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In einer Schublade wachsen keine Blumen.

~~~

Als wir bei Spences Hütte ankamen, war es bereits dunkel. Das einzige Licht kam vom Markus' Auto. Er schaltete den Motor aus, ließ das Licht aber an.

„Habt ihr einen Termin?", fragte Markus, mit misstrauischem Blick zur Hütte.

„Wir haben Spence vorhin angerufen und er meinte, wir sollen herkommen. Wieso?"

„Es sieht nicht so aus als wäre er hier. Am besten wir warten im Auto, sonst werden wir vielleicht in die Luft gesprengt."

Markus sagte das so nüchtern, dass ich kaum glauben konnte, was ich da hörte.

Durch einen Blick in den Spiegel erkannte er den Schock in meinen Augen und erklärte: „Er ist nicht nur ein Experte für Verwandlungen, sondern erfindet auch gern mal Waffen und Fallen. Als ich das erste Mal unangekündigt aufgetaucht bin und er nicht da war, habe ich auf dem Weg vom Auto zur Haustür irgendetwas aktiviert, das mich vergiftet hat. Ich lag stundenlang halbtot auf seiner Veranda, bis er aufgetaucht ist. Bevor er mir das Gegengift gegeben hat, hat er mich erstmal ausgelacht, mich nach allen Symptomen gefragt, wollte, dass ich meine Schmerzen auf einer Skala einordne und hat gewartet, bis ich bewusstlos geworden bin, damit er weiß wie potent die Dosis ist. Er behauptet zwar, er macht das, um sich und sein geistiges Eigentum zu schützen, wenn er nicht hier ist, aber ich glaube, unangekündigte Besucher sind seine nächste Testphase nach Tierversuchen..."

Wow.

Das war... wow.

Alles, was Markus über Spence sagte, ergänzte das Bild, das Damian schon vor Monaten von seinem Ex gezeichnet hatte. Als ich ihn kennengelernt hatte, war ich davon überzeugt gewesen, Spence hatte auch gute, ja gar sensible Seiten. Dabei sprachen seine Taten eindeutig für sich: Spence nutzte jede Gelegenheit, seine Forschungen voranzutreiben. Solange wir ihm dabei behilflich waren, konnte er es sich leisten, nett zu sein. Sobald wir eine Gefahr darstellten, wurde er selbst zur Gefahr.

Ich wollte Markus gerade fragen, woher er Spence überhaupt kannte. Ob er ebenfalls eine Rolle in der Vereinigung spielte und wenn ja, welche. Ich kam nicht dazu, da Damian meinen Namen murmelte.

„Marlon..."

Mein Blick fiel auf die Veranda der Hütte, den Ort, an dem ich gekauert und gefroren hatte, nachdem Damian vor einer Woche im Wald verschwunden war. Allein die Erinnerung daran sorgte dafür, dass mir ein kalter Schauer über den Körper jagte.

Er ist hier, erinnerte ich mich. Er ist bei mir. Wir sind zusammen.

Ich schaute zu Damian. Er wich meinem Blick aus. „Bis Spence kommt, sollte ich dir vielleicht was sagen..."

Seine Hand löste sich von meinem Bein und er legte sie, zu einer Faust geformt, in seinen Schoß.

Ich verfolgte die Geste aufmerksam. „Das klingt so als hättest du etwas angestellt."

Er lachte, ohne Belustigung „Ich habe einiges angestellt, aber dafür kann ich ausnahmsweise nichts. Glaube ich."

„Damian, hey." Markus drehte sich zu uns, sodass er zwischen den Vordersitzen zu uns nach hinten sehen konnte. „Das klingt so als gäbe es etwas, wofür man irgendwem die Schuld geben müsste oder könnte. Denk nicht so über dich. Du bist du und du bist gut so. Marlon wird das genauso sehen. Und wenn nicht, dann tut es mir leid, aber dann bist du besser ohne ihn dran."

„Hey, langsam!", stieß ich aus, obwohl ich Markus zustimmte. Damian war gut so wie er war. Ich liebte ihn genau so. Nur, der Gedanke, dass wir ohne einander besser dran wären, jagte mir einen Schrecken ein und sorgte dafür, dass ich Markus beinahe aus Reflex ins Gesicht schlug.

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⏰ Last updated: May 01 ⏰

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wild (bxb)Where stories live. Discover now