III - 13: Herrschaft der Flammen

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Herausfordernd starrt Royden König an.

„Wie du willst, alter Mann! Immerhinmusste es ja so kommen!", knurrt er dem Herrscher mürrisch zu,bevor er ernsten Schrittes den Ring betritt. Hinter Roy steht dienoch junge Morgensonne und tönt den klaren, blauen Himmel mit einemsanften, orangen Hauch der Dämmerung. Die Fackeln ringsum die Arenabrennen Lichterloh unter der Aura dieser beiden Feuerteufel auf. Miteiner autoritären Handbewegung Raynheims färben sich ihre Flammenzu einem Königsblau. Beiden Pyromanten glühen Flammen in denHänden, Raynheims in blau, Roys in rot.

Die beiden sehen sich wortlos in dieAugen, bevor Blue die Stille durchbricht.

„Lassen wir das Feuerball-Geplänkel,sondern beginnen wir gleich richtig zu kämpfen", fordert der Königsein Gegenüber auf.

„Nichts lieber als das, alter Sack",entgegnet Roy ihm frech.

Blues Gesicht zuckt sichtlich vor Zornüber die Respektlosigkeit des jungen Punks. Sein Blick verfinstertsich von edel und hoheitlich zu kämpferisch und ungehalten.

Die blauen Flammen in den Händen desMonarchen schlingen sich anmutig um seine Arme. Die in der rechtenHand formt eine glühende Klinge, während die in der linken dieRunde Form eines Schildes annimmt.

Bei Roy hingegen formt das Feuer wildlodernde Klauen um seine Unterarme und flammende Phönixflügelsprießen aus seinem Rücken.

Die zusehenden Dorfbewohner verlierenbeinahe die Fassung beim Anblick dieser Zurschaustellung vonpyromantischer Kunst. Auch Mike und Skid können nur über die beidenstaunen.

Ein lautes Fanfarenspiel leitet dieletzte Runde des Finales ein. Sofort jagt Roy mit seinen flammendenFlügeln durch die Luft auf seinen Feind zu und schlägt wild mit denKlauen auf ihn ein, doch dieser schützt sich leicht mit seinemSchild. Bei jeder Berührung der beiden sausen unzählige rote undblauen Funken in einem wirbelnden Schauspiel durch die Luft. Nacheinem schnellen Befreiungssprung nach hinten versetzt der Königseinem Gegner eine schnelle Folge von Hieben seines Flammenschwertes,welche Roy jedoch durch ebenso schnelle Angriffe pariert. Mit jedemweiteren Schlag versinken die beiden weiter in den Flammen, die jedeihrer Attacken hinter sich herzieht.

„Du bist besser geworden, Junge, ichbin überrascht", lobt Blue sein Gegenüber leicht spöttisch.

„Und du bist kein Stück schwächergeworden, alter Mann", entgegnet ihm Roy genauso höhnisch, bevorer Raynheim mit einem kräftigen Tritt von sich wegstößt. Dannstreckt er seinen Arm aus, welcher sofort einen Feuerschwall, gleicheinem Drachenodem, freisetzt.

Unbeeindruckt hält den König seinenflammenden Schild vor sich und verstärkt ihn, sodass er ihn wie eineKuppel aus blauem Feuer umgibt. Roys glühend rote Flammen prallen andieser nur ab und schlagen über die ganze Arena aus, während dieblaue Kuppel inmitten des Flammenmeeres den König schützt.

Jedoch ersticken all die wilden Gluten,als Blue mit einer eindrucksvollen Handbewegung das Feuer regelrechtdavonjagt. Die Menge verstummt. Auch Mike und Skid sind vollkommenüberwältigt von den magischen Kräften, die die beiden Kontrahentenan den Tag legen.

„Beeindruckend. Wenn du das allesernster Nehmen würdest, dann wäre deine Pyromantie schon lange demNamen Raynheim würdig. Ich verstehe nicht, wieso du dein Talent mitalbernen Spielereien verschwenden willst!", brummt der König denjungen Punk ernst an.

„Ich pfeife auf diesen Namen und ichpfeife auf dein Training. Du denkst, ich wäre dir immer noch nichtebenbürtig, dabei habe ich mich nur zurückgehalten, um nicht deineganze Hütte nieder zu brennen", faucht Roy sichtlich aufgeregtzurück.

„Das glaube ich erst, wenn ich es mitmeinen eigenen Augen sehe. Du magst zwar den Namen tragen, doch ohneDisziplin wirst du nie etwas erreichen", belehrt ihn Raynheimunerwartet ruhig.

„Onkel Marlon, errichte eine magischeBarriere um die Zuschauer. Mein Alter will es wohl nicht anders!",bittet den Junge den alten Hofmagier.

Als er die Barriere erkennen kann,fliegt Roy mit seinen flammenden Flügeln mittig über die Arena. Erstreckt seinen rechten Arm gerade nach oben und hält einen kleinenFeuerball in der Hand. Er scheint die Morgensonne hinter ihm förmlichin der Hand zu halten. Plötzlich beginnen unzählige kleine Flammenwild um den Feuerball in seiner Hand zu kreisen, welcherwährenddessen zu wachsen beginnt. Er wächst in rasendem Tempo an,während die kleinen Funken um ihn herum immer ungestümer undschneller werden. Raynheim sieht erwartungsvoll in den gewaltigenFeuerball. Er umgibt seinen linken Arm, in dem er zuvor den Schildgetragen hat mit den blauen Flammen, und formt sie zu einemDrachenkopf aus reinem Feuer.



Als Roys Feuerball seine maximaleGröße, mit einem Durchmesser von etwa acht Metern, erreicht,beginnt der Knirps aus voller Lunge zu schreien: „ApokalyptischeFeuerbombe!"

Mit einer symbolischen Handbewegunglenkt er den riesigen Feuerball auf den König zu. Dieser richtetseinen linken Arm darauf und beginnt aus dem Drachenkopf einengewaltigen Schwall blauen Feuers gegen die brennende Monstrosität zubeschwören. Immer mehr blaue Flammen pressen erfolglos die roteFeuerkugel, die bedrohlich auf den König zu fliegt.

Gespannt beobachten die Zuschauer sowiedie Teammitglieder der beiden dieses Schauspiel. Selbst Mike stocktder Atem bei dem Anblick dieser Macht. Er hatte diese Stadt wirklichvon Anfang an vollkommen unterschätzt.

Mit voller Macht wehrt sich der König,jedoch muss er realisieren, dass er Roys ungeheure Feuerkugel nichtstoppen kann. Verzweifelt hüllt er sich schließlich in eineFeuerkuppel.

Als Roys Feuerbombe schließlich denBoden berührt, explodiert sie in einem grellen, feuerrotenLichtblitz und man spürte die ungeheuerliche Hitze dieser Attackeselbst durch die Barriere des Meistermagiers Marlon.

Als das Licht nachlässt, ist von derArena kaum mehr übrig, als ein Krater verbrannter Erde. EinzelneGluten flackern auf dem verkohlten Boden. Inmitten dieses Kraterskniet der König, schwach in blaue Flammen gehüllt. Der königlicheRufer verkündet das Ende des Finales. Der König gibt auf. Roy sinktlangsam auf den Boden. Langsamen Schrittes geht er auf Raynheim zu,um ihm die Hand zu reichen. Dieser nimmt diese mit einem stolzenLächeln an.

„Diese Kraft. Du bist wahrlich meinSohn. Und nach deinem Sieg, bist du der neue Herrscher", flüstertder König mit trockenem Atem.

„Lass stecken, Paps, ich will dasalles hier nicht. Ich will nur, dass ich mein eigenes Leben lebenkann. Bleib ruhig König", antwortet Roy ebenso leise.

„Nun, dennoch steht deiner Mannschaftein Siegespreis zu..."

„Also, ich will meine Ruhe, Akikobekommt einen von Marlons flauschigsten Zaubertrick-Hasen, Spykebraucht nichts, das pinkhaarige Mädel braucht was aus derSchatzkammer, aber was wertvolles soll es sein, die komische Hexebekommt eines deiner arkanen Bücher aus der Bibliothek, die mussnämlich noch so einiges aufholen, der dicke Junge braucht einenGefallen von uns, und der Lederjacken-Typ bekommt so einenSchlagtester. Dann hat jeder von uns etwas nützliches und dann sindwir quitt", zählt Roy auf.

„So sei es! - Übrigens Mutter wartetdrinnen auf uns. Roy, sie ist nicht erfreut, dass wir schon wieder soein Turnier abgehalten haben", ergänzt Blue.

„Du hast es schon wieder nicht mitMama abgeklärt?! Die wird uns vor Wut auffressen!", stammelt Royetwas nervös.

Schließlich gehen die beiden nachkurzer Verabschiedung zurück ins Schloss.

Legenden besagen, dass Mutter RaynheimsSchreianfall an diesem Tag bis in die Innenstadt zu hören war.

Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now