09.°Ihm und mir°

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09.

Ich höre leichte Schritte auf der Treppe und ehe ich mich versehe, steht William im Türrahmen. Ich erschaudere, als ich ihn mustere. Er trägt zwar nur eine schwarze Jeans mit einem kleinem Loch am Knie und seinen weißen Pulli, welcher nicht gerade billig ist. Immerhin trägt er fast nur Markenklamotten. Damit hat er schon mit dreizehn angefangen. Ich habe erstmal gedacht, dass es die Pubertät sei und er einfach nur cool sein wollte, doch da habe ich mich geirrt. Er holte sich immer mehr von Marken, was mich leicht unsicher machte. Viele Mädchen aus der Schule schmachten für ihn, und einerseits denke ich, ist es nur wegen seinen Markenklamotten. Ich kann zwar nicht sagen was sie so toll an Geld finden, doch mir ist es auch eigentlich egal.

William hat seine Cap tief ins Gesicht gezogen, darum kann ich auch nur seine Lippen und ein Teil seiner Nase sehen. Früher habe ich ihm immer seine Cap weggenommen, um ihm dann die Haare zu verstrubbeln, da er anders ohne Cap aussah. Zudem sieht er mit verwuschelten relativ attraktiv aus, zwar weiß ich nicht ob es jetzt noch immer so ist, aber vorstellen kann ich es mir.

»Ich habe wirklich nichts gegen deine Kappe, doch am Esstisch ziehst du sie bitte aus.« William gibt kein Laut von sich, stattdessen nickt er brav und setzt sich auf einen Stuhl.

Ich stehe noch immer ratlos mitten im Raum und gucke vom Sofa, zum Esstisch und zu William.

»Na los Alexis, setzt dich neben William.« Mein Lächeln erstarb und ich gucke mit leichten großen Augen auf den Platz neben William.
Zögernd laufe ich zu dem Stuhl und schiebe ihn dann zurück, um mich drauf zu setzten.

William und ich bleiben ganze Zeit still und als unsere Eltern uns so betrachten, vermeide ich Augenkontakt zu jedem.
»Ihr habt euch noch immer nicht geändert.« Jap, ich kann den Plan nun von Ruby vergessen.
»Ihr seit noch immer zerstritten?«, fragt nun mein Vater und ich zucke nur antagonistisch mit den Schultern. William neben mir regt sich nicht.

»Ihr solltet es wirklich mal klären!«, mischt sich Brice ein und ich erstarre auf der Stelle. Oh nein, das im Bus gestern war schon peinlich genug!

»William, geh' bitte mit Alexis in dein Zimmer!«, verlangt sein Vater und ich starre fassungslos die älteren an. Ich soll alleine mit William in sein Zimmer?

»Warum?«, zischt er nun und ich erschaudere. Seine Stimme fühlt sich an wie ein Messer. Scharf und bedrohlich.

»Sei nicht so stur und geh' jetzt mit ihr nach oben! Bis das Essen fertig ist, dauert es noch eine Weile.«
Zischend steht William auf und ich ebenfalls, wenn auch zögerlich. Ich steige die vertraute Holztreppe nach oben und sehe, dass William schon sein Zimmer betritt. Soll ich da jetzt einfach so rein gehen? Ach komm, Scheiss drauf.

Ich betrete ebenfalls sein Zimmer und staune nicht schlecht. Er hat viele Möbel weggenommen, dafür schlichtere und dunklere reingestellt. Schick muss ich sagen. Meine Augen weiten sich aber, als ich an einer Fotowand stehen bleibe. Viele Bilder verdecken die Wand, wenn man es noch als Wand sieht. Die komplette Wand ist voller Bilder, von alt bis neu. Ich gucke mir sie interessiert an, bis ich bei einem festhänge. Ist es das, wonach es aussieht? Hat er wirklich noch ein Bild von uns? Von ihm und mir?
Auf dem Foto drücke ich ihm gerade einen Kuss auf die Backe. Dieses entstand paar Wochen vor dem Kontakt Abbruch. Es war schön und ich kann mich noch ganz genau dran erinnern.

»Will, ich will was essen!«, sage ich und stupse ihn an der Seite an. »Hör auf, du weißt, dass ich kitzlig bin!«, sagt er nun leicht beleidigt, doch ich lache nur und fange an ihn zu kitzeln. Nach einer Zeit, lag ich halber über ihm und er weint fast vor lachen.
»Ist gut, ist gut!«, lacht er und schupst mich unsanft von ihm runter.
»So, wir gehen jetzt Pizza holen!«, stellt er fest und Ich nicke begeistert. »Ich habe letztens schon bezahlt, jetzt bist du dran!«, grinse ich und er nickt seufzend.
Wir treten außer Haus und ich harke mich bei Will unter. Lächelnd laufen wir zu unserer Standart Pizzeria und ich mache paar Snaps an Freunde. Unter anderem auch Ava, da ich seit neustem Flammen mit ihr aufgebaut habe.
Zufrieden laufe ich mit meiner Pizza in der Hand zurück und warte erst garnicht auf Will.
»Und was kriege ich als Dankeschön?«, ruft er mir hinterher und ich gluckse vor mich hin.
»Einen süßen Backenkuss von mir.« Ich klimpere mit den Wimpern und er brummt irgendwas vor sich hin. Ich verlangsame meine Schritte und nun stand ich bei William. Ich zücke mein Handy aus der Tasche und richte es auf meinen besten Freund und mich. Ich drücke ihm ein Kuss auf die Backe, während ich ein Foto schoss. »Mein neues Hintergrundbild.«, kichere ich und er verdreht die Augen. »Hey, schick es mir aber! Ich will es ausdrucken.« Ich nicke brav und wir führen den Weg zu Williams Haus weiter .


Was soll ich bloß mit den beiden anstellen?

WilliamWhere stories live. Discover now