*(83) Schnell*

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Erfahrene Dämonen spielen mit dir. Sie geben dir das Gefühl, du könntest fliehen. Sie lassen es so aussehen als könnte es sich lohnen zu hoffen. Sie wollen sehen, was du bereit bist zu tun, um dich sicher zu fühlen. Also lassen sie dich gehen. Lassen dich kämpfen. Manchmal lassen sie dich auch gewinnen. Und, sobald du glaubst, vielleicht wird jetzt endlich alles gut, zerren sie dich zurück in die Hölle.

~~~

Am Mittwochmorgen stand ich mit meinem Sportkurs in der Halle und wartete auf meinen Lehrer.

Damian starrte mich finster an. Es störte ihn offensichtlich, dass ich eine Woche nachdem ich aufgewacht war, bereit war, mich körperlich zu verausgaben. Nicht, dass er mich darauf ansprechen würde. Dafür müsste er sich dazu überwinden, zu mir zu kommen und mit mir zu reden.

Selbst, falls er das tun würde, würde es nichts ändern. Spence meinte ich solle auf meinen Körper hören. Genau das tat ich. Meine Schmerzen waren weg, das Zittern meiner Beine ebenso. Ich fühlte mich, rein körperlich, so gut wie lange nicht mehr. Keine Kopfschmerzen, keine Verspannungen, keine blockierten Wirbel. Sogar die Hämatome waren verschwunden.

Ich war mir der Gefahr, die Spence mir erklärt hatte, bewusst: Solange ich vollständig heilte, war ich anfällig für Verletzungen. Gut und schön. Aber zu sehen, wie es Damian aufregte, mich in Sportsachen in der Halle stehen zu sehen, war mir jede Verletzung wert.

Das, was meinem Körper passieren konnte, war nichts im Vergleich zu dem, was ich durchstehen musste, wenn Damian mich abwies. Das sah er natürlich nicht. Dafür war er zu blind für alles Gute, das er mir geben konnte.

Zum Anfang der Stunde, nachdem der Lehrer eingeteilt hatte, wer was machen sollte, um das Feld draußen für verschiedene Leichtathletik-Disziplinen vorzubereiten, rief er mich zu sich.

Finn hatte mir bereits erzählt, dass ich, wenn ich heute mitmachte, wahrscheinlich eine Note abgeben musste. Damit hatte ich kein Problem. Das, was mein Lehrer aber tatsächlich besprechen wollte, war ein Problem.

„Ich weiß, du bist nicht gut auf die Basketball-Jungs zu sprechen. Aber ich kann dir versprechen, dass sie geschworen haben, sich zusammen zu reißen", meinte er unruhig.

„Worum geht es überhaupt?"

Er tippte nervös auf seinem Kugelschreiber herum. „Ich denke, du wirst es schon gehört haben: Rico fällt für ein paar Monate aus. Er hinterlässt damit eine riesen Lücke im Team, die ich beim aktuellen Stand der Dinge nicht füllen kann. Dazu habe ich nicht die passenden Spieler. Deshalb wollte ich dich bitten, darüber nachzudenken, ob du dich dem Team wieder anschließen möchtest."

Natürlich wollte er das. Rico war sein bester Spieler. Es gab niemanden im Team, der sich so bemühte, um abzuliefern. Die meisten rissen sich nur den Arsch auf, um Rico nicht negativ auf sie aufmerksam zu machen. Sie wollten Rico nahe sein, zu seiner Gruppe dazugehören, aber nicht tatsächlich auf seinem Radar auftauchen. Dazu war die Gefahr zu groß, dass er etwas finden würde, über das er sich lustig machen konnte.

Rico bedeutete für das Team nicht nur wahres Können, sondern auch Kontrolle. Antrieb. Ohne ihn fiel das Team auseinander.

Mein Lehrer musste verdammt verzweifelt sein, wenn er wirklich glaubte, ich wäre der richtige, um für ihn einzuspringen. Ich könnte niemals für so eine Dynamik sorgen wie Rico es tat. Das wollte ich gar nicht. Dafür hatte ich zu viel Spaß daran, einfach Basketball zu spielen. Gewinnen und verlieren fühlte sich für mich beinahe gleich an, solange ich mir sicher sein konnte, dass jeder in meinem Team sein Bestes gegeben hatte, um zusammen zu arbeiten. Mir ging es um das Spiel an sich. Um jeden Ballkontakt, jeden Pass, jeden Wurf, jeden Block... Vielen anderen ging es weniger um den Prozess als das Ergebnis. Sie wollten gewinne. Um jeden Preis. Selbst, wenn sie dafür den Spaß am Sport verloren.

wild (bxb)Where stories live. Discover now