21. »Du hast Recht, wie immer!«

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Kaum war ich zuhause, fing meine Mutter mich ab. »Könntest du bitte eine Flasche Wasser aus dem Keller holen?«, bat sie mich. Natürlich stieg ich folgsam die Kellertreppe hinunter und holte die gekühlte Flasche aus dem Kühlschrank.

Eiskalt lag die Flasche in meiner Hand und ich schnappte mir ein Handtuch, um die kleinen Eiskristalle abzuwischen, die sich am Flaschenhals gebildet hatten und nun schmolzen. Dann ging ich auf den Treppenabsatz zu und erklomm die ersten Stufen.

Entgeistert starrte ich auf meinen Finger. Tropf. Tropf. Aber von Anfang an: ich hatte die Flasche in die Hand genommen und abgetrocknet. Dabei tropfte sie natürlich. Doch dann hatte ich die Flasche abgestellt und die Hände abgetrocknet. Und jetzt tropfte wieder etwas.

Ich sah ganz deutlich die nassen Spuren auf dem Boden. Mein Blick wanderte nach oben. An meinem rechten Zeigefinger bildete sich der nächste Tropfen. Wie war das möglich? Ich hatte die Hand hundertprozentig komplett abgetrocknet!

Mir fiel nur eine Person ein, die Wasser aus dem Nichts produzieren konnte: Luke. Aber der war nicht da. Ich sauste zurück in den Keller und drückte meinen Finger ins Handtuch, bis er vollständig trocken war. Als Nächstes hielt ich ihn mir direkt vors Gesicht.

Zuerst dachte ich, alles wäre nur Einbildung gewesen, doch dann tropfte es abermals. Von meinem Finger.
Ich hatte Wasserkräfte?!

***

Klack, klack. Das war jetzt der dritte Stein, den ich gegen Lukes Fenster warf. Ich sah genau seine Umrisse im erleuchteten Fenster. Er saß an seinem Laptop und ignorierte mich. »Ist gut jetzt!«, brüllte ich zu ihm hoch, in der Hoffnung, er würde mich hören.

»Du hast Recht, wie immer!« Aha! Jetzt bewegte er sich und öffnete tatsächlich das Fenster einen Spalt breit. »Was willst du?«, fragte er mit abweisender Stimme. »Mit dir reden!«, antwortete ich. Eine kurze Pause entstand. »Na gut. Ich komme runter.«

Kurz darauf öffnete Luke die Hintertür. Das alte Holz knarrte verräterisch, als er sie schloss. »Connie?« Mit verschränkten Armen stand er vor mir, wie eine unüberwindbare Barriere. Ich verschränkte meine Hände ineinander und hoffte, er würde mir richtig zuhören.

»Ich...es tut mir wirklich leid, was ich vorhin gesagt hatte. Es ist einfach nur...für dich ist das alles so simpel. Du weißt wo du hingehörst, dir fällt alles so leicht...« »Leicht?«, unterbrach Luke mich.

»Leicht? Das ist vielleicht wie du es siehst, aber das Ganze ist für mich alles andere als leicht!« Er holte schwer atmend Luft. »Hör zu, es betrifft uns einfach alle. Niemand hat hier größere Probleme als der andere.
Jeder braucht die Unterstützung des anderen und verdammt nochmal, die sollten wir uns auch gegenseitig geben!« Ich blickte betreten auf den Boden. »Du hast Recht«, sagte ich leise. »Ich muss dir etwas sagen. Bitte verurteile mich nicht.« Verwirrt zog Luke die Augenbrauen zusammen.

»Ich würde dich nie einfach so verurteilen«, antwortete er bestimmt. Ich atmete noch einmal tief durch. »Ich habe auch Wasserkräfte«, sagte ich dann mit wackeliger Stimme. Einen Moment herrschte fassungslose Stille.

Dann nickte Luke leicht und sagte: »Siehst du. Ich wusste, dass du nicht einfach ein normaler Drache wärst.« Ich wagte ein vorsichtiges Lächeln. »Du...bist nicht sauer deswegen?« Er grinste. »Warum sollte ich sauer sein? Du kannst dich jetzt auch richtig wehren!«

»Genau.« Ich grinste hinterhältig und deutete mit dem Zeigefinger auf seine Nase. »Und ich kann mich revanchieren.« Ein Wassertropfen in der Größe eines Fußballs ergoss sich über seinem Kopf und durchnässte ihn völlig.

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen drehte ich mich um und ging davon. Hinter mir rief Luke empört: »HEY!«, aber ich lachte nur leise und lief schneller. Wer weiß, was das sonst für eine Wasserschlacht geworden wäre...

***

An einem anderen Ort, zur selben Zeit...
»Lord. Es waren vier Jugendliche, drei Mädchen und ein Junge. Ich bin mir sicher, dass sie alle Drachenwandler sind.« Ryan sah erwartungsvoll zu dem anderen mit der blassen Haut und dem dunklen Haar auf.

Dieser entgegnete seinem Blick mit starrer Miene. »Wie alt?« »Etwa zwischen fünfzehn und siebzehn Jahre alt, ein Mädchen vielleicht älter. Ich bin mir sicher, der Junge könnte uns von großem Nutzen sein. Ich habe seine Seelenfarbe erkannt.

Eindeutig rot«, berichtete Ryan. Sein Gegenüber lächelte kalt. »Perfekt. Alles läuft nach Plan. Jetzt muss die Falle...« - er hob die Hand und streckte Daumen und Zeigefinger aus, die er aneinander legte - »...nur noch zuschnappen.«

So wer von euch hat gedacht, dass Connie diese Kräfte hat? :D

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now