*(7) Herausforderung*

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Er sollte dir egal sein.

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Drei Tage vergingen ohne, dass wir nochmal mit Damian redeten. Finn hatte sich seine Nummer geholt und sie direkt an mich weitergeleitet, von wegen: „Wenn ihn etwas interessiert, ist er aufmerksam ;)"

Ich hatte ihm nicht geschrieben. Zum einen, weil Finns Vater gerade an meinem Lieblingsbike herumschraubte und ich warten musste, bis er fertig war, um es zu fahren. Zum anderen, weil ich einfach nicht wusste, was ich ihm schreiben sollte. Ein Treffen zu vereinbaren würde ich hinbekommen. Smalltalk war eine andere Sache.

Ich hatte mich auf die Sportstunde gefreut, da unser Lehrer angekündigt hatte, dass wir Basketball spielen würden. So sehr ich die Typen unseres Teams auch verabscheute, ich spielte gern mit ihnen. Ich mochte die Herausforderung und vor allem mochte ich es, gegen sie zu gewinnen.

Mir hätte klar sein müssen, dass Ricos Gruppe auf dumme Ideen kommen würde. Fast so als würde die Sportart sie daran erinnern, sich wie dumme Proleten zu verhalten.

Wir spielten ein Turnier aus vier Mannschaften mit je 7 Spielern. Keiner außer mir schien wirklich daran interessiert zu sein, das Spiel zu spielen. Nein, egal, welchem Team sie angehören, sie machten es sich zur Aufgabe, Finn regelregt zu beschießen.

Die Pässe von seinen Teammitgliedern waren zu hart geworfen und zu schlecht positioniert, um sie zu fangen und die anderen spielten nicht darum, mehr Körbe zu werfen, sondern Finn öfter und härter zu treffen.

Der Lehrer sah in diesem Verhalten kein Problem. Er dachte, das wäre ihre Art, schlechter zu spielen, um den anderen aus dem Kurs bessere Chancen zu geben.

Nach zwei Spielen fakte Finn Kopfschmerzen und setzte sich an den Rand. Der Anblick, wie er auf dem Boden saß, die Beine angewinkelt, die Ellenbogen auf den Knien und die Hände in den Haaren machte mich wütend.

Bei der erstbesten Gelegenheit schlug ich Rico den Ball aus der Hand und ließ ihn ins Aus rollen.

Ich brachte es nicht über mich, ihm tatsächlich eine Ansage zu machen. Finns Weg, dem Problem aus dem Weg zu gehen, hatte mehr geholfen als Worte es konnten. Trotzdem war ich sauer. Das merkte man bei jedem meiner Würfe, Pässe und Schritte.

Nur sagte keiner etwas dazu, bis ich im Sprint an Damian knallte und ihn mit mir zu Boden riss.

„Sorry", murmelte ich, wie bei unserem ersten Aufeinandertreffen.

Statt mich, wie beim letzten mal, tatenlos anzustarren, hielt er mich an den Schultern fest, als ich mich von ihm runterdrücken wollte und sagte leise: „Beruhig dich. Die sind deine Wut nicht wert."

„Soll ich ihnen applaudieren?"

Natürlich ließen die Kommentare darüber, dass wir nicht sofort aufgestanden waren, nicht lange auf sich warten.

„Uhh Marlon und Damian liegen auf dem Boden, in ein paar Minuten lutschen sie an Hoden!"

Damian und ich sahen einander weiterhin an, ich mit einem Blick der sagte: „Wie soll man da nicht wütend werden?" und er mit einem, der sagte: „Diese Idioten sind vollkommen bedeutungslos."

Ich drückte mich von ihm weg, stand auf und bot ihm die Hand an, um ihn auf die Beine zu ziehen. Er nahm das Angebot an, obwohl er bereits stand, bevor ich ihn hochziehen konnte.

Als ich an ihm vorbeilaufen wollte, hielt er mich, weiterhin an der Hand, bei sich und sagte leise: „Konzentrier dich auf das Spiel. Wenn du dir Mühe gibst, bist du vielleicht halb so gut wie ich."

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt