Abschiedlos

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"Du hast was gemacht?!", rief Heira entsetzt aus. Er schien für einen Moment in eine Art Schockstarre gefallen zu sein, als Alexa ihm erzählte, was sie herausgefunden hatten. Er wirkte allerdings weder beunruhigt, noch war er froh über die Nachrichten.

"Ich habe sie gebeten, mit mir zu kommen", gab Alexa zu und schaute den kurz geratenen Mann direkt an.

"Das ist mir egal!", zischte er, "ihr habt dort oben nichts zu suchen. Gar nichts! Vor allem nicht, wenn die Königin nicht anwesend ist. Was für..."

Er wandte sich ab und schritt an das Fenster seines Arbeitszimmers. Es war spärlich beleuchtet, jedoch viel mehr aufgeräumt, als Rabeas Zimmer im Turm.

"Wir mussten doch etwas herausfinden!", widersprach Alexa bestimmt."Weil es ja sonst keiner macht."

Bei diesem Satz drehte der Mann sich wieder zu ihnen um. Er glühte beinahe vor Wut. "Bei allem Respekt, Prinzessin. Ihr redet von Dingen, die ihr beide nicht versteht. Ihr missbraucht mein Vertrauen, um mir ein Märchen aufzutischen!"

Er schlug wütend auf den Tisch und sah dabei eher verzweifelt aus, als sauer.

"Aber wenn wir uns doch so sicher sind, dass da etwas dran ist, warum glaubst du uns nicht?"

"Weil, liebe Alexa, eure Geschichte nichts als Humbug ist! Ihr habt ja nicht mal Beweise!"

Alexa schien auch nicht glücklicher zu werden und machte ihrer Wut Luft.
"Oh doch! Sag's ihm, Lilith!"
Diese schluckte, als die raubtierartigen Augen des Mannes zu ihr schnellten.
"Die Dunkelelfen, die uns auf der Jagd überfallen haben. Erinnert Ihr Euch?"

Sie räusperte sich und musste sich einen richtigen Satz formen, da der Originalsatz seit dem Turm wild in ihrem Kopf herumschwirrte.

"Also... Einer sagte mir, dass der Tod kommt."

Heira verdrehte erneut die Augen und schlug die Hände vor sein Gesicht.

"Wartet!", zischte Alexa wütend.

"Es klang aber nicht, als würde er von dem normalen Tod sprechen. Er sprach es aus, wie einen Namen."

"Hörst du? Das erklärt, warum Calara so schnell gefallen ist! Den Tod gibt es wirklich! Er muss zurückgekehrt sein und deshalb ist Mutter in großer Gefahr!", rief Alexa. So langsam wurde sie wohl auch wütend.

Heira schien jedoch immer noch nicht begeistert. Er hatte immer noch die Hände im Gesicht vergraben.

"Alexa. Ich will, dass du auf dein Zimmer gehst und darüber nachdenkst, was du getan hast. Lilith."

Er schaute auf und Lilith hätte schwören können, Tränen in seinen Augen zu sehen. "Du solltest zurück ins Kloster. Ich glaube, mein Vertrauen sollte ich in Zukunft Leuten geben, von denen ich Treue erwarten kann."

Das war anscheinend das Kommando, um Lilith und Alexa herauszuschicken.Die Wachen schlossen die Tür hinter ihnen und ließen die Mädchen ganz perplex im Gang stehen.

Sie gingen ein paar Schritte schweigend neben sich her, vom vorherigen Enthusiasmus war kaum noch etwas übrig.

"Warum glaubt er uns nur nicht?", klagte Alexa, als sie sich einige Schritte von Heiras Zimmer entfernt hatten. Lilith schüttelte nur enttäuscht den Kopf.

"Er will einfach nicht verstehen, dass Mutter in Gefahr ist! Aber wenn er nichts macht, wer denn dann?"

Sie wusste die Antwort genauso gut, wie Lilith.

"Anscheinend müssen wir erst mal abwarten. Heira war unsere einzige Chance", sagte Lilith und Enttäuschung machte sich in ihr breit.

"Ärgere dich nicht drüber, Alexa. Vielleicht hatte er nicht ganz Unrecht."

Melodie des ErwachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt