III - 10: Roys Zorn

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Wieder inihren kleinen Bus angekommen, setzen sich alle Mitglieder von RoysTeam entspannt hin. Am kommenden Tag findet der letzte Wettkampfstatt, eine Serie von Zweikämpfen, bei denen es am Ende einen klarenSieger gibt: Roy oder seinen Rivalen, König Blue!

Während Skid bei Mikebleibt, da diesem immer noch ziemlich schwindelig zu seinscheint, staucht Roy die Teammitglieder zusammen, die ihre Disziplinverloren haben. Merlany, Nat und Spyke wissen gar nicht, wie ihnengeschieht, als Roy beim herumschreien plötzlich wilde Flammen ausdem Mund züngeln. Verstehen konnte man sein präpubertäresGekreische jedoch kaum. Akiko hingegen schläft - oder besser gesagtversucht sie es zumindest -in der hintersten Reihe auf den Sitzen,die sie davor aufgeflauscht hat.

Roy sieht die Finalrunde schon vorseinem inneren Auge vorbeiziehen. Skid verliert die erste Runde,Akiko lässt sich ablenken, und dem Lederjackentyp ist immer noch soseltsam schwindelig. Und der junge Pyromant weiß, dass er nichtgegen alle drei Teilnehmer und König Rainheym gewinnen kann.

Allein bei dem Gedanken zu verlierenkocht es in Roys Innerem, weswegen er den Bus verlässt, einigeSchritte auf ein leeres Feld geht. Die anderem folgen ihm leichtperplex und neugierig, während er weiter auf Abstand geht. Als erweit genug weg ist, beginnt er einfach schreiend eine Eruption ausFeuer in die Luft freizusetzen. Ein Schauspiel, als würden flammendePhönixe sich zornentbrannt aus der Asche erheben. Nat und Spykehalten sich die Hände vors Gesicht, um sich vor dem blendenden Lichtund der glühenden Luft, während sich Merlany hinter ihrem Umhangverschleiert. Die Hitze, die dabei entsteht ist bis in den Bus hineinspürbar. Nach einigen kurzen Sekunden atmet Roy tief aus, und wirfteinen Blick in die schockierten Gesichter der beiden Mädchen. Spykehingegen legt nur die Stirn in die Hand.

„Ach sorry, aber das mussteraus...jetzt geht es mir wieder besser", meint er wieder etwasberuhigt.

„Der hat sie nicht mehr alle. Undalle dachten ich wäre schlimm...", murmelt Merlany verdutzt vorsich hin.

„Hast du ein Problem mit meinerStressbewältigung, Zunderhexchen?", antwortet Roy sofort frech.

„Wie hast du Knallfrosch michgenannt?! Zunderhexchen!"

„Hast du was dagegen?", knurrt Roy,während er in seiner Hand eine Flamme entfacht.

„Mich schüchtert deinFeuerrumgespiele nicht ein", faucht Merlany zurück.

„Also, Leute, wie wäre es, wenn wiruns jetzt alle etwas beruhigen und auf morgen konzentrieren",unterbricht Nat die beiden.

„Da haben sich ja zwei gefunden",ergänzt Spyke weniger emotional, als man es bei seiner Antworterwarten würde.

„Übertreib's nicht,Stachelschwein!", geht Roy diesen sofort wieder an.

Schließlich beließen sie es dabei undgingen in den Bus, um sich für den nächsten Tag auszuruhen. Mikewird wieder einigermaßen klar im Kopf, und seinem Körper fehltsoweit nichts, Skid vibriert vor Nervosität förmlich, Merlany, Royund Nat beobachten sich gegenseitig gespannt, Spyke liest irgendeinBuch, auf dessen Cover ein grün brennendes Schwert zu sehen ist undAkiko fuchtelt im Schlaf mit den Armen herum, wie eine kleine Katze.Alles in allem, ein ruhiger Spätnachmittag.

Jedoch sieht es nicht in jedemStadtteil so friedlich aus. Die Gauntlets zerstreuen sich, währendsie über die zerstörte Fabrik lamentieren. Die White Fang grübelnweiter nach, was in dieser angespannten Situation die beste Optionwäre. Doch am angespanntesten ist es vermutlich in der Altstadt vomTeil Riverton.

Dort zieht ein kleiner, dicklicher,alter Mann genüsslich an seiner dicken, edel wirkenden Zigarre. Erlehnt sich in seinen gut gepolsterten Ledersessel und beginnt einigePapiere auf seinem Mahagoniholztisch auszubreiten und durchzusehen.Jedoch wird nach kurzer Zeit seine konzentrierte Arbeit von einemKlopfen an der schweren, reichlich dekorativ beschnitzten Eichentürunterbrochen.

„Wer stört?!", pöbelt der Altezur Tür.

Langsam öffnet sich die Tür einenSpalt weit, bevor ein schmales, kantiges Gesicht mit einem blaugebänderten schwarzen Filzhut reinlugt. Die Augen werden hintereiner dunklen Sonnenbrille verborgen.

„Verzeihen Sie, Boss, aber es gibtSchwierigkeiten mit den Lieferungen. Die Gray Gauntlets haben unskontaktiert. Scheinbar haben ein paar Black Bolts ihnen die kompletteAnlage zerstört", erklärt der Mann.

„Komm rein, Jet, und erklär's demDon in Ruhe", bittet der Boss den anderen, mit einem verbittertenBlitzen in den Augen. Der Mann, der Jet genannt wurde, tritt langsamin das Büro. Er ist sehr schlank, großgewachsen und trägt einenschwarzen. Anzug mit weißem Hemd und dunkelblauer Krawatte. Er setztsich gegenüber von seinem Boss auf einen Stuhl.



„Jetzt noch mal langsam unddeutlich", wiederholt der Alte mit zusammengebissenen Zähnen.

„Der Anführer der Gauntlets,Bradford, hat uns soeben mitgeteilt, dass die morgige Lieferungausfällt. Grund dafür sei, dass ein Verräter, eine Magierin undein verrückter Schlägertyp, alle in Verbindung mit den Black Bolts,ihm seine Zentralfabrik zerlegt haben", erklärt Jet in einem sehrernsten Ton.

„Die Bolts also... Naja, Jet, wenndie es darauf anlegen, dann weißt du ja, was zu tun ist", schnaubtder Boss ziemlich nervös, „Schnapp dir ein paar der bezahltenSchläger und stattet den Bolts einen Besuch ab. Diese Gang-Trottelhaben wohl vergessen wo ihr Platz ist."

„Jawohl, Boss. Ich werde michunverzüglich persönlich darum kümmern, dass alles in die Wegegeleitet wird", antwortet der Anzugträger schluckend.

„Diese Tölpel interessieren micheigentlich nicht, aber wenn sie sich einmischen, dann wollen sie esnicht anders. Lasst keine von denen übrig. Wenn's sein muss,schaltet auch Zeugen aus", befiehlt der Boss, während er denStift, mit welchem er seine Papiere bearbeitet hat, in seinergeballten Faust zerbricht, „Kümmert euch möglichst schnell um denAnführer! Biz ist nicht zu unterschätzen."

Der Boss räuspert sich laut, bevor erweiter redet. „Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir die WhiteFang auch gleich mit ausschalten. Ruf die Regierungsleute an. Duweißt schon, die Typen, die für die Waffen gerne extra bezahlen.Kapiche!"

„Selbstverständlich, Boss",entgegnet ihm der Untergebene. Er reicht seinem Boss die Hand, stehtauf und verlässt das Büro. Leise und vorsichtig schließt er dieTür.

Der Alte geht ein weiteres Mal seinePapiere durch. Verschiedene Rechnungen, Schuldscheine und Drohbriefeliegen auf dem Tisch. Darunter auch Geldüberweisungen an dieGauntlets, ein Schutzgeldvertrag mit einer Frau ‚Baba',verschiedene Rechnungen an etwas namens TF7-Verwaltung und einverwittertes, altes Kopfgeld - ausgesetzt auf einen Mr. Ripper.

Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now