IV - 3: Konferenz

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Das bleiche Licht derHalogenlampen scheint auf einen rechteckigen Tisch herab. An diesemTisch sitzen sechs Leute. Ein Mann mit einem kurzen, militärischenHaarschnitt, der eine hochrangige Polizeieluniform trägt.

Zu seiner linken zweiMänner, beide in einem schicken Anzug, einer davon ist relativ jung,der andere definitiv über sechzig. Gegenüber sitzt eine junge Frau,die ebenfalls eine Polizeiuniform trägt, jedoch wirkt sie deutlichunerfahrener als der Mann.

An der rechten Seite desTisches schlürft ein älterer Mann in einem Laborkittel seinenKaffee, neben ihm ein Monstrum von Mann, bestimmt drei Meter hoch undmindestens genau so breit. Dieser beobachtet die anderen nur stumm.

„Also, Herrschaften, es scheint wirmüssen nun doch etwas gegen die Gangs in der Südstadt unternehmen.Die Verantwortung den Gauntlets zu überlassen hat scheinbar nichtfunktioniert", beginnt der jüngere der beiden Schlipsträger dasGespräch.

„Wir wären von vornherein nie aufdiese Gang-Idioten angewiesen gewesen, wenn Sie nicht dauernd meinebesten Männer in andere Einheiten abziehen würden", murrt derPolizist.

„Reißen Sie sich zusammen,Abteilungsleiter Light, wir sind hier nicht, um jemandem eine Schuldzu zu schieben. Es geht darum, eine Lösung für die aufkeimendenProbleme zu finden", erklärt der ältere der Anzugträger inruhigem, doch ernstem Ton.


„Verzeihen Sie meinen harschen Ton,aber diese Probleme gäbe es überhaupt nicht, wenn die Regierungnicht drei Viertel ihrer Mittel in den Kampf um die Innenstadtstecken würde", knurrt der Abteilungsleiter weiterhin aufgeregt.

„Light, Sie wissen genau so gut, wiewir, wieso die Herrschaft über die Innenstadt unabdinglich ist.Sobald wir sie unwiederbringlich verlieren, wird die ganze Stadtfrüher oder später der vorherrschenden Gang gehören. Wollen Sie,dass eine Stadt in der Größe eines kleinen Landes, gefüllt mitIndustriekomplexen, Wirtschaftsoptionen und einigen der stärkstenMetamenschen der bekannten Geschichte in die Hände irgendwelcherruchloser Verbrecher fällt", antwortet der jüngere der beidenBeamten während er Light zehrend in die Augen blickt.

Der Mann in seinem Laborkittel stelltden Kaffee auf den Tisch und beginnt sichtlich amüsiert zu grinsen.Seine verspiegelte Brille verdeckt jedoch die Sicht auf seine Augen.

„Amüsieren wie Sie etwa, Payn?",fragt der ältere Herr den mutmaßlichen Wissenschaftler.

„Wenn die Regierung meine Forschungennicht so stark limitieren würde, wäre die ganze Polizei starkgenug, um die Kriminalität innerhalb von einigen Tagen komplettauszulöschen", murmelt dieser kichernd vor sich her.

„Sie wissen genau, wieso IhreExperimente nicht genehmigt werden, also hören Sie gefälligst aufdamit. Schlimm genug, dass sie dieses Scheusal bei uns am Tischsitzen haben", zischt der jüngere der Beamten, während er einerdurchbohrenden Blick auf den Koloss neben dem Forscher richtet, „Siekönnen froh sein, dass Sie noch nicht vor irgendeinem Kriegsgerichtgelandet sind."

„Mir ist egal, was dieser verrückteQuacksalber veranstaltet, ich will nur, dass in meinemZuständigkeitsbereich wieder Ruhe herrscht. Entweder bekomme ichmeine Männer zurück, oder Sie schicken eine ihrer geheimen TaskForces hin", fordert der Polizist sichtlich ungeduldig.

„Sie wissen wohl nicht, wo Ihr Platzist, Light. Sie sind ein einfacher Polizist. Abteilungsleiter vonnicht mal 10% der Stadt. Mein Kollege und ich sind Beamte desEthikrats der Verwaltung. Sie haben das Sagen über ein paar dutzendStreifenpolizisten. Wir haben direkten Zugriff auf dieSondereinheiten. Ein Wort reicht, und Sie sind ihren Posten sofortwieder los", erläutert der ältere der Beamten eindringlich.

„Wissen Sie eigentlich, wie egal mirist, wer Sie zu sein glauben? Es geht so wie nicht weiter. Sie sitzengemütlich in Ihren Büros und schicken uns herum wie verfluchteSchachfiguren. Männer und Frauen leben und sterben auf Ihren Befehl,und Sie machen nichts außer herumzusitzen und abzuwarten. Sie wollenmich feuern? Versuchen Sie es doch! Kein Aufsichtsrat wird daszulassen!", schreit Light die beiden Anzugträger an, bevor er mitseiner Faust kräftig auf den Tisch schlägt, „Aber eines kann ichIhnen versichern: Wenn die Scheiße hier erstmal am dampfen ist, dannsind Sie beiden die ersten die den Kopf verlieren!"

„Herr Abteilungsleiter Light, ichwürde ihnen, wenn Sie gestatten, einen Vorschlag machen", beginntder Mann im Laborkittel zu erklären, „Meine Forschungen im Bereichdes Klonens sind bereits so weit fortgeschritten, dass ich Ihnen ohneProbleme innerhalb kürzester Zeit eine Einheit von kampftauglichenKlonen mit Ihren Fähigkeiten bereitstellen kann. Ich brauche nureine Probe Ihrer DNA und drei Monate Zeit."

„Doktor Payn, wissen Sie eigentlichwas Sie da reden? Diese Verfahren sind strengstens verboten. Sieerschaffen künstliches Leben, Sie spielen mit den Bausteinen desLebens selbst. Haben Sie eigentlich komplett den Verstand verloren?",fragt der jüngere der Beamten sichtlich überrascht.

„Als Sie mir den Auftrag gegebenhaben, Ihre Taskforces aufzubereiten, gab es auch keine Probleme.Also spielen Sie jetzt erst Recht nicht den gesetzestreuenGutmenschen", murmelt Payn drohend zurück.

Die junge Polizistin, die bisher stummgeblieben ist, mischt sich schließlich auch in das Gespräch ein.

„Gentlemen, bevor diese Situationausartet, würde ich vorschlagen, dass meine Einheit und ich die Lagein der Südstadt ermittelt, woraufhin wir die dabei erfassten Datenzur weiteren Evaluation der angemessenen Vorgehensweise benutzen."

„Du musst nicht in derBürokratensprache reden, Stephanie, aber dein Plan klingt zunächstsinnvoll. Aber ich weiß leider nicht, wie gefährlich die Situationda unten wirklich ist. Immerhin leben in der Südstadt bekannteGesichter, wie der Weiße Wolf, Biz, diese pyromantischeVeenic-Königsfamilie, und Don Pablo. Es ist viel zu gefährlich ohneeine gesonderte Sondereinheit der Polizei oder eine Task Force derRegierung dort aufzutauchen", antwortet Light auf den Vorschlag.

„Dem Vorschlag von OberkommissarinStephanie Light wird stattgegeben. Light, Sie und die Einheit IhrerTochter werden ein diplomatisches Gespräch mit den Parteien derSüdstadt anstreben. Ich würde Ihnen raten, mit den Black Bolts undden White Fang zu beginnen. Die sind schlau genug, keinen Krieganzufangen. Veenic ist laut Gesetz unabhängig, also fällt das raus.Und vom Don solltet ihr euch prinzipiell fernhalten", erklärtder ältere Beamte den Polizisten.

„Gut, dann verbleiben wir erstmal so,und setzen das Gespräch fort, sobald die Einheit um OberkommissarinStephanie Light und Abteilungsleiter Raymond Light erste Ergebnisseerzielt. Auf Wiedersehen, die Herrschaften", verabschiedet sich derjüngere der Beamten kurz und unfreundlich.

Der ältere schließt sich dem an unddie beiden verlassen den Raum. Auch Dr. Payn und der Koloss verlassenden Raum nach einer kurzen Verabschiedung.

Nur noch die beiden Polizistenverbleiben in dem Konferenzsaal.

„Stephanie...", grummelt Lightsichtlich unzufrieden

„Es musste sein, Dad, alles anderewürde zu einem direkten Krieg führen. Wir können wenigstensversuchen vernünftig mit denen zu reden", rechtfertigt sichStephanie lautstark.

„Stephanie, verdammte Scheiße, mitdiesen Menschen kann niemand vernünftig reden. Hast du diese Gangsschon mal erlebt? Die schneiden dich in Stücke, verbrennen dich,jagen dir 'ne verdammte Kugel durch den Schädel und brechen dirjeden einzelnen Knochen, wenn du denen im Weg stehst. Kannst du dirüberhaupt vorstellen, was das für Menschen sind. Was denkst du,wieso ich so sehr auf zusätzliches Personal bestehe? Eben weil nichtdie Rekruten, allem voran nicht meine Tochter, in dieses Chaosschicken will. Verdammt noch mal, Stephanie!", brüllt der Polizistsichtlich wütend.

„Es tut mir leid, Dad, ich konntedoch nicht wissen", entschuldigt sich Stephanie, bevor sieunterbrochen wird.

„Dafür ist es jetzt zu spät. Abermach dir keine Sorgen. Dir und den anderen wird nichts passieren - ich werde dich vorbereiten, bis dubereit für so einen Einsatz bist!"

Chaos City - Staffel 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt