13. »Entweder kommst du mit, oder ich gehe alleine.«

3.4K 316 16
                                    

Es wurde noch ein langer Abend. Meine Eltern schickten uns um dreiundzwanzig Uhr zum Schlafengehen, und ich war so müde, dass ich fast sofort einschlief. Von Vogelgezwitscher erwachte ich. Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich entsetzt aufstöhnen. Fünf Uhr morgens! Es war doch Wochenende!!

Ich ließ mich wieder in meine Decken sinken und schlief glücklicherweise wieder ein. Das nächste Mal weckte Luke mich. »Los, du Schlafmütze! Deine Eltern sind schon weg; wir können trainieren!« Oder Alecya und Tiana treffen, fügte ich gedanklich hinzu.

Wir machten uns ein kleines Frühstück, das aus Müsli bestand, dann lief Luke schon mal in den Wald, um unsere Ausrüstung zu holen, da wir sie gestern dort gelassen hatten. In dieser Zeit machte ich mich fertig. Nach zehn Minuten war Luke immer noch nicht zurück, also machte ich mich ebenfalls auf den Weg in den Wald.

Ich folgte dem gleichen Pfad wie gestern, um die Orientierung nicht zu verlieren. Ich hatte zwar einen Pfadfinder-Kurs gemacht, aber wirklich gut hatte ich mich noch nie ohne Straßenschilder zurechtgefunden. Als ich den unvergleichlichen Ruf eines Rotkehlchens hörte, blieb ich stehen und legte den Kopf in den Nacken.

Ich suchte das dichte Astwerk mit den Augen ab und fand den kleinen Vogel schließlich. Seine winzigen Knopfaugen zogen mich in ihren Bann. Wieder ließ der Vogel seinen perlenden Gesang hören und ich ging weiter. Junge Bäume sprossen links und rechts von mir aus dem Boden.

Ihre Blätter leuchteten in einem durchdringenden Grün, wie Alecyas Drachenschuppen. Ich fing an, den großen Baum zu suchen, wo mein Bogen versteckt war. Das Problem löste sich dann aber ganz von selbst: Luke hatte mich entdeckt und rief meinen Namen. »Connie! Hier!« Er hatte seinen Köcher in der linken Hand, mit der rechten deutete er auf den Baum zu seiner Rechten.

Erleichtert erkannte ich unsere Sachen wieder. Nachdem wir ein bisschen trainiert hatten, schlug ich vor: »Wir können doch Alecya und Tiana suchen! Vielleicht haben sie Zeit.« Luke machte ein bisschen ein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. »Ich weiß nicht...«, meinte er wenig begeistert. Er schien es nicht gut zu finden, dass die beiden unser Geheimnis kannten.

»Jetzt komm schon!«, quengelte ich. »Entweder du kommst mit, oder ich gehe alleine.« »Schon gut, überredet.« Jetzt blieb nur noch die Frage, wie wir die beiden Drachenwandlerinnen finden sollten... Wir entschieden, erst zu der Steinstelle von gestern zu gehen und wenn die beiden nicht dort waren, ziellos im Wald herumzustreifen.

Dort angekommen erwies sich meine Sorge, die beiden würden nicht da sein, als unbegründet. Lässig lehnte Tiana an einem der Felsen und empfing uns mit einem leichten Lächeln. »Schön. Ihr seid da. Wir haben heute so Einiges vor.« Während Luke ihr nur einen kurzen misstrauischen Blick zuwarf, lehnte ich mich neben das Mädchen und blinzelte in die Sonne.

»Was haben wir denn so vor?«, fragte ich neugierig. Kam es mir nur so vor, oder freute Tiana sich wirklich auf das, was wir vorhatten? »Ich dachte mir, wir schauen mal, wie weit eure Verwandlung schon ist«, antwortete sie. »Und wenn ihr weit genug seid, nun ja...« »Jetzt spuck's schon aus!«, drängte ich gespannt. »...könnten wir mal das Fliegen ausprobieren!«, vervollständigte sie den Satz.

Ich hatte mit vielen verrückten Ideen gerechnet, aber damit nicht. »Aber - ich weiß nicht, ob ich schon Flügel habe...!« »Deswegen schauen wir ja erst mal, wie weit ihr seid!«, machte Tiana meine Einwände zunichte. »Na gut«, gab ich mich geschlagen. Wir gingen alle zur Lichtung, die hinter den Felsen war, weil es dort viel Platz gab. Luke fing an.

Kaum hob er die Verwandlung auf, sprossen ihm Flügel, Schwanz und Schuppen. Seine Schuppen warfen einen rot glühenden Schimmer auf das umliegende Gebiet und funkelten geheimnisvoll im hellen Sonnenlicht. Er war ein Drache. Komplett, soweit ich das beurteilen konnte; sogar die Augen leuchteten wie geschliffene Rubine.

Sein Anblick war atemberaubend: Überall düsterer, grüner Wald und dann Luke auf der sonnengetränkten Lichtung. Alecya riss mich aus meinen Träumereien. »Perfekt! Und jetzt du, Connie!« Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht dieses Monster in mir zum Leben erwecken. Aber den anderen zuliebe tat ich es dennoch.

Ich ließ die Kraft, die ich erst seit Kurzem entdeckt hatte, frei. Meine Handflächen leuchteten grell auf, bevor sie sich zu Krallen formten und meine Arme von einem geschuppten Panzer umschlossen wurden. Ein Blick auf meine Beine bewies, dass ich nicht mal halb so weit war wie Luke - bis etwa zum Bauchnabel und zum Kinn reichten die Schuppen.

Außerdem glänzten auch meine Arme und Schultern blau. Das hieß, ich hatte jetzt circa ein Drittel der Verwandlung abgeschlossen. Und Luke war schon fertig? Wie unfair war das?!

Danke an alle meine Leser!! Ihr seid die Besten! :D

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich musste an der ganzen Handlung ein bisschen feilen und das hat gedauert - es soll ja alles Sinn ergeben ;)

Eure FantasyWriting14

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now