81. »Ich bin es.«

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Für einen Moment stand mein Herz still, dann fing es an zu rasen wie wild. Wir mussten Archer befreien! Ich musste ihn befreien! Wozu war ich schon ein Drache? Noch immer waren alle wie erstarrt, da dröhnte eine Stimme in meinem Kopf: »Dieser Drachenwandler gegen die Universale!« Ich verstand nicht. Was hatte der Drache da gerade verlangt?

Mich? Aber warum? Der Griff des Drachen um Archer verstärkte sich und er schrie auf. Das konnte ich nicht zulassen! Gerade öffnete ich den Mund, um mein Okay zu geben, als ich etwas hörte, das nur Einbildung sein konnte. »Ich bin es. Nehmt mich.« Meine Augen richteten sich auf Juliana, denn die Worte waren aus ihrem Mund gekommen. Ich wollte protestieren, aber Tymian krallte sich in meinen Arm und zwang mich, ihn anzusehen.

»Lass sie.« Seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstand. Warum?, wollte ich fragen, brachte aber keinen Ton heraus. Wieder sprach der Drache. »Alles, was wir fordern, ist die Universale. Danach werden wir verschwinden. Aber du«, die schlitzartigen Pupillen des Drachen richteten sich auf Juliana, welche trotzig zu ihm aufblickte, »bist zu alt.«

Es war, als hätte man mir einen Schlag in den Magen verpasst. Woher wussten sie von meiner Gabe? Und wichtiger noch, wie alt ich war?! Mein Blick traf Atticas, die ihre Hände zu Fäusten geballt hatte. Juliana hatte es versucht, jetzt war ich an der Reihe. Wenn ich mich nicht stellte, wurden noch Unschuldige meinetwegen verletzt und das konnte ich unmöglich zulassen.

»Tut mir leid«, flüsterte ich Tymian zu und riss mich los. »Ist ja gut! Sie wollte mich bloß schützen.« Zufrieden blinzelte der Drache und ein Lachen erfüllte jeden Zentimeter meiner Gedanken. Es klang höhnisch und kalt. Fast hätte ich mich geschüttelt, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, Attica fassungslos anzustarren, denn sie gab sich gerade für mich aus. Was lief bloß bei denen falsch, dass sie mich unbedingt schützen wollten?

Wie auch immer, Attica stand hier gerade für jemanden ein, den ich für ihren Sozusagen - Erzfeind gehalten hatte. Sie musste definitiv verrückt geworden sein! Fassungslos sah ich zu, wie sie sich widerstandslos von zwei Darks überwältigen ließ, die sie zu Boden stießen und mit irgendeinem Zauber belegten, jedenfalls legte einer ihr die Hand auf den Kopf, woraufhin ein gelblicher Schleier um sie entstand.

Warum tat denn niemand was? Wieso sahen sie alle nur zu und halfen nicht? Kämpften für Archer? War unsere Lage so aussichtslos? Alles in mir schrie, ich solle loslaufen und diese beiden Darks erledigen, aber ein Blick von Juliana, die wohl zu bemerken schien, was in mir vorging, reichte um mich zu lähmen. Als einer der Darks sich verwandelte und seine Klauen um Atticas gebeugten Körper legte, fand ich endlich meine Stimme wieder.

»Was ist denn jetzt? Gebt uns Archer!« Ich klang so lächerlich, so jämmerlich, aber Archer hing immer noch in den Krallen des Darks am Himmel und ich war zu feige um die Wahrheit zu sagen. »Kommt sofort«, grinste der Drache, sämtliche Darks hoben ab, kreisten um ihn wie Bodyguards, mit Attica, die wehrlos in der Luft hing, ähnlich wie die zwei von ihren Kumpanen mitgenommenen Darks, die sich nicht bewegten. Im selben Moment sprang Tymian auf, seine Lähmung schien aufgelöst, vielleicht deshalb, weil der Verursacher sich gewandelt hatte.
Dann öffnete der graue Drache seine Krallen und Archer fiel.

Mein Schrei vermischte sich mit dem grässlichen Geräusch von Archers Aufprall. Sofort stürzten Tymian, Speedy und Lucas zu seinem reglos daliegenden Körper. Ich stolperte ihnen hinterher. Mit weit aufgerissenen Augen und zitternden Händen verfolgte ich, wie Speedy routiniert Archers Puls kontrollierte, während Lucas und Tymian sich bereit machten, ihn hochzuheben.

Mein Blick zuckte zum Himmel, aber die Darks waren verschwunden, gemeinsam mit Attica, von der sie glaubten, sie wäre eine Universale. Auch Juliana war weg, wie ich als Nächstes bemerkte. Ich fühlte mich völlig überflüssig, als Tymian und Lucas mit ernsten Gesichtern Archers Körper in die Wohnung trugen.

Ein wenig verloren stand ich herum, bis Speedy auf mich zutrat. »Hey. Alles gut, er lebt.« Bei diesen Worten atmete ich auf. Jetzt konnte ich meinen stockstarren Körper wieder bewegen, die Angst hatte wie ein schweres Gewicht auf meinen Schultern gelastet. Hastig lief ich neben Speedy her ins Haus, aber das Bild von Attica in den Klauen der Darks und das Geräusch von Archers Aufprall gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.

All das war nur meinetwegen passiert, und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Schuld umgehen sollte. Ich wollte schreien und weinen, aber kein Ton kam mir über die Lippen. Keine Träne rann über mein Gesicht. Kein Gefühl erreichte mein Herz. Wie ein Roboter stellte ich mich zu den anderen, die um Archers Körper herumstanden, den sie auf die Couch gelegt hatten.

»Soll ich einen Notarzt rufen?«, fragte Speedy und griff nach dem Telefon, das auf dem Tisch lag. »Das wird nicht klappen«, sagte Tymian mit zusammengebissenen Zähnen. »Seine Verletzung ist zu schwer. Kein Arzt der Welt könnte ihn retten.« Tymians Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Ich taumelte zurück, griff haltsuchend nach einem Stuhl. Bevor das blanke Entsetzen mich überwältigen konnte, fügte Tymian leise hinzu: »Aber ich kenne jemanden, der es könnte.«

Ich weiß. Schlecht geschrieben. Solche Szenen fallen mir einfach total schwer!
Aber seid mir nicht böse. Immerhin ist es ein längeres Kapi ;)

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now