II - 3: Revanche mit dem Stahlsturm

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Mike und Merlany gehen vonder Garage aus in Richtung des Stadtzentrums. Mit jedem Schritt wirddie Fabrikstadt belebter und moderner, das Schienenbahnsystemverworrener und die Menschen zufriedener. Es ist ziemlich klar, dasshier mehr Geld fließt, als in den Außenbereichen der Stadt, und dadieser Stadtteil nur Waffen und Stahl exportiert, sind die meistenGroßverdiener des Viertels Geldwäscher oder Wucherpreishändler. Anfast jeder Wand befinden sich Überwachungskameras, Drohnenpatrouillieren hier fast so intensiv wie am Stadtrand und es sindauch zwei PALADINS in Sichtweite. Wenn hier ein Kampf ausbricht, sinddie beiden so geliefert wie eine Pizza an einem versoffenen Freitag.Und genau so platt. Ein ziemlich deutliches Schild an der Mauer desSignalturms weist darauf hin, dass Unbefugte ‚Ohne Verwarnunghingerichtet und kostenpflichtig entfernt werden'. Keine gutenAussichten für einen Einbruch. Sie observieren das Gebäude, suchennach einem Schwachpunkt in der Sicherheit, und siehe da, nach einigerZeit bemerken sie, wie Wartungsmitarbeiter mit einer speziellenAutorisierungskarte durch einen Hintereingang rein- und rauskommen.Das ist die Lösung, eine Karte stehlen, in den Turm vordringen, undSkids Computervirus einspielen.

Als das Wartungspersonal schließlichdie Werkzeuge und ihre Ausrüstung einpacken, und in einenTransporter steigen, nutzen die beiden ihre Chance, und folgen demVan. Nach einigen Minuten biegt dieser dann in eine menschenleereSeitengasse. Am Ende dieser liegt ein kleines Fabrikgelände. An derbreiten Front ist großflächig das Emblem der Gray Gauntletsaufgemalt. Wie zu erwarten sind diese Mechaniker Mitglieder der Gang,wenn sie Zugang zum Signalturm, der Steuerzentrale derStadtmaschinerie, haben. Vorsichtig schleichen Mike und Merlanyhinüber. Ums Eck hören sie eine bekannte, wenn auch nichtwillkommene, Stimme. Rogers, der Stahlsturm.
„Was solldas heißen, das Signal hat nur begrenzte Reichweite. Wie sollen wirdie anderen Viertel mit den PALADINs einnehmen, wenn die Verbindungnach einem Kilometer abbricht. Es wird höchste Zeit, dieseverfluchten aufständischen Süd-Slums dem Erdboden gleich zu machen.Biz und Wolf gehen dem Boss gehörig auf die Eier. Danach werden wirdiese verfluchten Flames vertreiben und die Südstadt gehört uns."

Mike und Merlany rennen, bereit füreine Revanche um die Ecke. „So sieht man sich wieder, du Psycho!",faucht Mike seinen Feind herausfordernd an.

„Zeit zu sterben, Blechmann",ergänzt Merlany kühl.

„Wer seid ihr denn? Und was wollt ihrvon mir?", knurrt der Cyborg sichtbar überrascht.

„Du hast uns gestern überfallen,schon vergessen?", bellt die Hexe ziemlich irritiert.

In Rogers Kopf rattern kurz einigeZahnräder, bis ihm scheinbar eine Eingebung kommt.

„Black Bolts! Also seid ihr wirklichdumm genug uns in unserem eigenen Gebiet anzugreifen! Männerergreift sie!", befiehlt Rogers lauthals.

Die Wartungsleute rennen auf die beidenzu, bereit zum Angriff. Merlany sammelt ihre Kräfte, Blitzeschlingen sich um ihre Arme. Mike zieht seinen Stab aus der Jacke,streckt ihn auf die maximale Länge und rennt an den anderen vorbeiauf Rogers zu, welcher ein Paar neuer Arme besitzt, welchehoffentlich länger halten als die letzten.

Die Wartungsleute holen weit mit ihrenmetallischen Handschuhen aus, um mit gewaltiger Wucht zu zuschlagen.Merlany weicht den Faustschlägen der Druckverstärker spielend aus.Sie schwebt einfach zwischen den Hieben hin und her, während siemehr und mehr Blitze um ihren Arm sammelt, welche sie dann in einemeinzelnen, mächtigen Schwall entlädt, der den Großteil ihrerFeinde erwischt. Der Schock reißt die Gauntlets von den Füßen,während andere bereits ihre Schusswaffen abfeuern. Merlany hältihre Hand offen vor sich, und konzentriert sich stark auf dieGeschosse, die auf sie zu fliegen. Leise flüstert sie sich„Absorption" zu. In der Mitte ihrer Handfläche öffnet sich einmünzgroßes, schwarzes Loch. Ein gewaltiger Sog richtet sich in ihreHand, um die Patronen, Staub und Geröll in das schwarze Lochaufzunehmen. Violette Funken blitzen um Loch auf. Langsam schließtMerlany die Hand, während die beiden Gauntlet-Schützen nur verdutztdreinschauen.

„Expuls!", ruft Merlany plötzlich,zur weiteren Verwirrungen der Wartungsleute, als sie ruckartig dieHand wieder öffnet. Eine dunkle Druckwelle, bestehend aus dem geradeAbsorbierten stößt die Schützen gegen die Mauer der Fabrik wodurchsie das Bewusstsein verlieren. Schnell schwebt Merlany zu ihnen undsammelt zwei der Autorisierungskarten auf.

Gleichzeit kämpft Mike gegen Rogers.Gekonnt weicht er den vorhersehbaren Hieben des „Stahlsturms"aus. Jedes Mal, schlägt er mit seinem Stab gegen den Rumpf desCyborgs, welcher sich unbeeindruckt zeigt. Rogers nimmt beide Händezusammen, hebt sie über seinen Kopf, nur um sie mit gewaltiger Kraftwieder herunterzuschmettern, während er wütend „Stahlsturm-Hammer"brüllt. Mike macht einen schnellen Satz nach hinten, und mussschockiert feststellen, dass der Asphalt unter Rogerszusammengeballten Robotergriffeln total zertrümmert ist. DieserTreffer hätte der letzte sein können. In einem Sprung nach vorneversucht Mike, seinen Stab gegen den Kopf des „Stahlsturms" zuschmettern, welcher diesen jedoch spielend mit seiner Hand abfängt.Er hat Mikes Stab nun im Griff, und beginnt diesen wildherumzuschwingen, um den eigentlichen Besitzer vom Stabwegzuschleudern. Mike wird der Stock aus der Hand gerissen, woraufhiner mehrere Meter weit durch die Luft fliegt, und hart am Bodenaufschlägt. Schnell rappelt er sich wieder auf. Rogers betrachtetden Stab ein wenig, um nur einen Augenblick später außer Reichweitezu werfen.

„Kämpf' wie ein Mann, ohne diesesDing!", grölt der Gauntlet Kommandant herausfordernd.

„Sagt gerade der, dessen Arme aus'ner halben Tonne Stahl bestehen."

Rogers schlägt wie wild auf Mike ein,der den gewaltigen Fäusten konzentriert ausweicht. Als seinGegenüber schließlich einen Moment Luft schnappt setzt Mike zueinigen Fausthieben an. Schnell schlägt er Rogers einige Male in denBauch, springt dann ab, und schmettert die rechte Faust in seinmetallisches Gesicht. Rogers packt Mike unbeeindruckt am Arm, hebtihn hoch und beginnt zu lachen.

„Du Schwachkopf, als ob ich einenSchlag ins Gesicht noch spüren würde. Aber ich zeige dir, was duspüren wirst."

Rogers drückt mit seiner stählernenPranke Mikes Arm langsam zusammen. Als man das unangenehmschmerzliche Knacken der Knochen schon beinahe hören kann, trifftRogers ein elektrischer Schlag am Rücken. Rogers ganzer Körpersteht unter Strom. Sofort lässt er Mike los, welcher sich sofort inRichtung seines Stabs abrollt, und sich diesen schnell wieder holt.Merlany versucht den Blitz weiter auf Rogers zu halten, doch ihr gehtauch langsam die Kraft aus.

Genau wie Nico es ihr schon tausend malerklärt hat. Der Blitz bricht ab. Rogers wirft den beiden einensichtlich angepissten Blick zu. Mike rennt mit dem Stab auf Rogerszu, beginnt diesen wild umher zu wirbeln, springt ab und schmettertihn dem immer noch paralysierten ‚Stahlsturm' mit voller Wuchtauf den Schädel.

Rogers rollt die Augen nach hinten undfällt wie ein Stein auf den Rücken.

„Hast du das gespürt, Großmaul?"

Mike sieht erschöpft zu Merlany.

„Ich wusste doch, dass mein ersterSchlag ins Gesicht ihn ordentlich erwischt hat. Und dann noch dieserStromschlag."

Merlany starrt Mike nur verwirrt an.

„Du bist verrückt, weißt du das?"

„Ja, ist nichts Neues. Du hast mirdas in den letzten paar Tagen mindesten siebzig mal gesagt."

Merlany zeigt Mike die beidenAutorisierungskarten.

„Ich hoffe diese Dinger waren daswert"

Mike schnappt sich eine davon.

„Also, dann ist schon mal einer vonden Kommandanten im Eimer", ergänzt Mike, während er denbewusstlosen Rogers ansieht, „Was machen wir jetzt mit ihm? Legenwir um, oder fällt dir 'was Besseres ein?"

Merlany blitzt Mike verurteilend an unddenkt kurz nach.

„Wir demontieren seine Arme, und dannfesseln wir ihn irgendwo im Keller der Fabrik. Bis die Typen ihnfinden und seine Arme reparieren, haben wir Bradford bestimmt schonvertrieben."

Mike lächelt zustimmend und setzt einkurzes „Geht klar" nach.



Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now