*(30) Lady und Lord*

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Er liebt eine andere.

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Ich war seit Wochen nicht mehr Motocross gefahren. Mein Bike war Schrott gewesen und hatte intensive Reparaturen gebraucht.

Naja, um ehrlich zu sein, war es gar nicht mein Bike. Nicht in dem Sinne, dass es mir gehörte. Es war mein Bike in dem Sinne, dass ich der einzige war, der es von der Größe her fahren konnte und, dass es das einzige war, das ich angemessen fahren konnte.

Ich war seltsam aufgeregt, als wir vor der Garage standen und darauf warteten, dass Finn mit dem Schlüssel zurückkam, um sie aufzusperren.

Es war Samstag. Wir hatten uns zum Frühstück bei Nick und Damian getroffen und waren von dort aus gemeinsam zur Strecke gefahren.

Alisha interessierte sich nicht wirklich für Motocross. Meistens, wenn wir fuhren, las sie in der Bar oder ging zum Skateboard-Fahren in den Park nebenan. Keine Ahnung, was sie heute tun würde.

Damian und Nick waren jedenfalls hier, um uns zuzusehen. Offiziell war das der Anfang ihres Trainings. In Wahrheit wollte Finn bloß eine Chance, vor seinem Freund anzugeben. Dafür musste ich meinen Kopf hinhalten. Was wäre ich auch für ein Freund, wenn ich mich nicht bloßstellen ließ, um ihn besser dastehen zu lassen?

Schließlich kam Finn mit dem Schlüssel für die Garagentore zurück, sperrte sie auf und ließ sie hochfahren.

Beim Frühstück war Finn beinahe auf Nicks Schoß gesessen. Die hatten sich gegenseitig gefüttert, ständig gekichert und kaum voneinander abgelassen. Nun schenkte er ihm keine Beachtung. Er nahm meine Hand und zerrte mich hektisch durch die Halle.

Ich warf einen Blick zurück zu Alisha, Damian und Nick und stellte fest, dass sie uns folgten. Damian hatte seinen Blick auf mir, während Nick sich interessiert in alle Richtungen umsah.

„Hier!" Finn blieb stehen und zeigte auf ein großes, mit Öl verschmutztes Leinentuch, das die Umrisse eines Crossers verdeckte.

„Ist da meine Lady drunter?", fragte ich.

Finn nickte.

„Warum habt ihr sie vermummt?"

Finn kicherte ein extrem seltsames Kichern, das mir ein klein wenig Angst machte. „Bleib da stehen!"

„Ich hatte nicht vor, irgendwo hinzugehen."

Finn fixierte mich mit seinem Blick, lief um das Bike herum, holte sein Handy raus, hielt es hoch und richtete es mit der Kamera zu mir.

In dem Moment stellten sich Nick und Damian neben mich und Alisha neben Finn.

„Bereit?", fragte Alisha Finn.

Er nickte. „Zieh sie aus, die kleine Maus."

„Irgh." Alisha schüttelte sich angeekelt. „Jetzt will ich es nicht mehr machen."

Finn verdrehte die Augen und trat ihr ans Bein. „Mach jetzt! Ich sterbe gleich vor Aufregung."

„Muss ich verstehen, was hier gerade passiert?"

Niemand antwortete mir. Stattdessen griff Alisha nach dem Leinentuch und begann daran zu ziehen.

Sie legte Millimeter für Millimeter der Maschine frei. Schon am Kotflügel erkannte ich, dass sich mein Bike verändert hatte. Es hatte einen neuen Anstrich bekommen – Schwarz, braun, dunkelgrün. Der Mittelteil sah etwas breiter aus als vorher. Was nicht schlecht war. So würde ich ihn im Stand besser zwischen meine Beine klemmen können.

wild (bxb)Where stories live. Discover now