66. »Das hätte ich zu gern gesehen.«

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Ich sah sie überrascht an. »Mehr oder weniger absichtlich«, gab ich zu. "So genau hatte ich über die Folgen nicht nachgedacht...« Sie prustete los. »Das hätte ich zu gern gesehen. Die ach so mächtigen Darks versagen bei einem kleinen Feuerchen. Du solltest echt manche dieser Gerüchte hören, die so über dich im Umlauf sind!

Laut manchen kannst du über Wasser laufen und die Nationalhymne rückwärts singen, und das alles dank deiner Universalgabe. Ich frage mich ernsthaft, wer so etwas glaubt!« Da musste ich sogar selbst lachen. Noch dazu war Atticas Lachen so ansteckend, dass man nicht wirklich ernst dabei bleiben konnte.

»Es ist irgendwie komisch, dass wir über viele, viele Vorfahren verwandt sind«, sagte Attica dann. »Warte, was?«, rief ich verwirrt. »Ich gehöre zur Familie Greenwing. Meine Urgroßmutter hat mir die Gabe vererbt, und sie ist dank ihrer damaligen Zugehörigkeit zur Allianz noch in den Verzeichnissen zu finden.

Jeder wird dort eingetragen. Und es gibt nur in meiner Drachenfamilie die Universalgabe.« Das nächste Wort sprachen wir gemeinsam aus. »Greenwing.« Eine kurze Pause entstand, bis ich überrascht auflachte. »Ja, das ist wirklich komisch. Gehört eigentlich jeder Drachenwandler einer der...vier? Fünf?...Familien an?«

Attica nickte, das erste Sonnenlicht spiegelte sich rot glänzend in ihren Augen wider. »Ja, immer nach den weiblichen Vorfahren wird die Zugehörigkeit erklärt.« Sie strich sich eine feine Strähne ihrer dunklen Haare aus dem Gesicht, bevor sie sich leicht abwandte und einen Schritt zur Passage ins nächste Höhlenviertel machte. »Ich sollte weiter, mein Kontrollgang ist noch nicht beendet.«

»Ja, klar.« Ich lächelte sie kurz an, bevor Attica davonging. Ich hatte noch keine Ahnung, wie ich sie einschätzen sollte, aber ich glaubte, dass sie ein guter Mensch war. Irgendetwas sagte mir das, entgegen aller Erfahrungen mit Alecya, die trotz ihrer Seelenfarbe so dreist gelogen hatte. Es war entgegen ihrer Natur gewesen, trotzdem hatte sie es getan.

Also musste es wichtig für sie gewesen sein...
Versuchte ich etwa, sie in Schutz zu nehmen? Vor mir selber?! War mir das nicht schon so bei Connor gegangen? Und bei Jason? Ich sollte dringend aufhören, immer an das Gute in anderen Menschen zu glauben. Und von Jason zu träumen.

Da der Morgen nun wirklich angebrochen war und es keinen Sinn machen würde, noch mal schlafen zu gehen, stieg ich zur großen Ebene hinunter, wo schon reger Betrieb herrschte. Manche trugen Kisten durch die Gegend, in denen Waffen, Gemüse und nicht identifizierbare Dinge lagen, andere eilten in die Häuser neben dem, wo Maximes Büro lag.

Eine Mädchengruppe in meinem Alter lief lachend vorbei und ich fragte mich unwillkürlich, wie es wäre, hier aufgewachsen zu sein. »Connie!« Es war Tymian, der auf mich zueilte, den Typen von gestern Abend auf den Fersen. »Schon wach?«, fragte Tymian und grinste. »Siehst du doch«, schmunzelte ich. »Ist alles okay mit dir? Ich meine, wegen ges...«

»Bestens, danke«, fiel ich ihm rasch ins Wort. Der Typ von gestern stieß Tymian mit einem herausfordernden Blick in die Seite. »Wer ist das denn? Wolltest du mir nicht erzählen, wenn du jemanden so reizendes kennen lernst?« Er wackelte albern mit den Augenbrauen. Mein Gott, wie war der denn drauf? »Entschuldige Archer. Er hat einen Hang zu Aufdringlichkeit«, erklärte Tymian gequält.

»Was auch der Grund ist, dass er mich einfach nicht loswird«, warf Archer sofort ein, begleitet von einem breiten Lächeln. Ich musterte ihn kurz. Er trug, wie nicht anders zu erwarten, diese uniformähnlichen Allianzsachen, allerdings in einem dunklen Beige. Das Haar wogte in kastanienbraunen Locken um seinen Kopf, was seinen lustigen Charakter unterstrich.

Seine Augen blitzten in einem Braun, das mich an die Farbe von Haselnüssen erinnerte. Da mir nichts Besseres einfiel, sagte ich einfach: »Archer also, ja?« Archer zog die Augenbrauen hoch und klang so, als würde er mit einem Kind sprechen, als er sagte: »Und du bist...?« »Das ist Connie. Toll, ja, können wir jetzt aufhören mit dem Quatsch?

Du zerstörst mein Image, Archer.« Nicht besonders beeindruckt entgegnete dieser: »Welches Image, mein Freund?« Tymian wollte ihm wohl einen strafenden Blick zuwerfen, was aber misslang. Beide brachen kurz in Gelächter aus, ehe Archer Tymian auf die Schulter klopfte. »Na gut, ich versuche mich zu benehmen. Also, Connie, willst du mitkommen?«

»Archer, nein...«, stöhnte Tymian, aber ich überging das einfach und fragte: »Wohin denn?« Archer schob die Hände unter den Gürtel und wippte auf seinen Stiefeln vor und zurück. »Wir sind heute zur Außenpatrouille eingeteilt. Normalerweise sieht ein Allianzmitglied die richtige Welt äußerst selten, außer die Außenposten, also wäre das eine großartige Chance...«

Tymian grinste teuflisch. »Archer hat einen Azruthen, er ist ein bisschen höher in der Stellung hier als ich. Und wo er recht hat, hat er recht. Das ist eine einmalige Gelegenheit.« Ich brauchte gar nicht lange zu überlegen. »Schon gut«, lachte ich. »Überredet!«

Ich gebe mir echt Mühe, Connie nicht zu einer Alles-Könnerin zu machen, da sie ja schon eine Universale ist. Hoffentlich gelingt es mir...
Ich habe da etwas schon bei anderen gesehen und da dachte ich mir: Hättet ihr Interesse an einer Lesenacht? (Dh. ich schreibe eine ganze Nacht lang bis zu einer bestimmten Uhrzeit und veröffentliche somit im Idealfall mehrere Kapitel in kurzer Zeit)
Keine Ahnung, ob euch so was gefällt 😂

PS: Im Bonusmaterial-Buch gibt es jetzt einen Steckbrief von Attica😏

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