", flüsterte ich dagegen. „Du bist viel mehr wert, als ich dir geben könnte."

Wir küssten uns erneut. Er wollte etwas sagen, vermutlich widersprechen, aber ich ließ ihn nicht, presse meine Lippen auf seine und intensivierte den Kuss.

Vor ein paar Monaten hätte ich darüber gelacht, wenn ich darüber nachgedacht hätte, solche Worte auszusprechen. Aber jetzt fühlte es sich so an, als wären selbst sie nicht genug.

Ich liebte Damian. Ich wollte ihn glücklich machen. Etwas anderes kam nicht in Frage.


wild (bxb)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora