II - 13: Vernichtender Tiefschlag

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Mike spannt jeden Muskelin seinem Körper an, setzt eine ernste Miene auf und bringt sich inKampfhaltung. Diesen Kampf darf er nicht verlieren, für Skid, fürMerlany und vor allem, für sich selbst. Die Chance, sich zu beweisenist endlich gekommen, der Welt zu zeigen, dass er mehr ist, alsirgendein Typ. Merlany hat, seit er in der Stadt ist, schon mehrmalsgezeigt, wozu sie in der Lage ist. Skid hat einen Roboter gebaut,dessen Aussehen alleine die Feinde davon gejagt hat. Fox erledigt miteinem Hieb mehrere Feinde auf einmal. Doch Mike, er hatte noch keineGelegenheit zu zeigen, was wirklich in ihm steckt. Was konnte er auchtun, ohne Magie, ohne Technologie und ohne eine besondere Fähigkeit.

Er beißt die Zähne fest zusammen. Wieein Blitz schießt es ihm durch seine Gedanken! Er braucht all dieseDinge nicht - denn er spielt nicht nach den Regeln - er ist kein Teildieses Systems. So muss er also auch kämpfen. Er stürmt aufBradford zu, während er mit seiner Linken weit ausholt. Bradfordlächelt ihn nur selbstgefällig an.

„Er versucht schon wieder, michdirekt anzugreifen? Der ist wohl echt nicht so hell...", spottetBradford in seinen Gedanken.

Mike streckt die Faust nach vorne, dochBradford bringt sich sofort in Konterhaltung, und greift wieder nachMikes Arm. Für Mike blieb die Zeit vor seinen Augen kurz stehen. Erschwingt mit der Faust absichtlich daneben, um Bradford aus derBewegung heraus einen Knietritt in den Bauch zu verpassen. Überraschtvon diesem Treffer reißt er die Augen weit auf, woraufhin Mike ihmsofort einen Kinnhaken verpasst. Bradfords Kopf schnellt in seinenNacken. Mike bleibt ein Lidschlag, um seinen nächsten Angriff zuwählen. Ihm schießt der Kampf zwischen Biz uns Rogers in den Kopf.Er nimmt beide Hände nach hinten, ballt sie zu Fäusten und schlägtin hohem Tempo mit beiden Fäusten vor sich - Mikes Maschinenpistole!

Jedoch fängt sich Bradford wieder undstreckt mit seiner gewaltigen Bodybuilder-Pranke nach Mikes Gesicht.Er packt fest zu.

„Dachtest du wirklich, dass du michso leicht unterkriegen würdest? Auf die paar Glückstreffer solltestdu dir wirklich nicht so viel einbilden", murrt Bradfordunbeeindruckt

Mit seinen dicken, muskulösen Fingernbeginnt er knurrend der Schädel seines Gegners einzudrücken, bevorer ihn hochhebt und Mike ungespitzt auf den harten Asphaltschmettert. Laut krachend schlägt Mike auf dem Rücken auf. Bradfordwirft ihm einen verächtlichen Blick zu. Er hebt sein rechtes Beinund trampelt mit seinen schweren Stiefel kräftig auf MikesBrustkorb, was ihm sämtliche Luft aus dem Körper presst und ihnzitternd und atemlos am Boden zurücklässt.

„Na, wo bleibt dein Kampfgeist jetzt?Wie viel kannst du nun einstecken? Sag schon, oder hat es dir dieSprache verschlagen?"

Mike keucht nach Luft, während derGauntlet wieder das Bein hebt. Mike mobilisiert seine letzten Kräfteund fängt den gigantösen Fuß ab, woraufhin er mit seinem Bein inBradfords Kniekehle tritt. Dieser verliert kurz das Gleichgewicht undtaumelt ein paar Schritte von Mike weg, welcher die Zeit nutzt, umsich wieder aufzurappeln. Bradford stürmt auf ihn zu. Beide schlagenund treten wild auf einander ein. Die Fäuste prallen wuchtigaufeinader, die meisten Angriffe werden pariert, und nur wenigeKörpertreffer kommen im Sturm der Hiebe durch.

Eine falsche Bewegung - und aus demnichts erwischt Mike ein kräftiger Hieb in die Magengrube. Bradfordsgewaltiger Arm hebt Mike regelrecht vom Boden. Der Anführer derGauntlets nimmt das rechte Bein weit nach hinten, bereit Mike miteinem Tritt das Gesicht zu zertrümmern. Doch dieser erkennt diebevorstehende Gefahr und riskiert einen gedruckten Schritt nachvorne. Bradfords baumstammdicker Schenkel saust gerade so über MikesKopf hinweg. Das Adrenalin überflutet Mikes Körper. Er ist soangespannt, dass jeder Muskel in seinem Körper regelrecht brennt.

Er richtet die Faust nach oben. DieSpannung in seinen Beinen lässt ihn rasend schnell nach obenschießen. Ein dumpfes Geräusch. Bradford reißt es die Augäpfelaus dem Schädel und ein unerwartet hoher Schrei entweicht seinenLippen. Wie eine Druckwelle breitet sich der Terror in den Gesichternder anderen Gauntlets aus. Dieser Anblick, gemischt mit dem auf derHaut kribbelnden Luftzug, der von Mikes Faust ausgeht, versetzt jedenMann in einem Umkreis von 100 Metern in Schockstarre.

Mike nimmt die Hand zurück und gehtein paar Schritte auf Abstand. Bradford hält sich beide Hände vorden Schritt. Seine Augen sind blutunterlaufen und ploppen regelrechtaus seinem Schädel heraus. Mike legt das rechte Bein ein Stück nachhinten, konzentriert sich auf sein Ziel, nur um einen Augenblickspäter seinen Turnschuh in einem rasanten Roundhouse-Kickraketenartig in Bradfords Visage zu rammen. Spucke und Blut fliegenaus dem Gesicht des Gauntlets. Er kippt um, bewegt sich nicht mehr.Mike fällt auf die Knie, geht auf alle Viere. Er spuckt krächzendauf den Boden. Schwer ringt er um Atem.

Die umherstehenden Gauntlets könnensich vor Staunen kaum rühren. Dieser Mann hat gerade vor ihren Augenden großen Bradford besiegt. Wenn auch nicht besonders ehrenhaft,aber dennoch bleibt ein Sieg ein Sieg. Skid rennt erleichtert zuMike, um ihm zu helfen, sich aufzurichten.

„Du hast es tatsächlich geschafft,Mike", flüstert er in ruhigem Ton, „Du hast Bradford erledigt.Niemand von uns hätte es auch nur gewagt, sich mit ihm anzulegen."

Mike setzt ein triumphales Lächelnauf.

„Du hast doch nicht an mirgezweifelt, oder?", scherzt er mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Skid sieht etwas beschämt weg.Manchmal ist Schweigen besser als die Wahrheit. Mike mit der Schulterstützend, bewegt er sich zu seinem Vater, welcher währenddessenMerlany wieder zu Bewusstsein gebracht hat. Ihr bleibt das Herzstehen, als sie Mike so aufgearbeitet sieht.

Immerhin war sie schuld, dass diebeiden sich mit den Gauntlets angelegt haben. Eine Träne desSchuldbewusstseins läuft ihr die Wange herunter. Gleichzeitig tipptSkid etwas auf seinem Armband ein.

„Selbstzerstörungssequenzeingeleitet. T minus 20 Sekunden", erklärt die Computerstimme.

Nach kurzer Verwirrung explodiert derLance Driver, der sich noch im Tor der Fabrik befindet, undreißt damit große Teile der Fabrik ein.

Merlany starrt die Gauntlets feurig an,und faucht: „Wenn euch was an eurem Leben liegt, dann seht zu, dassihr Land gewinnt, und wehe ihr lasst euch noch mal hier blicken".

Während sie das sagt, springen wiedereinige Funken um ihren Körper.

„Ansonsten..."

Sie lässt einige Blitze in ihrer Handknistern.

Panisch sammeln die Gauntlets ihreKommandanten auf, und verschwinden in unvergleichlichem Tempo inihren Transportern aus der Factory Town. Mike sieht etwas verwirrt zuSkid.

„Wer ist eigentlich dieser Don, vordem Bradford solche Angst hatte? Der steht jetzt nämlich auch aufmeiner Liste von Arschlöchern, die ich zurechtweisen muss!"

Skid schluckt schwer.

„Don Pablo, der Teufel von Riverton.Einer der meistgesuchten Verbrecher der südlichen Viertel. Mitseinen Bodyguards würde sich nicht mal Bradford anlegen. Sich mitdem anzulegen, wäre Wahnsinn!"

Mike grinst ziemlich gelassen. Er lachtsogar ein klein wenig.

„Wir haben uns schon mit ihmangelegt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er uns umbringenlässt. An dem Bastard führt uns kein Weg mehr vorbei. Und wie esaussieht, steckst du da genauso drin, wie ich, Skid."

Kalter Schweiß rinnt über Skidsaltersunangemessene Stirnfalten, während sein Gesicht einenungesunden Rot-Ton annimmt.

„Dann sollten wir rausfinden, wiewir... zum... zum Don kommen...", presst Skid durch seine zu einemfalschen Lächeln zusammengebissenen Zähne.


Chaos City - Staffel 1Where stories live. Discover now