03.°Gaffer°

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03.

»Mom?«, frage ich verschlafen und trete aus meinem Zimmer. Ich habe vor meinem Zimmer Krach gehört und gehe davon aus, dass es meine Mutter sei. Na ja, um zwei Uhr nachts war es schon etwas spät.

»Ja?«, höre ich gleich darauf die vertraute Stimme meiner Mutter.

»Wo warst du?«, will ich wissen, da sie mir nicht Bescheid gegeben hat, wohin sie geht.

Sie ließ ihre Tasse auf den Esstisch sinken und schaute mich mit ihren dunklen grauen Augen an.
»Weißt du, süße. Du musst nicht immer alles wissen.« Ich blicke sie nur weiter verwirrt an. Wieso ist sie plötzlich so? »Ich mache mir doch nur sorgen, Mum!«, protestiere ich und laufe paar Schritte auf sie zu. Sie stinkt nach Zigaretten, das kann ich schon von hier riechen. »Geh wieder schlafen, Alexis.«, fordert sie nun und zeigt mit dem Finger in die Richtung meines Zimmers.

Seufzend lasse ich mich wieder auf mein Bett nieder. Meine Eltern haben beide das Sorgerecht, da keiner von ihnen etwas ‚illegales' gemacht hat. Sie haben sich einfach ,wie andere Paare, getrennt und somit durfte ich entscheiden bei wem ich bleiben möchte. Und nein, ich habe mich nicht entschieden, sondern meinte einfach nur, dass ich bei beiden wohnen möchte. Ich meine, wenn du zwischen einer Entscheidung stehst die dein Leben verändern könnte, wärst du doch bestimmt auch unter Druck, oder? So war es immerhin bei mir. Sie trennten sich als ich 16 Jahre alt war und somit eine Heranwachsende Frau. Und irgendwie haben letztendlich beide das Sorgerecht gekriegt. Ich weiß zwar nicht wie es bei anderen abläuft, aber mit 16 Jahren konnte ich mich einfach nicht zwischen meinen Eltern entscheiden.
Plötzlich, siehe da, bin ich 17. Lebe in England und gehe auf eine Private Schule.

Mein Leben war schon immer nichts besonderes, außer dass ich mal mit Charlie zusammen war. Er ist sozusagen der Schülersprecher und wirklich intelligent. Nicht so intelligent wie William, doch trotzdem intelligent. Ich war 16, als ich ihn auf einer Party sah. Es war wirklich lustig, da ich erstmal mit ihm getanzt habe und danach haben wir im Flur rumgemacht, bis mich meine Freundinnen von ihm weggezerrt haben. Sie meinten, dass mein Herz William gehöre. Danach wollte ich Ihnen das Gegenteil beweisen und bin mit Charlie zusammen gekommen. Insgeheim hat er mich immer an William erinnert und das war der Grund, warum ich auch Schluss gemacht habe. Schon wieder gab es nichts spannendes. Keiner hat jemanden betrogen oder geschlagen und wir liebten uns auch gegenseitig. Ich war wirklich verschossen in ihn, da er immerhin mein erster Freund war. Somit war es alles neu für mich und trotzdem endete unsere Beziehung nach acht Monaten. Ich war zwar danach auch in einer Trauer Phase, doch nie mehr war es so schlimm, wie bei William. Okey, zu viel Denkerei. Ich habe heute noch Schule, also sollte ich so langsam schlafen gehen.

•.•.•.•

»Morgen.«, grummele ich meine Freundinnen an, die nur lachen.

»Ha ha, alle lachen.«, gebe ich sarkastisch von mir.

Ich werde leicht an der Schulter geschlagen und seufze. »Reg dich ab, Lexi. Montag ist doch immer ein toller Tag.«, sagt Heaven Euphorisch.

»Aber nicht, wenn ich heute nicht einschlafen konnte und wir zwei Stunden Sport mit William haben.« Ich stütze mich an meinem
Spind ab und schaue auf meine Schuhe. Ich sollte sie mal waschen, da sie kaum noch weiß sind, sondern eher grau.

»Apropos William. Da kommt er.«, setzt Ruby an und wackelt mit den Augenbrauen. In binnen Sekunden raste mein Herz los und ich starre meinen Ex-besten Freund förmlich an. Er schenkt keinem
Beachtung und läuft seelenruhig mit seinen AirPods  in den Ohren herum. Meine Atmung geht flacher, doch schnell und meine Handinnenflächen beginnen zu schwitzen. Ich reibe meine Hände gegen meinen Pullover und drehe mich ruckartig zu meinen Freundinnen um, die genauso behindert William hinterher gaffen.
Pff, Gaffer!
Er ist nicht der beliebteste Schüler, doch man kennt ihn. Auch er gehört nicht zu einer Bad Boy Clique, wie in allen X-beliebigen Filmen, doch viele wollen immer mit ihm abhängen. Das einzigste was ihm zu einem Mädchenschwarm macht, ist, dass er in der Basketballmannschaft von unserer Schule spielt und Markenklamotten trägt. Anfangs habe ich nichts davon mitbekommen, doch als plötzlich alle Mädchen aus meiner Klasse über William geredet haben, hab ich es irgendwie auch erfahren.

Mir wird ein Ellenbogen in die Seite gerammt und ich zische schmerzvoll auf.

»Was?«, gifte ich Ava an, die nur belustigt reinguckt.
»Du hast wieder mal gestarrt.« Ich gebe ein verachtendes schnauben von mir.
»Er soll wissen, dass ich ihn hasse!« Hinter mir kichern Heaven und Ruby auf. »Du und William hassen? Da liegen Welten dazwischen. Sicher, dass du nicht Hass mit Liebe verwechselt hast?«, fragt mich Ava gespielt besorgt und guckt mich mit ihrem Hundeblick an. »Es ist seit gestern drei Jahre her, dass ich nichts mehr mit ihm zutun habe. Also kannst du das endlich mal lassen? Diese shipperei geht mir auf die Nerven.«

Nun fängt auch Ava an zu lachen und geht kopfschüttelnd weg. Ach ja, lieben Dank auch!
»Dein Unterbewusstsein weiß, dass du ihn liebst, doch nur du weißt es nicht.«, flüstert mir noch Ruby schnell ins Ohr, ehe sie mit Heaven um die nächste Ecke verschwindet.

Ich liebe William McLeod nicht!



Oder etwa doch?

WilliamWhere stories live. Discover now