*(12) Augen*

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Seine Augen sagen mehr als Worte es jemals könnten.

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Ich wusste nicht, wie lange ich im Wald gesessen hatte. Es war lange genug gewesen, um Finn dazu zu veranlassen, mir besorgte Nachrichten zu schreiben, zuletzt mit der Ankündigung, mich suchen zu kommen, wenn ich nichtbald auftauchte.

Ich schaffte es nicht, meine kalten Finger davon zu überzeugen, ihm zu antworten. Es dauerte ohnehin nicht lange, zurück zum Haus zu kommen.

Nick riss bereits wenige Sekunden nach meinem Klingeln die Tür auf und ließ mich rein. „Gott, du siehst total verfroren aus", hauchte er. „Willst du Tee oder heiße Schokolade?"

„Heiße Schokolade klingt gut", brachte ich zitternd hervor, bevor Finn mich mit einer Umarmung beinahe erdrückte.

„Ich habe mir Sorgen gemacht, Mann!"

„Ich bin schon groß, Finn. Ich komme klar." Ich klopfte ihm ein paar Mal auf den Rücken, ließ meine Hand dann aber dort liegen, um etwas von seiner Körperwärme zu spüren.

„Am besten ihr geht ins Wohnzimmer und kuschelt euch unter die Decke. Ich komme dann mit der Schoki. Für dich auch, Finn?"

Ohne etwas an unserer Position zu ändern nickte Finn und machte ein paar kleine Schritte zurück.

Es stellte sich heraus, dass Finn und Nick gerade dabei gewesen waren, einen Film anzusehen. Auf dem Sofa lag eine Kuscheldecke und auf dem Tisch davor standen Kekse.

„Soll ich gehen?", flüsterte ich Finn leise zu.

Er wickelte mir die Decke um die Brust, sodass ich sie quasi als Kleid trug, und legte mir eine weitere über die Schultern. „Du musst mich für ganz schon untervögelt halten, wenn du glaubst, gefickt zu werden ist mir gerade wichtiger als dafür zu sorgen, dass du nicht erfrierst."

„So schnell erfriert man nicht. Außerdem kann ich meine Tante anrufen, um mich abzuholen"

Er musterte mich misstrauisch, drückte mich auf das Sofa, setzte sich neben mich und drückte mich an sich. „Hast du Damian gefunden?"

Ich schüttelte den Kopf. Dass ich stattdessen auf einen Panther getroffen war, behielt ich für mich.

„Glaubst du, er ist okay?"

Ich zuckte mit den Schultern, so gut es in meiner Position nun mal ging, und merkte, dass ich, je wärmer ich wurde, immer mehr an Finns Körper sank und meine Muskeln sich für die Entspannung nach dem langen Zittern bedankten.

Als Nick zurückkam, stellte er unsere Tassen mit heißer Schokolade auf dem Tisch ab und schob sich zwischen Finn und dem Sofa in die Ecke, sodass Finn an Nick lehnte und ich an Finn.

Es kam mir total komisch vor, mit meinem besten Freund zu kuscheln, während er von dem Typen umarmt wurde, an dem er Interesse hatte.

Ich verstand, dass sie sich sorgen gemacht hatten und sichergehen wollen, dass es mir gut ging, aber dafür mit mir zu kuscheln, obwohl sie ihre Zweisamkeit offensichtlich genossen hatten, ging meiner Meinung nach etwas weit. Egal, ob sie einfach nur zusammen einen Film schauen wollten oder vorhatten, dass es zu mehr wurde, ich störte dabei.

Gerade, als ich darüber nachdachte, das Trinken meiner Schokolade als Vorwand zu nutzen, den Kuschel-Dreier zu beenden, ging die Tür auf und wir schreckten auseinander.

Ein Schnauben ließ unsere Blicke zum Flur wandern, von wo aus Damian auf die Situation sah. Ohne etwas zu sagen, drehte er sich weg und lief weiter.

„Entschuldigt mich kurz", murmelte Nick und schob sich vorsichtig hinter Finn raus.

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt