*(18) Reden*

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Er verlangt keine Rechfertigung, bloß eine Erklärung. Er will nicht urteilen, nur verstehen.

~~~

„Wer weiß noch davon?", war meine erste Frage.

„Niemand", sagte Damian leise. „Nur du und Spence."

„Hat es wenigstens irgendetwas gebracht, dass er... seltsam war?"

„Keine Ahnung. Er hat über nichts Anderes mehr als meine Verwandlungen geredet und ich habe irgendwann aufgehört zuzuhören. Ich wollte mich nicht ständig damit auseinandersetzen müssen oder ihm auch nur das kleinste Zeichen geben, dass es okay wäre, mich ständig dazu zu bringen, mich zu verwandeln, um seine Forschung voranzutreiben. Ich wollte- Ich will einfach, dass es aufhört."

Ich versuchte nicht zu behaupten, ich könnte ihn verstehen. Das konnte ich nicht. Was Damian erlebte war nicht vergleichbar mit irgendeiner Erfahrung, die ich jemals gemacht hatte.

„Die Idee, zu versuchen, rauszufinden, was mit dir passiert, um einen Weg zu finden, damit umzugehen, ist eigentlich gar nicht so schlecht", überlegte ich. „Ich weiß nicht, ob es jemals aufhört, aber vielleicht wird es dann erträglich."

Damian schaute mich an. Obwohl sich an seiner Mimik nicht viel änderte, erkannte ich in seinen Augen, dass er sich daran machte, die Löcher in seinen Mauern zu füllen, um sich vor mir zu verstecken.

„Seine Herangehensweise war beschissen", fügte ich an. „Aber seine Absicht-"

„Du kennst ihn nicht. Du hast keine Ahnung von seinen Absichten."

Ich schaute ihn flehend an. Wenn er mich nur aussprechen ließen... mich erklären ließ... seine Mauern nur für einen Moment fallen ließ...

„Du hast Recht. Ich kenne ihn nicht. Aber ich weiß, wie es ist, dich zu mögen. Klar, kann ich nicht sagen, ob er dir helfen wollte, aber ich weiß, dass ich es will."

Er schnaubte abfällig. „Du kannst mir nicht helfen."

„Ich kann für dich da sein. Das hilft."

Er wollte mich von sich stoßen. Er versuchte es. Aber irgendetwas in ihm hielt ihn davon ab. Und sobald er sich dem geschlagen gab, füllten blaue Fasern die Schwärze seiner Iris.

„Deine Augen wechseln ihre Farbe", hauchte ich.

Das war nicht das erste Mal, dass ich es beobachtete, aber das erste Mal, dass ich mir erlaubte zu glauben, was ich da sah.

„Ich weiß", sagte er leise. „Das war eines der Dinge, die Spence „untersucht" hat."

„Und? Was war das Ergebnis?"

„Meine Augenfarbe hängt von meinen Gefühlen ab. Genau wie die Verwandlung."

Seine Art, seine kalte, distanzierte Art, sein schützender Sarkasmus, sein Ausweichen und Zurückziehen, ergab plötzlich Sinn. Seine Gefühle sorgten dafür, dass er in seiner Verwandlung unfassbare Schmerzen erlitt. Da würde ich auch versuchen, sie zu unterdrücken. Selbst, wenn es nicht immer klappte.

„Was fühlst du gerade?"

Damians Blick sprang zu unserem verschränkten Fingern. „Weiß nicht."

„Lügner."

Ich musste schmunzeln. Seine Lüge war feige, aber seine Verlegenheit unglaublich süß.

„Gib mir wenigstens eine Chance, mir dein Vertrauen zu verdienen."

„Ich vertraue dir", sagte er ohne zu zögern. „Nicht, weil ich will. Eher, obwohl ich es nicht will. Ich meine... Ich will es nicht. Aber meine Instinkte haben einen eigenen Kopf."

wild (bxb)Where stories live. Discover now