75. »Wer wohnt hier eigentlich?

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Gleich nach dem Frühstück kam der Anruf. Mom war in Ramford eingetroffen und hatte wohl versucht, mich am Handy zu erreichen, aber da in dieser Dimension, oder wo wir jetzt waren, wohl kein Mobilfunk existierte, bekam ich davon nichts mit. Ein Außenposten, den Maxime unserer Aktion gewidmet hatte, nachdem Tymian ihr alles erzählt hatte, kam mit der Nachricht direkt zu Ty und mir.

»Es geht los«, lachte Tymian und ließ die Fingerknöchel knacken. Ich hasste es, wenn jemand das tat. Attica war nicht weit weg und zu dritt warteten wir vor dem Höhleneingang auf unseren Führer. Innerhalb kürzester Zeit tauchte Archer auf, die Daumen wie stets in den Gürtel gehakt. Wahrscheinlich fand er, das käme cool rüber.

»Sag bloß, Maxime hat dich zu unserem Aufpasser bestimmt«, maulte Tymian. Er sah verdammt neidisch aus, auch Attica verdrehte die Augen. »Ich bin nun mal in der B-Legion und du nur in der D«, grinste Archer lässig und schlenderte die letzten Meter auf uns zu. »Außerdem kann man mir einfach nicht widerstehen, nicht mal Maxime«, fügte er mit schelmisch blitzenden Augen hinzu.

Schon wieder diese Begriffe, die mir rein gar nichts sagten! »Was bedeutet dieses ganze Legionen-Buchstaben-Zeugs?«, fragte ich. »Das erkläre ich dir zu gerne, allerdings ist da draußen ein Auftrag, den es zu erfüllen gilt. Später, okay?«, lächelte Archer und lief in den Tunnel. Der Weg war natürlich wieder komplett anders als das letzte Mal. Innerhalb kürzester Zeit wusste ich nicht mehr, wie oft wir schon abgebogen waren.

Auch heute strich mir der übliche kalte Windhauch ins Gesicht, als ich das Portal durchquerte und am Fuße des Berges auf einem matschigen Pfad landete. Anders als in der Dimension, in der unser Versteck lag, schien hier ausgesprochen schlechtes Wetter zu herrschen. Eine kalte Böe schleuderte mir schmerzhaft eisige Regentropfen entgegen. Meine Wangen brannten; ich wünschte, ich hätte eine Jacke mitgenommen.

»Hier in den Bergen kühlt es auch im Sommer schnell ab«, murrte Attica neben mir. »Schon gemerkt«, antwortete ich mit klappernden Zähnen. Tymian und Archer traten hinzu. »Also!«, rief Archer gegen den Wind, »Wir fliegen in V-Formation, Attica rechts, Connie links hinter mir. Tymian, du gehst hinter Connie. Passt auf, dass ihr immer auf Position bleibt. Diese Winde sind tückisch!«

Er war ganz ernst, was einen echten Kontrast zu seinem Verhalten vor zwei Minuten darstellte. »Los!" Auf Archers Kommando hoben wir in Drachengestalt ab und nahmen Kurs auf den Spalt zwischen zwei steil abfallenden Gipfeln, immer in einem großen Abstand zu den scharfen Kanten. Bald schon wurde mir klar, warum Maxime Archer als unseren Führer ausgewählt hatte: Souverän umflog er jede mögliche Gefahrenstelle, passte den Wind ab, ahnte Hindernisse schon voraus.

Er war ein wahres Genie im Fliegen. Ich hatte sehr mit den stürmischen Böen zu kämpfen, trotz dass Archers Windschatten mich vor dem Schlimmsten abschirmte. Mehr als einmal wurde ich aus der Formation gerissen und musste all meine Kraft aufbringen, wieder auf Kurs zu kommen. Es kam mir vor wie Stunden, als Archer endlich rief: »Bereit machen zum Landen.«

Nacheinander setzten wir im Garten hinter einem Haus auf, der von hohen Hecken vor fremden Blicken geschützt wurde. Zurückverwandelt liefen wir im Gänsemarsch zur Hintertür, an die Archer energisch klopfte. »Juliana, wir sind es!«, rief er laut. Die Tür wurde geöffnet und eine junge Frau mit seidigen braunen Haaren winkte uns eilig herein. »Los, los. Die Frau ist gerade ganz in der Nähe. Seit sie angekommen ist, läuft sie alle Straßen ab.

Ich kann euch hinbringen.« Juliana sprach wohl von meiner Mutter. »Danke, aber wir müssen uns an den Plan halten. Wir dürfen ja das Haus nehmen, oder?«, fragte Tymian. Juliana nickte ihm zu. »Ja, ich wollte nur sichergehen, dass ihr nicht doch eine Änderung im Plan habt.« Archer wandte sich mir zu. »Connie, jetzt bist du dran.« Auffordernd sah er mich an. Mit zittrigen Fingern zog ich mein Handy heraus und schaltete es an.

Dreißig neue Nachrichten, keine Überraschung. Tymian diktierte mir schnell die Adresse, die ich eintippte und dann an meine Mutter schickte. Sie würde bald hier auftauchen, denn so konnte niemandem etwas auffallen, wenn Attica ihre Kräfte einsetzte. Wir setzten uns ins Wohnzimmer an einen großen Tisch und ich sah mich erstmals richtig um.
Ein kleines Bücherregal stand neben einem Ofen aus grauem Stein, außerdem waren noch eine Kommode aus hellem Holz und ein Fernseher mit einer breiten roten Couch zu sehen. Alles in allem wirkte bunt zusammengewürfelt, wie zufällig verteilt. »Wer wohnt hier eigentlich? Was ist das für ein Haus?«, wollte ich wissen. Alles, was Ty mir verraten hatte, war, dass wir das Ganze in einem Haus erledigen würden.

Na, schon eingeschlafen? ^^
Ein Kapi kommt noch😏

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