34.°Wiedersehen°

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34.

William

»Bro, bist du auch mal wieder da?«, fragt Josh schmunzelnd und ich nicke belegt. »Was is' los?« Ich schüttele den Kopf. »Hab' nur schlecht geschlafen.« Er glaubt mir nicht, dennoch fragt er nicht nach, wofür ich ihm dankbar bin. »Also, was brauchst du dieses Mal?«, fragt er mich und ich beantworte ihm die Frage.

»Du weißt schon, dass das nicht gesund ist.« Ach ehrlich? Will ich denn in dieser beschissenen Welt weiter leben oder was? »Ist ja nicht für mich.«, sage ich wie immer und er glaubt mir, wie immer. »Ach stimmt. Dann sag deinem anderen, viel Spaß damit.« Ich nicke ihm zu und haue einen Bündel auf den Tisch und verschwinde. Die Drogen habe ich mir in die Jacke gesteckt und laufe jetzt wieder nachhause.

Alexis

Wiedermal weinend sitze ich am Dienstag, anstatt im Theater, bei Ava zuhause und habe ihr alles gesagt. »Er fühlt bestimmt was. Wenn nicht, werde ich ihn mal was fühlen lassen.« Ein kleines schmunzeln legt sich auf meine Lippen, doch es verschwindet so schnell, wie es gekommen ist.

»Hm.«

»Es wird wieder. Er wird sich melden, sonnst hätte er ja nicht diese Gesten gemacht. Ich meine, das mach ja kein normaler bei jemanden, den er nicht mag. Also heißt es, dass er sich mahaaag!«, trällert sie am Ende und stopft sich Ben and Jerry's in den Mund. Cookie dough ist einfach zu geil. Wow, wie schnell meine Stimmung sich ändern kann.

»Babe, sei nicht traurig, sondern leb' einfach dein Leben weiter, als freier Teenie! Saufen und Partys gehören dazu. Immerhin wirst du erst nächstes Jahr achtzehn und dann geht die Sau erst ab. Manno Meter wird das geil! Bestimmt liegst du jeden Samstag besoffen in den Vorgärten der Nachbarn.«, sagt sie gruselig lachend und schaut mich Pedohaft an.

Ich falle ihr um den Hals, weil sie einfach immer für mich da ist und ihren Humor nicht verliert.
»Du bist einfach die beste und geilste Person auf dem Planeten!«

»Klar, man. Dafür wurde ich doch geboren!«, sagt sie arrogant und wirft ihr Haar nach hinten. Ich lache und stopfe mir nun auch das Eis in den Mund. »Gott ist das lecker!« Ava zieht eine Augenbraue nach oben und fängt an zu grinsen. »Jaa, nh. Einfach anders geil.« Wir lachen beide drauf los und starten eine Komödie.

°°°

Mein Handy klingelt und ich nehme es verschlafen in die Hand. Unbekannter Anrufer. Ich verdrehe die Augen und gehe dran. Meine Stimme rau wie noch was, aber egal.

»Alexis Rutherford.«, sage ich und höre mehrere Stimmen an der anderen Leitung. »Ihre Mutter ist in höchster Lebensgefahr und die Ärzte können nicht davon ausgehen, dass sie überleben wird.« Ich springe aus dem Bett heraus und schlüpfe hektisch in meine Leggings. »Ich schwöre Ihnen, wenn ich jetzt nicht zu meiner Mutter darf, schreie ich das Krankenhaus zusammen!«, drohe ich, doch er bestätigt mir, dass ich zu meiner Mutter dürfte.
Ich streife mir noch einen Pulli über und renne die Treppen runter. Nebenbei fische ich noch den Autoschlüssel meines Vater von der Kommode und haue nach draußen ab.

°°°

Seit mehreren Stunden sitze ich neben meiner Mutter, welche im Koma liegt. Es heißt, wenn sie aufwacht, dann überlebt sie. Wenn ihr Herz aussetzt, geht sie davon. Meine Hand umklammert ihre fest und ich bete zu Gott, dass er sie noch leben lässt. Sie ist eine junge Frau und hat sowas nicht verdient. Keiner hat sowas verdient, doch es geht nicht alles im Leben nach Plan.

William

Ich lutsche auf dem Teil herum, was metallic schmeckt, doch besser, als mich gleich in Lebensgefahr zu stürzen. Als ich nichts mehr schmecke, nehme ich das Teil aus meinem Mund und drehe mir einem Joint. Kann ja nicht schaden.

Keine Ahnung wie viel ich heute schon genommen habe, aber ich nehme jeden Tag ein bisschen mehr zu mir. Ich bin seit Montag nicht mehr in der Schule und habe es auch nicht mehr vor. Wieso auch? Es nützt mir nichts. Schule kann mir nicht helfen, also lasse ich sie sein. Meine Eltern juckt es nicht und mich genauso. Mein Therapeut meinte gestern, dass ich Fortschritte mache, doch dann muss er behindert sein. Fortschritte? Gut so, kann er gerne glauben. Doch ich brauche die Tabletten noch. Bevor ich Fieber kriege und anfange zu halluzinieren. Doch jetzt muss ich mich erstmal hinlegen und einfach so bleiben. Vielleicht werd' ich jetzt sieben Stunden wach liegen oder die ganze Nacht. Das hängt nicht an mir ab.

°°°

»William, brauchen sie noch was?« Ich nicke schüchtern. Ich habe mich beim Therapeuten schüchtern gestellt, für extra. Da denkt er nämlich, dass ich so ein Softboy bin. Soll er doch. Wird mich eh bald nicht mehr sehen.

»Ich kann noch immer nicht einschlafen. Würden Sie mir Schlaftabletten empfehlen?« Er überlegt kurz und studiert mein Gesicht. Nickt dann aber lächelnd, da er meine Augenringe gesehen hat. »Und, William. Wie läuft es mit Alexis?« Ja, ich habe mit ihm drüber geredet. »Wir halten Abstand zueinander.« Er nickt und schreibt sich was auf sein Block. »Gut, dann werde ich dir ein Rezept geben, dass du bitte in der Apotheke angeben wirst. Du kennst es ja schon.« Ich nicke falsch lächelnd und er druckt mir das Rezept aus, danach gibt er es mir.

»Wir sehen uns dann wieder Montag, aber wenn was sein sollte, du hast ja meine Nummer.« Ich schüttele seine Hand und verschwinde aus dem Gebäude. Gut, dass es hier eine Apotheke direkt um die Ecke gibt.

Ich gehe rein und begrüße den Mann am Tresen. »Wie kann ich Ihnen helfen?« Ich überreiche ihm mein Rezept und er schaut mich prüfend an. »Wollen Sie die kleine oder große Packung.« Ich tue so, als ob ich überlegen würde und entscheide mich dann zufällig für die größere Packung. Er geht um eine Ecke und kommt paar Minuten später mit einer mittelgroßen Dose wieder. Ich gebe ihm das Geld, was er verlangt und verabschiede mich mit einem freundlichen ‚auf Wiedersehen', was es eh nicht der Fall sein wird.

WilliamKde žijí příběhy. Začni objevovat