I - 4: Angriff der "Grey Gauntlets"

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Zusammen mit den anderenKerlen verlassen Mike und Merlany das Haus. Das Morgenrot strahltüber die Stadt. Sie stehen in einer verfallenen Vorstadt, die demSchrottplatz, an dem Mike angekommen ist, ziemlich ähnlich sieht.Hütten aus Blech reihen sich an verwahrloste Altbauten, während imhinteren Bereich der Siedlung einige verfallene Wohnblöcke stehen.

Sie stapfen über dentrockenen Boden, mit Ausnahme von Merlany, welche etwa 10 Zentimeterüber dem Boden schwebt.

„So sieht es nebenbeibemerkt fast überall in den südlichen Vierteln aus. Seit ein paarJahren wüten hier die Kämpfe der größeren Gangs der Gegend.Hauptsächlich die Red Flames, ein Rudel wilder Punks, deren Anführerein durchgeknallter Pyromane ist, und die Gray Gauntlets, welcheeinen großen Teil der Stahlindustrie dieses Stadtteils aufgebauthaben. Ihr Boss ist ein ehemaliger Soldat, der geschickt mitverschiedensten Waffen umgeht. Die White Fang halten sich eigentlichaus Kämpfen raus, solange man ihr Gebiet meidet", erklärt Bizzusammenfassend.

Mike ist sichtlichentsetzt darüber, wie heruntergekommen alles ist. Die Stadt müssteganz anders aussehen, modern und belebt, doch ist sie nichts als eineMüllhalde.

Biz sieht zuversichtlichzu Mike, „Der gehört dir", und wirft ihm den Metallstab zu.

„Welch sonderlicheWaffe. Die meisten hier bevorzugen Schusswaffen, oder Klingen, aberkeine Schlagstöcke", meint SG, welcher ein überdimensioniertes,schweres Scharfschützengewehr auf seinem Rücken trägt.

Nico kann nur den Kopfschütteln. Langsam schlenderten sie durch die kleine Siedlung, inder auch ‚Zivilisten', also keine Mitglieder einer Gang, leben.Mike ist etwas überrascht, dass die Leute die Gangs nicht scheuen,schließlich zerbomben sie ja die Stadt.

Schließlich erreichen sieeine Art Übungsplatz, auf welchem Schützentraining undverschiedene, bewaffnete und unbewaffnete Nahkampfübungenstattfinden. Biz sieht zuversichtlich in die Menge.

„Hier bilden wir dieaus, die für unsere Sache kämpfen wollen. Es wäreunverantwortlich, ihnen eine Waffe in die Hand zu drücken, und sienach vorne zu schicken. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, aberLeute mit außerordentlichen Fähigkeiten, wie Merlany, oder Nico, sind hier in der Gegend selten. So müssen sie sich vielfaches mehranstrengen, bis sie so ein hohes Level erreichen. Ich will ihnenallen nicht zumuten, ständig gegen Übermenschen kämpfen zumüssen."

Mike sieht zu Merlany undNico. Dass Merlany anders ist als andere Menschen weiß er schon seitseiner Kindheit, und die seltsame Kraft, die Nico ausstrahlt, istscheinbar auch etwas derartiges. Mike kratzt sich am Hinterkopf. Wennin dieser Stadt haufenweise Typen mit Superkräften rumgeistern, dannist die Situation für ihn schlechter als erwartet. Er selbst istzwar seit seiner Kindheit körperlich gesegnet, und überflügelt diemeisten Menschen in Schnelligkeit und Kraft, aber gegen Superkräfteist auch er nicht gewappnet. Er hat schließlich mit eigenen Augengesehen, wozu jemand wie Merlany fähig war. Und da waren sie nochKinder.



Nach dem Rundgang machensich die fünf wieder auf den Rückweg zum Haus. SG zuckt ziemlichüberraschend zusammen.

„Etwas stimmt hiernicht", flüstert er ernst.

„Ich sehe es vor mir.Wir werden in einigen Sekunden angegriffen!", entgegnet ihm Nico,und befiehlt der Gruppe: „Aufteilen!"

Schnell zerstreut sich dieGruppe, bevor auch schon die ersten Explosion vor ihnen aufblitzen.

„Wir werden angegriffen.Sprengstoffe, also sind es die Gauntlets", erklärt Biz.

Merlany knurrt und ihreHaare beginnen leicht nach oben zu schweben. Mike reißt erschrockendie Augen auf. Genau das hat er schon einmal bei ihr gesehen.

„Sie stehen oben auf demWall, Granatwerfer. Und ein paar Ironfists!", ruft SG, der denFeind erspäht hat.

Weitere Granaten fallenvom Himmel. Doch diesmal sind sie bereit. SG macht eine schnelleAusweichrolle, zieht unverzüglich sein Gewehr und verpasst denersten drei Angreifern ein paar schwere Kugeln. Biz zieht aus seinemÄrmel ein kurzes, japanisch stilisiertes Schwert, einem Katanaähnlich, springt in die Luft und zerteilt mit der Klinge dieGranaten, und landet, sich abrollend am Boden, zieht seine Pistolevom Gurt und eröffnet das Gegenfeuer. Nico bleibt wie angewurzeltstehen, und schlägt die Granaten einfach mit blanken Fäusten,sodass sie gegen seine Faust explodieren, was jedoch kaum Wirkunggegen ihn zeigt. Mike weicht schnell aus. Merlany wirft sich dieKapuze ihres Umhangs über, schwebt in die Luft, von einer Granatezur nächsten, schwingt ihren langen Umhang über sie hinweg undlässt sie verschwinden. Die Granaten sind weg. Verschwindibus. Dannballt sie die rechte Hand zu einer Faust. Die Luft um ihren Arm herumbeginnt zu knistern. Einige elektrische Funken sammeln sich. KleineBlitze schlagen um ihren Arm herum aus. Merlany wirft den Angreiferneinen hasserfüllten „Todesblick" entgegen. Dann streckt sieihrem rechten Arm aus. Eine Ladung Blitze erfasst jeden einzelnen derGranatwerfer vor ihr. Sie sinkt wieder zum Boden.

„Du gehstverantwortungslos mit deinem Mana um. Du brauchst nicht so vielKraft, um gegen ein paar von den Amateuren zu kämpfen. Du jagstHasen mit einer Panzerfaust", tadelt sie Nico.

„Was geht es dich an",faucht sie zurück.

„Ihr Magier verlässteuch viel zu sehr auf eure reine Energie. So kann man aber nichtjeden Feind schlagen. Lern das, sonst bringst du dich selbst undandere in Gefahr."

Merlany sieht ablehnendweg.

„Und du, was auch immerdu bist, hast ja mehr als genug Kraft, um alle Probleme nur durchrumstehen und ernst schauen zu lösen", knurrt sie zurück.

Aus den hinteren Reihendes Feindes stürmen die „Ironfists", Gray Gauntlet-Kämpfer, diean Händen und Füßen Druckverstärker tragen. Die erlauben ihnenenorme Sprünge, und verwüsterische Schläge. Sie fliegen regelrechtvon außerhalb der Mauer herein. Als letzter springt ein sehr breitgebauter, etwa zweieinhalb Meter großer Koloss, dessen Unterkieferund Fäuste komplett aus Stahl bestanden ins Geschehen.

„Na Klasse, Rogers, dersogenannte ‚Stahlsturm', ist auch da. Der Typ ist nochdurchgedrehter, als er aussieht. Er hat sich den Kiefer so oftbrechen lassen, dass sie ihn durch Stahl ersetzen mussten", erklärtSG ziemlich eingeschüchtert.

„Und was ist mit seinenHänden?", fragt Mike etwas schockiert. Biz grinst kampfbereit.

„Die hat sich derSpinner selber komplett gebrochen, in dem er anderen den Kiefergebrochen hat."

Mike weitet die Augen. Indieser Stadt leben echt nur die größten Freaks. Erst dieserSchwertkämpfer Wolf, und jetzt ein Typ, der so fest zuschlägt, dasser sich seine eigenen Hände komplett ruiniert hat.

„Also, Leute, ichkümmere mich um dem Blechmann, ihr haltet mir den Rücken von seinenFreunden frei", befiehlt Biz, „Einem Kommandanten der Gauntletswerdet ihr nicht viel entgegensetzen können."

Alle nickten einverstandenmit Biz Plan. Biz'Augen färben sich in ein helles Orange.



Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now