II - 11: Gray Gauntlet Bradford

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Langsam stapft er diewenigen Stufen vom Eingang hinunter. Alle Gauntlets richten sichkerzengerade, und halten die Hand salutierend an die Stirn. Weder einMuskel zuckt, noch wagt es ein Schweißtropfen die Stirn hinunter zufließen. Sein Blick schweift über die entsetzten Gesichter seinesGefolges. Er scheint den Respekt förmlich aufzusaugen. Schließlichlässt er seinen Blick auch auf Mike und seine Freunde fallen. SeineMundwinkel heben sich wieder leicht.

„Das sind sie also, dieUnruhestifter, die uns alle hier in die Luft jagen. Ein Junge ohnebesondere Fähigkeiten, eine halbtote Hexe und das wertlose, kleineHäufchen Elend, dass uns in den Rücken gefallen ist", brummt eramüsiert, während er Skid starr ins Gesicht blickt, „Und derSchwertkämpfer, den ich auf der Überwachungskamera gesehen habe,hat wohl die Hose voll und das weite gesucht. Ein wirklich peinlicherVerein. Das einzige, was noch peinlicher ist, sind die wertlosenJammerlappen, die sich von denen besiegen lassen."

Er sieht seine Schläger verächtlichan. Allein bei dem Gedanken, dass seine Leute, und seinenKommandanten allen voran, Schwierigkeiten mit diesen Witzfigurenhatten, stellen sich ihm sämtliche Nackenhaare auf. Fest beißt erseine Zähne zusammen. Es gefällt ihm zwar nicht, aber er schlucktseinen Zorn ein wenig herunter. Wut würde ihm hier auch nichts mehrbringen.

„Wo bleiben meine Manieren!",räuspert sich der Anführer der Gauntlets, „Ich heiße Bradford.Ich habe hier das Kommando. Und wer seid ihr, auf mich wirkt ihr jastark wie Black Bolts."

„Ich bin Mike, und nein - ich binkein Black Bolt. Meine Freundin Merlany und ich haben unsere ganzeigenen Probleme mit dir!", stellt sich Mike energisch vor.

„Und diese wären?!", knurrtBradford zurück, „Ich kenne euch nicht mal."

„Deine Leute haben Merlanyüberfallen, und uns angegriffen. Darüber hinaus geht mir euerVerein auf 'ner persönlichen Ebene komplett gegen den Strich.Deswegen bin ich hier!"

Bradford hebt verwirrt die rechteAugenbraue. „Ich weiß nichts von euren Problemen. Was ich aberweiß, ist, dass der Don mir den Arsch aufreißt, wenn ich nichtpünktlich liefere. Und außerdem weiß ich, dass ihr mir meine ganzeProduktion kaputt gemacht habt. Und das alles, weil ihr Uneinigkeitenmit ein paar miesen Schlägern habt. Verdammt noch mal - Ich habenicht mal was illegales gemacht, das ist ein ganz legales Business,ich verkaufe sogar an die Regierung!"

Skid knurrt sichtlich entnervt. SeineAugen blitzen förmlich vor Wut. Für einen Augenblick - eintausendstel einer Sekunde - flößt sein Blick sogar Bradford Respektein. Schnell legt Skid ein paar Hebel um, wodurch sein Lance Driversich zu Bradford richtet. Seine Wangen leuchten rot und falten ziehensich über seine kindliche Stirn.

„Du elender Mistkerl! Seit Wochen istmein Vater in der Fabrik eingesperrt! Jedes mal, wenn er heim kommt,ist er voller blauer Flecken und Blessuren! Die halbe Stadt lebt inAngst, dass du durchdrehen könntest!"

Skid zittert förmlich vor Wut.Bradfords selbstgefällige Aussagen haben etwas in ihm zum kochengebracht.

„Was hilft uns all unsere Technik,unser Wissen und all unser Fortschritt, wenn wir in dieser Stadtgefangen sind wie Sklaven. Ich werde dir nie verzeihen, was du mitdieser Stadt angestellt hast!"

Ein gewaltiger Feuerschwall stößt ausden Auspuffrohren des Lance Drivers hervor, die Arm-Minigun richtetsich auf Bradford. Die Greifer an den Beinen graben sich den hartenAsphalt. Skid legt den Daumen auf den Abzug. Die Rohre der Minigundrehen sich immer schneller und schneller. Plötzlich jagen glühenderote Funken durch die Luft auf Bradford zu. Dieser springt inakrobatischen Geschick sofort hinter die Mauern des Haupttores.

„Skid, diese Maschine ist wirklichsüß, hast du die auch selber gebaut?", spottet Bradfordselbstsicher, während er hinter der Mauer beginnt sein Gewehr zuladen. Das Ende der Waffe ist eine Halbkugeln aus Stahl, die durcheinen, in der Mitte liegenden, senkrechten Spalt geteilt ist. Indiesem Spalt sammelt sich eine gewaltige Menge Energie. Skid schreitlaut auf und setzt erneut das Geschütz ein.

„Ein Treffer von den hitzeverstärktenOverdrive-Kugeln, und von dir bleibt nur noch Asche übrig!"

Bradford zieht sich eine Zigarre ausder Hosentasche, hält das Ende in die Energie, die sich in seinerWaffe sammelt und nimmt den ersten Zug. Er atmet den Rauch langsamaus.

„Wird Zeit, ernst zu machen",murmelt er vor sich hin. Ohne sich nochmal umzudrehen sprintet er aufSkids Maschine zu. Durch schnelle Schritte zu den Seiten und einigeAusweichrollen entgeht er dem Kugelhagel.

Unter dem Minigun-Arm angekommen,feuert er seine Waffe ab. Eine Klinge aus reiner Energie fliegt ausdem Spalt der Halbkugel, jagt schnell aus der Waffe heraus undschneidet den Arm des Roboter ab. Schwer fällt das Geschütz zuBoden. Skid stockt der Atem. Schnell legt er einen Hebel um, sodassder Lance Driver seinen Bohrer auf Bradford zustößt, doch dieserspringt schnell genug aus der Gefahrenzone und feuert den nächstenArm des Roboters hinunter.


„Die Axe-Gun kann sich durch fastalles durchschneiden. Ein Schuss reicht meistens", erklärt er demfassungslosen Skid höhnisch.

Bradford stürmt schnell auf den LanceDriver zu, klettert ein Bein hoch und holt weit aus. Mit dem Schaftder Waffe schlägt er schnell die Glasscheibe vor Skids Cockpit ein.

„Der Don verzichtet nicht gern aufseine Lieferung, und du ich zeige dir diese Ungeduld", schreit erdem völlig perplexen Skid ins Gesicht, bevor er ihn am Kragen packt.Seine Pranke wirkt im Vergleich zu Skid wie eine Baggerschaufel.

Immerhin misst Bradford etwa daszweieinhalbfache von Skids Körpergröße. Schließlich schleudert erdiesen aus dem Cockpit, wobei Skid hart auf dem Boden aufschlägt.Mit seinen kräftigen Beinen stößt er sich von dem Roboter ab, undverlängert sein Gewicht auf den Ellenbogen. Er würde diesem kleinenVerräter nun jeden Knochen brechen - die Strafe für Verrat! Skidsieht schon den aufgeblähten Oberkörper Bradfords auf ihn zu rasenwie einen muskulösen Meteoriten, jedoch saust eine Gestalt im weißenKittel über ihn hinweg, und schleift ihn aus der Gefahrenzone.

Während Bradford mit dem Ellenbogenungespitzt einen Krater in den Boden sprengt, wird Skid von seinemVater aufgeholfen. Bradford richtet sich langsam auf. Über dendunklen Augenringen von Bradford glänzt sein rasender Zorn in denbraunen Augen.

„Verräter!", grölt er den beidenimmer noch auf Knien entgegen. Er türmt sich wieder vor den beidenauf, sodass ihnen vor Angst der Atem wegbleibt. Langsam schreitet erauf sie zu. Er richtet seine Axegun auf die beiden. Energie lädt imhalbkugelförmigen Kopf der Waffe. Sein Finger drückt den Abzugbereits leicht ein.

„Das war's für euch, ihrVerräter!"

Ein dumpfes Geräusch - Der Axe-Schussgeht ins Leere - Überraschung in Bradfords Gesicht.

Mikes Tritt reißt ihm das Gewehr ausden Händen. Skid und sein Vater gehen in Deckung. Stockernst schautMike in Bradfords Gesicht. Während die beiden Blickkontakt halten,bleibt für sie kurz die Zeit stehen. Seine Stimme erklärt kühl undgefühllos:

„Du hättest es dir besser überlegensollen, wen du vor meinen Augen angreifst. Ich hab dir doch gesagt,dass ich ein Hühnchen mit dir zu rupfen habe. Jetzt bekommst du esmit mir zu tun."

Bradford weicht einen Schritt zurück.Noch nie hat jemand ihm etwas aus den Händen gerissen. Mike ziehtseine beschwerte Lederjacke aus und wirft sie hinter sich zu Skid,welcher sie, zwar etwas überrascht vom Gewicht von knapp 20Kilogramm an sich nimmt. Skid umklammert gespannt die Jacke. Mikefährt sich mit den Fingern noch mal durch die Haare.

„Na los! Zeit zu kämpfen, du elenderFleischberg!"




















Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now