II - 8: Die Waffenfabrik

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Mittlerweile sind Mike,Merlany und Skid an einem Imbiss am Stadtrand angekommen. Schon aufdem Weg dort hin ist ein herrlicher Duft in der Luft gelegen, derMikes Speichelfluss einem Wasserhahn gleichgesetzt hat. Als sie denkleinen Laden betreten, wird Skid sofort von einer Dame hinter derTheke begrüßt: „Hallo Skid, mein Junge, was darf es denn heutesein?"

Skid lässt seinen neuenFreunden den Vorrang.

„Sucht euch was aus."

Mike studiert die Karte.Hauptsächlich gebackener Teig, mit Soße und Belag. Da Italien hierin diesem Universum nicht existiert, ist es keine Pizza, sonderneinfach ein belegtes Flachbrot.

Merlany gibt sofort ein„Am besten mit nichts" von sich, doch Mike unterbricht sie undruft: „Fünf mal mit allem! Vier davon doppelt belegt!"

Merlany bringt ihren Satznicht mal zu Ende, da Mike sie kein leeres Flachbrot essen lassenwürde.

Skid bestellt einfach „DasÜbliche", mit Schinken und Käse.

Nach einer kurzen Wartezeit bekommensie ihre Flachbrote auch. Skid und Merlany beginnen ihre mit Besteckzu schneiden, während Mike das erste von seinen vieren,zusammenzurollen beginnt. Dann beißt er gierig in seine gefüllteTeigrolle, wobei die Hälfte der Soße hinten raus spritzt. Die Damehinter der Theke und Skid können nur wortlos, verwirrt und etwasschockiert dabei zusehen, wie Mike isst. Merlany sieht gar nicht ersthin, und versucht ihr Flachbrot in Ruhe zu essen. Noch bevor sie dieHälfte geschafft hat, dreht Mike sich die zweite Rolle.

„Skid, hast du deinen Gästen eineWoche lang nichts zu essen gegeben, oder haben ihm seine Eltern keineTischmanieren beigebracht?", fragt die Frau ungläubig.

Skid schüttelt nur verneinend denKopf. Plötzlich kichert die sonst so ruhige und kühle Merlany.

„Wenn er 'ne Woche nichts gegessenhätte, wäre euer Lagerraum schon leer", ergänzt sie scherzhaft.

Mike nickt nur schmatzend und kauend.Skid kann nur wortlos, mit weit aufgerissenen Augen dabei zusehen undden Kopf langsam schütteln.

Draußen vor dem Fenster steht Fox, derdie Situation nur angewidert und genervt beobachtet. Fox zischt beidiesem Anblick regelrecht.

„Und dieser Zirkus will die Gauntletsaufhalten. Der eine Typ frisst wie ein Dreckschwein, und der sollMeister Wolf Sorgen bereiten? Ekelhaft, diese Leute ohneSelbstkontrolle, da könnte ich-", er unterbricht, als er bemerkt,dass Merlany zu ihm nach draußen sieht.

Als sich ihre Blicke treffen wendet Foxsich ab und verschwindet wieder auf die Dächer. Etwas an MerlanysBlick stört ihn so unheimlich. Die Art, wie sie schaut, ist ihm ausirgendeinen Grund unangenehm. Ist es die analytische Kälte in ihrenAugen? Ist es der blitzende Jähzorn? Oder ist er eingeschüchtertvon der Kraft, die allein ihr Blick ausstrahlt? Er kann nicht mit demFinger darauf zeigen. Und egal, was davon zutrifft, wieso würde siesich mit diesen zwei Vollchaoten abgeben? Fox will keinen Gedankenmehr daran verschwenden, und konzentriert wieder auf das Wesentliche.Er muss sich auf den Angriff gegen die Gauntlets vorbereiten.


Währenddessen haben die drei ihreMahlzeit aufgegessen, wobei Mike seine vier Portionen auch als ersterruntergeschlungen hat. Skid zahlt mit seiner Karte und sie verlassendas kleine Lokal, um sich zurück in Skids Garage zu begeben.Immerhin steht ihnen heute der Angriff auf die Gauntlets und ihrenAnführer bevor. Nur noch ein paar Stunden Entspannung und Erholung,letzte Besprechungen und Strategiepalnungen und das Aufwärmen fürden Ernstfall heute abend liegen vor ihnen. Dann ist es soweit.

Fernab von den ungleichen Freunden, ineinem abgelegenen Teil der Factory Town, in einer großen Fabrik,deren beide Dampftürme den Himmel regelrecht verdunkeln, haben dieGray Gauntlets derweil andere Probleme. Das Surren, Knallen undKlicken der vielen Maschinen ist laut und Dumpf. Im schwachen Lichtder billigen Lampen stapft eine mächtige Gestalt durch die breitenGänge. Das Tanktop im Camouflage-Stil kann kaum den aufgeblähten,muskulösen Oberkörper dieses Mannes einschließen. Diemilitärischen Cargohosen und die Schutzbrille auf der Stirn,verdeutlichen den Eindruck eines gnadenlosen Soldaten - einesrücksichtslosen Kommandanten. Die Person steht schließlich voreiner breiten Klapptür, die in einen der Produktionsräume führt.Mit einem gewaltigen Fußtritt werden die Türen einfach aus ihrenAngeln gerissen, und der Kommandant geht, wegen seiner groß gebautenStatur, leicht gebeugt durch den nun leerstehenden Türrahmen. DerSoldat blickt in die überraschten Gesichter seiner Forscher,Ingenieure und Fließbandarbeiter.

„Also Ladies, ich habe schlechteNeuigkeiten für euch. Irgendjemand findet es wohl saukomisch unsereSachen kaputt zu machen. Durch den Ausfall von einigen Lieferanten,und der Zerstörung unseres Funkturms, sind wir auf normalem Wegnicht mehr in der Lage unsere nächste Lieferung pünktlich an denDon zu liefern", brummt er in seiner tiefen Stimme.

Dann zieht er langsam eine dickeZigarre aus einer der vielen Taschen seiner Cargohose. Vollkommenunbeteiligt zündet er sie mit seinem schweren Metallfeuerzeug an,nimmt einen tiefem Zug und setzt seine Ansprache fort.
„Dasheißt, jetzt müsst ihr im Schnellgang arbeiten. Wenn wir dieseLieferung nicht pünktlich fertig bekommen, dann lasse ich euchzusammen mit den Verantwortlichen auf dem Marktplatz offenerschießen. Und wenn mir auch noch einer von euch auf den Sack geht,dann lasse ich eure Familien auch noch abholen. Vielleicht hörendann ja die Verschwörungen gegen mich auf."

Langsam atmet er den Rauch seinerZigarre aus und pustet ihn in die entsetzten Gesichter der Arbeiter.Einer der Forscher schluckt schwer und murmelt leise „Skid" vorsich her. Der Kommandant spitzt die Ohren und richtet seinen Blickauf den Forscher. Langsamen Schrittes bewegt er sich auf diesen zu.Neben dem Fleischberg wirkt der Mann in seinem weißen Kittel, wieein Kind, obwohl er selbst von durchschnittlicher Größe ist.

„Würde mich nicht wundern, wenn deinScheißbalg da mit drin steckt. Ihr beide habt jetzt noch den Segendes Zweifels, aber ich verspreche dir, dass ich auch einemVierzehnjährigen öffentlich das Hirn rauspusten würde, wenn ermich herausfordert! Haben wir uns verstanden?"

Der Forscher nickt, ohne dem Militärins Gesicht zu blicken. „Jawohl, Mister Bradford, Sir".

Bradford nimmt die Zigarre aus dem Mundund sieht den Forscher genervt an.

„Glaub' mir, besser ich erledigeeuch, bevor die Handlanger vom Don auftauchen. Die sind nicht sognädig, um Kopfschüsse zu verteilen."


Mit diesen Worten dreht er sich um, undverschwindet aus der Produktionshalle, um geradewegs in sein Büro zugehen. Dort angekommen schaltet er ein abhörsicheres Funkgerät ein.

„Graham! Bist du faule Made endlichwieder einsatzbereit? Ich befürchte, dass uns ein Angriffbevorsteht. Erst explodiert der Funkturm und jetzt bekomme ich auchkeine Meldungen mehr von Rogers. Zeigen wir dem Aufstand, mit wem siesich anlegen!"

Er beendet das Gespräch und schlägtzornig mit der linken Faust auf den Tisch, der sofort entzwei bricht.

Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now