II - 10: Merlany vs. Stahlpanzer Graham

34 9 15
                                    

Graham starrt die beidenabwertend an. Sein sturer, verkniffener Gesichtsausdruck, sowie dieTatsache, dass er Fox mit einer einzelnen Kopfnuss außer Gefechtgesetzt hat, flößen Mike und Merlany einen gewissen Respekt ein.Doch die beiden lassen sich gerade davon nicht einschüchtern. EineLektion die Mike an seinem ersten Tag lernen musste. Man darf keineSchwäche zeigen, wenn man sich gegen diese Spinner beweisen will.Auch gegen eine Wand gestellt, muss man zeigen, dass man sich nichtunterkriegen lässt.

Merlany knurrt denStahlpanzer an. Nach dem, was zwischen ihr und den Gauntletsvorgefallen ist, wird sie sich diese Provokation nicht gefallenlassen.

„Mike", zischt sie mitzusammengebissenen Zähnen, „gib Skid noch seine paar MinutenDeckung. Ich kümmere mich um diesen Gorilla. Verstanden?"

Dieser sieht sie etwasüberrascht an. „Aber Merlany, willst du wirklich allein- "

Merlany wirft Mike einenkalten Blick zu.

„Kein Aber. DieserAngeber gehört mir. Du wirst gegen den kaum was ausrichten können,Mike"

„Du hast vermutlichRecht", stimmt er, wenn auch etwas widerwillig, mit abgewendetemGesicht zu.

Der Gedanke, dass ernichts tun kann, ist ihm ganz offensichtlich zuwider. Doch er würdesich nicht einmischen, wenn Merlany das nicht will. Skidwährenddessen setzt ein breites Grinsen auf.

„Noch 2 Minuten, und ichbin durch!"

Merlany sieht Graham tief in die Augen.Dieser hebt seinen linken Arm vor seine Männer und befiehlt mitseiner rauen, tiefen Stimme: „Das Mädchen gehört mir. Keiner voneuch mischt sich ein. Immerhin haben wir Gauntlets auch unserenStolz."

Merlany lächelt hämisch.

„Du musst echt stolz darauf sein,gegen ein Mädchen zu kämpfen, das halb so groß ist wie du."

„Ich beurteile ein Buch nicht seinemEinband, Hexe. Ich habe deine Kräfte gesehen", entgegnet erstumpf.

Sowohl Mike, als auch die anderenGauntlets treten einen Schritt zurück. Es ist wie einungeschriebenes Gesetz in der Stadt. Wenn zwei gleichwertige Kämpfergegeneinander antreten, mischt sich niemand ein. Merlany tritt nachvorne, und Graham tut es ihr gleich.

Blitzende Funken springen um Merlanysgesamten Körper, in der Luft knistert die Energie hörbar und ihreHaare stehen ihr von der Spannung leicht zu Berge. Sie beginnt überdem Boden zu schweben. Graham beobachtet das Schauspiel stumm. Erwirkt zumindest alles andere als beeindruckt.

Merlany streckt ihren rechten Arm aus,wobei die Elektrizität sich wild um ihn schlängelt, bevor sieschließlich als gewaltiger Blitz auf Graham entfesselt wird. Dieserjedoch bleibt gelassen und schmettert schnell den Handrücken seinermechanischen rechten Hand gegen den einschlagenden Blitz, welcherdadurch einfach abgeleitet wird. Das grelle Licht dieses Einschlagserfüllt das Abendrot des Fabrikgeländes. Merlany starrt ihrGegenüber weiterhin stoisch an. „Ist das alles, Hexe?", fragtdie tiefe Stimme brummend. Merlany sammelt nun Energie in ihrerlinken Hand, um nur Augenblicke später eine Druckwelle gegen ihrenFeind auszusenden, wodurch Staub, Kies und Geröll von ihrweggestoßen werden. Der Wind der dadurch erzeugt wurde, fegt beinaheeinige der Zuschauer von den Beinen, doch der Stahlpanzer bleibt wieangewurzelt stehen. Nicht einmal ein Zucken war in seinem Gesicht zusehen.

„Mädchen, du weißt schon, dass manmich nicht grundlos den Stahlpanzer nennt", erklärt erunbeeindruckt.

Er fixiert seinen Blick auf Merlany,während diese sich einen Weg sucht, ihm Schaden zufügen zu können.Auf sein Ziel konzentriert, springt er regelrecht auf Merlany zu, undschlägt schnell mit seinen Fäusten auf sie ein. Merlany schwebtschnell aus der Gefahrenzone, doch Graham bleibt dich an ihr. Er holtweit mit seinem kybernetischen Arm aus. Sein Blick trifft Merlanys,wobei es ihr eiskalt den Rücken hinunterläuft. Sie sieht dieeiserne Faust schon auf sich zukommen, woraufhin sie reflexiv ihrenUmhang um sich wirft. Kurz bevor die Faust auf ihr einschlägt wieein vollgeladener Güterzug, verschwindet Merlany mitsamt ihresMantels. Die Faust rast ungespitzt in den harten Asphalt, undzertrümmert die Straße in einem Umkreis von mehreren Metern. Grahamreißt erschrocken die Augen auf. Einfach vor ihm verschwunden.

Plötzlich erscheint sie mitsamt ihresMantels aus dem nichts wieder hinter ihm. Ihre Hand wird von wildumherspringenden elektrischen Blitzen umgeben. Sie legt die Hand aufden kahlen Hinterkopf des Gauntlet-Kommandanten und entfesselt ihreEnergie. Ein lauter Schrei durchdringt das Nuscheln der beobachtendenMenge. Der ganze Körper zuckt wild um sich, sie Augen ploppen ihmfast aus dem Kopf und er fällt auf die Knie. Merlany geht jedochschnell die Kraft aus, und sie lässt von ihm ab. Schwer atmendrichtet sich Graham wieder auf. Schreiend greift er hinter sich, umMerlany zu packen, wobei er sie am Bein erwischt, und in einemkräftigen Schwung zu Boden schmettert. Merlany schlägt hart auf demAsphalt auf. Ihre Augen weiten sich vor Schmerz, und ihr stockt derAtem. Bevor sie sich überhaupt wieder sammeln kann, packt sie Grahammit seiner Linken am Hals, um sie vor sich hochzuheben. Er holt mitder Rechten aus, die er ihr wuchtig in die Magengrube rammt. Lachendholt er wieder aus, doch Merlany kreischt laut auf und ihre Haarestellen sich ihr noch höher auf als davor, wobei ein extrem grelles,blendendes Licht vom ihren Augen freigesetzt wird. Aus dieser Nähebleibt Graham nichts übrig, als sich die Hände vor Augen zu halten.

Die Luft beginnt förmlich zu zittern,woraufhin Merlany wieder eine Druckwelle entfesselt, die massigeTrümmer der zerbrochenen Straße in die Zuschauerschaft schleudert.Graham wird aus dieser Nähe regelrecht von den Beinen gerissen undfliegt gegen den schwarzen Transporter, mit dem er ankam. Merlanyknurrt zähnefletschend und feuert einen Blitz auf den Bus, welcher -trotz des faradayschen Effekts - durch die Erhitzung des Tanksexplodiert. Der Stahlpanzer liegt unter dem Wrack des Busses begrabenregungslos am Boden.

Merlany fällt auf die Knie. Sie ist amEnde ihrer Kräfte. Alles verschwimmt vor ihren Augen. Ihre Haarehängen ihr wieder über die Schultern. Die Menge verstummt wegen desAnblicks, den sie gerade mit ihren eigenen Augen sehen mussten. DerStahlpanzer wurde geschlagen! Mike rennt sofort auf Merlany zu, umihr aufzuhelfen. Es raubt ihm regelrecht den Atem, sie so zu sehen.Die Kämpfer der Gray Gauntlets umzingeln die beiden nach kurzerVerwirrung.

„Ergebt euch! Es ist vorbei!",befiehlt einer von Ihnen herrisch, wobei er eine Waffe auf die beidenrichtet. Plötzlich durchbricht ein spöttisches, jugendliches Lachendie Anspannung.

Der Gauntlet dreht sich überrascht um,nur um festzustellen, dass Skid die Minigun des Lance Drives auf ihngerichtet hat.


„Es ist vorbei... für euch!",lacht er manisch, woraufhin die Schergen der Gauntlets das Weitesuchen.

„Danke, Skid!", ruft Mikeerleichtert.

„Nichts zu danken."

Skid hält grinsend kurz inne.

„Das Tor ist übrigens offen."

Mike und Skid richten ihren Blick aufdas schwere Metalltor, aus welchem nun ein Mann in militärischstilisierten Tanktop und Cargohosen heraus kommt, ein seltsamgeformtes Gewehr in seinen Händen. Der Blick in seinen, von dickenAugenringen umgebenen, Augen bohrt sich in Skids Kopf.

„Ihr Bastarde seid alsoverantwortlich für all das Chaos."





Chaos City - Staffel 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt