*(22) Gerechtigkeit*

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Je höher du fliegst, desto tiefer kannst du fallen.

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„Shit, das ist ja echt eine Villa", stieß Damian aus, während wir auf mein Haus zuliefen.

Er wusste, dass das mein Haus sein musste, weil weit und breit kein anderes zu sehen war. So war das in der Gegend der Reichen und Schönen. Keiner hatte Lust auf Nachbarn.

„Warum hast du keinen Chauffeur?"

„Habe ich. Er heißt Finn."

Damit entlockte ich ihm ein kleines Grinsen.

Ich sperrte die Haustüre auf, ließ Damian hinter mir reinlaufen und schloss sie wieder.

Damian schaute sich staunend im Foyer um. „Kommt jetzt ein Butler und nimmt mir meine Jacke ab?"

„Nein. Und bevor du weiter nach Angestellten fragt: Wir haben nur eine Reinigungskraft, die Montag- und Donnerstagvormittag kommt."

„Oh, ihr Armen", spottete er. „Sag bloß, ihr müsst euch den Arsch selbst abwischen."

Ich ignorierte seinen Sarkasmus und zeigte ihm, wo wir unsere Jacken hinhängen und unsere Schuhe abstellen konnten. Dabei fiel mir ein Paar goldener Sneaker auf, die nur einer Person gehören konnten.

„Torben ist hier."

Keine Ahnung, wie lange er vorhatte zu bleiben, aber solange er hier war, war ich damit beschäftigt zu versuchen, ihm nicht über den Weg zu laufen. Das hieß: mich in meinem Zimmer einsperren, lauschen, bevor ich es verließ, und beim Essen auf Durchzug schalten, wenn er sich mit was auch immer gerade aktuell war profilierte.

„Soll ich ihn verprügeln?", fragte Damian.

Ich musterte ihn. Kein Anzeichen von Ironie zu sehen.

„Nur, weil ich ihn nicht leiden kann?"

„Du hast mal gesagt, er hat dich als Kind terrorisiert."

„Wir haben uns gegenseitig terrorisiert."

Damian zuckte mit den Schultern. „Ändert für mich nichts."

„Komm lieber mit mir in den Keller und schau dir den Pool an."

„Okay." Er folgte mir. „Wenn du es dir anders überlegst, sag einfach Bescheid."

Ich führte Damian durch den Flur, am Wohn- und Esszimmer, dem Bad und der Sauna vorbei und in die Schwimmhalle.

„Glaubst du, ich bin mir zu fein, mir selbst die Hände schmutzig zu machen?"

„Du bist mir zu fein, dir die Hände schmutzig zu machen."

Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Ich bin dir zu fein?"

Er nickte, mit ernstem Blick. Bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, bevor ich mir einreden konnte, dass es bloß einer seiner blöden Witze gewesen war, nahm er meine Hände in seine, hielt sie zwischen uns.

„Deine Hände sind so weich. Wenn du damit zuschlägst, fühlt es sich wahrscheinlich gut an."

„Sollen wir es ausprobieren?", fragte ich drohend.

Er grinste herausfordernd. „Wenn du glaubst, du kriegst es übers Herz, mich zu schlagen."

Natürlich tat ich das nicht. Stattdessen lief ich in die Schwimmhalle und zog ihn an den Händen hinter mir her.

Ich lief rückwärts, er vorwärts. Ich schaute ihm in die Augen, er mir. Ich lächelte, er lächelte.

„Sicher, dass du mich nicht nackt sehen willst? Wenn du mich so anschaust, habe ich nämlich das Bedürfnis, mich auszuziehen."

wild (bxb)Where stories live. Discover now