99. »Fennus ist der Schlüssel.«

1K 123 9
                                    

Alecya drehte sich um und lächelte entschuldigend. »Ich weiß nicht, wie es ihn hierhin verschlagen hat, aber Fennus ist ein alter Bekannter von Tiana und mir, bevor wir uns aus den Augen verloren haben. Eine lange Geschichte, nicht weiter wichtig.« Attica verzog zweifelnd das Gesicht. »Jetzt wissen wir es aber.« »Attica!«, unterbrach Ty mahnend.

Sie antwortete mit einer unwirschen Geste und wandte sich ab. Alecya und Fennus näherten sich und ich musterte den Unbekannten zögernd. Ein bisschen suspekt war das Ganze schon... Woher kannten sie sich? Von ihrer Zeit bei den Darks etwa? Oder vielleicht von den Leuten, die jetzt bei Tiana waren? Konnte ich sie überhaupt vor allen fragen?

Schließlich wussten nicht alle von Tiana, Attica beispielsweise... Was schon wieder ein Punkt war, wo ich Alecyas Geheimniskrämerei nicht verstand. Fennus räusperte sich. »Ich bin, wie schon gesagt, nicht alleine. Arya!« Eine schmale Silhouette löste sich nicht weit entfernt aus den Büschen und kam auf unsere Gruppe zu. Mittlerweile hatten Luke und Ty ihre Taschenlampen angeknipst, sodass wenigstens ein bisschen Licht herrschte.

Eine zierliche Frau schob sich in den Lichtschein. Ich erschrak ein bisschen, denn ihre schroffen Gesichtszüge waren vernarbt und ließen sie uralt wirken, obwohl ihr sonstiges Aussehen eher auf um die dreißig schließen ließ. Das pechschwarze Haar trug sie in straffen Rastazöpfen, die im Nacken zu einem Zopf zusammengefasst waren.

Ihre Hautfarbe erinnerte an Toffee und ließ die Narben noch dunkler erscheinen. Als sie neben Fennus stehen blieb und demonstrativ die Arme verschränkte, strahlte sie eine Unnahbarkeit aus, was ihre funkelnden Augen weiter unterstrichen. Sie sprach kein Wort, was Fennus nicht zu überraschen schien. Tymian nickte unbeeindruckt.

»Wir vier« - es war klar, dass er Al, Fennus und Arya meinte - »unterhalten uns mal eine Weile. Ihr anderen versucht zu schlafen. Morgen früh besprechen wir alles Weitere.« Keiner widersprach, denn wo Ty Recht hatte, hatte er Recht - es war mitten in der Nacht und die meisten trotz der Aufregung übermüdet.

Die Besprechung dauerte lange. So lange, dass ich schon eingeschlafen sein musste, als sie beendet war, denn als ich diesmal aufwachte, hockten Fennus, Arya, Tymian, Alecya und Connor schon leicht abseits und frühstückten. Wie es Connor wohl ging? Seit der Sache mit dem Verrat hatte ich nicht mehr wirklich mit ihm gesprochen und obwohl ich es nicht zugeben wollte, ich vermisste seine Art irgendwie.

Seine Lässigkeit, die fröhliche Ausstrahlung, als wir uns kennen gelernt hatten. Trotzdem gab es etwas, das mir auf der Zunge brannte. Die Idee war mir schon bei Archers Unfall gekommen, doch wirklich genau war sie erst jetzt geworden. Zitternd schälte ich mich aus meinem dürftigen Schlaflager und gesellte mich zu den anderen.

»Al, ich muss dringend mit dir reden. Alleine«, murmelte ich. Tymians Stirn legte sich in Falten, aber er sagte nichts dazu. Mit besorgtem Gesicht erhob Alecya sich und folgte mir ein paar Schritte weg von den anderen. Bevor sie fragen konnte, was los war, sprudelte schon aus mir heraus: »Ich könnte Tiana heilen! Mit Teamons Fähigkeiten sollte das doch gehen.«

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte. Ein erleichtertes Aufatmen vielleicht, Zustimmung. Doch Als Gesicht blieb ernst, wurde sogar noch sorgenvoller. »Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Matt meinte, man braucht dafür Kräuter, Tränke und all so was. Außerdem heilen Teamons Kräfte nach allem, was ich mitbekommen habe, nur körperliche Wunden.

Keine magischen Krankheiten. Das ist nicht so einfach.« Ich verstand sie nicht. Es war doch wenigstens einen Versuch wert! »Und wenn schon. Wieso können wir den anderen nicht einfach die ganze Wahrheit sagen? Sie können uns möglicherweise helfen!« Alecya schüttelte müde den Kopf. »Bitte, glaub es mir doch einfach. Wir dürfen es nicht verraten.«

»Aber warum?« Meine Geduld war langsam beendet. »Was ist so geheim, dass deine eigene Freundin leiden muss?« Ein Ruck ging durch Alecya. Mit grün funkelnden Augen sah sie mich an. »Die Sache ist viel größer, als du denkst. Wir sind nicht die Freunde der Allianz. Und deshalb gilt es, unsere Existenz vor ihnen geheim zu halten.« Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mit „uns“ viel mehr meinte als nur sich und Tiana.

Die Leute, bei denen Tiana jetzt war? »Ich weiß, das klingt wie leere Worte. Aber bitte vertrau mir. Ein letztes Mal.« Alecya sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich habe auch schon eine neue Idee, wie wir an ein Heilmittel kommen. Und Fennus ist der Schlüssel.«

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now