04.°Willyboy°

5.2K 149 35
                                    

04.

Ich schreibe noch die letzte Information von der Tafel ab, ehe ich meine Sachen packe und mit Ruby und Ava aus dem Raum spaziere. Vor dem Klassenzimmer wartet Heaven mit einem breiten Lächeln auf uns, worüber Ruby sich aufregt.

»Jetzt mal ehrlich? Wie kannst du immer so gute Laune haben?«, will Ruby wissen und begutachtet Heaven genau.
»Keine Ahnung.«, kichert diese nur und hakt sich bei mir unter.

»Wie war der Unterricht?«, fragt sie gleich darauf und schmatz so doll mit ihrem Kaugummi, dass ich ihn ihr am Liebsten aus dem Mund stopfen würde.
»So wie immer, bei dir?« Sie verdreht lächelnd die Augen und läuft mit mir zu unseren Spinden.
»William ist nun Mrs. Brixon's Lieblings Schüler.« Ich stöhne genervt auf. Dieser Junge wird irgendwann auf seiner Schleimspur ausrutschen und seine hässlichen Fehler einsehen. Es könnte aber auch sein, dass ich übertreibe..

Als wir uns in die Schulcafeteria setzen, jeder jeweils mit einem Tablett bepackt, kommen plötzlich alle in diese reingestürzt. »Wohoo, ihr wilden Tiere, macht mal langsamer!«, schreit Ruby zu der Menschenmenge rüber. Ich fange an zu lachen, aber höre hinter mir paar Beleidigungen. Die sollen mal
wirklich langsamer machen.

°°°

»Ich gehe schonmal vor um meine Sportsachen zu holen. Treffen wir uns vor der Sporthalle?«, frage ich, nachdem ich gegessen hatte, meine Freundinnen, die mit vollem
Mund nicken. Ich lächle noch einmal, bis ich mein Tablett wegbringe und zu meinem Spind laufe.

Die Gänge sind leer und auch sonnst scheint keiner in den Klassenzimmern zu sein. Besser für mich, ich genieße gerne die Stille.
Ich hole meinen Sportbeutel aus dem Spind und knalle ihn dann zu. Hach ja, Sport ist nicht so meine Stärke. Schmunzelnd laufe ich raus, doch höre eine vertraute Stimme recht neben mir im anderen Gang.

»Gib mir das verdammte Geld!«, zischt jemand und gleich darauf ertönt ein Schlag. Hat sich angehört, als würde jemand gegen die Wand schlagen.
»Was für ein Geld?«, fragt er verständnislos.
»Wir hatten einen Deal, McLeod! Ich besorge dir den Posten als Kapitän und dafür kriege ich Geld von Dir!«, schreit wieder der andere und eine Gänsehaut läuft mir über den Rücken. Besticht dieser jemand den Coach vom Basketballteam? Nur damit William den Posten als Kapitän hat?

Doch mich geht sein Leben nichts mehr an. Also wenn der jemanden dafür beauftragt, dann Bitteschön. Ich stehe ihm ja nicht im Wege, seitdem er diese Scheisse abgezogen hat. Hach ja, ich habe ihn nie gekümmert.
Mit einem souveränen Gang gehe ich aus der Tür raus und laufe zur Sporthalle, welche 500 Meter von der Schule entfernt war.

Als ich ankomme, setze ich mich auf eine Bank, rechts neben dem Eingang und warte auf meine Freundinnen. Ich schaue über den ganzen Vorhof, doch keine Menschen Seele ist hier. Bin ich wirklich so früh dran?

Plötzlich ertönt ein Gefluche und ich schaue gerade aus. Mein Herz macht einen Sprung und ich bin wie erstarrt. William kommt direkt auf die Sporthalle zu und scheint mich nicht zu bemerken. Ich versuche unauffällig wegzugucken, doch als die Schritte näher kommen, ist es unmöglich. Scheisse, ich bin nie so früh bei der Sporthalle und dann kommt dieser Idiot. Mein Leben liebt mich ja wirklich.

Ich verdrehe die Augen, als er an der Eingangstür rüttelt, ohne Erfolg. Sie ist zu, dass habe ich nämlich schon vor paar Minuten bemerkt.

William dreht sich einmal um seine eigene Achse und bemerkt dann diese Bank, auf welcher ich sitze. Ich ahne schon böses. Er kommt mit gesenktem Kopf auf mich zu und ich werde bald ein Herzstillstand erleiden.

Als William vor der Bank zum stehen kommt, richtet er den seinen Blick auf und starrt in meine Augen. Ich sehe wie er kurz zusammen zuckt, während Panik sich in seinen Augen breit macht. Er steckt seine Hände in die Hosentaschen seiner Jeans und ich rücke stillschweigend bisschen mehr zur Seite. Er bricht den Augenkontakt ab und setzt sich neben mich hin. Mein Atem geht schnell und ich kann es nicht verhindern, alle drei Minuten zu ihm zu starren. Er ist erwachsener geworden, das sieht man an seiner Körperstatur und den ausgeprägten Wangen Knochen, welche sein Gesicht verzieren. Generell sieht man vereinzelte Bartstoppel auf seinem Kinn und ich muss mich beherrschen, nicht an sein Kinn zu fassen, um diese anzufassen.

»Bitch!«, schreit plötzlich Ava, die auf mich zukommt.

Plötzlich verharrt sie auch in ihrer Gestalt und guckt hypnotisiert zu meinem Nebensitzer. Er macht drauf keinen Anstalt sie anzugucken und steckt sich lieber seine Kopfhörer in die Ohren.

Ava schenkt mir einen vielsagenden Blick, der so viel heißt wie: „Wir reden später!"
Ich nicke ihr zur Bestätigung zu, als schon die anderen zwei Walrosse auf uns zukommen.

»So liebe Alexi-«, Heaven, welche ihren Satz nicht beendet, starrt genauso behindert William an.
»Siehe mal da!«, kommt es nun verachtend von Ruby, die William grimmig anguckt. »Der Willyboy gesellt sich doch mal zu dir.« Ich richte meinen Blick auf sie und hebe meinen Zeigefinger an ihre Lippen.

»Sei still, er kann dich wahrscheinlich hören.«, zische ich Ruby an, die nur genervt ausschnaubt.

»Pech für ihn, ich kann ihm auch andere Sachen ans Gesicht werden. Wortwörtlich!« Ihre Augen funkeln William böse an, der allerdings nichts mitbekommt.
Hoffe ich zumindest.

»Ist ja gut.«, lache ich leicht und packe sich am Unterarm. »Wir gehen jetzt mal schön Kalorien verbrennen.«, seufze ich und ziehe sie mit mir in die Sporthalle, welche gerade von unserer Sportlehrerin aufgeschlossen wurde.


Sooo.
Irgendwelche Theorien warum William Kontakt abgebrochen hat?

WilliamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt