40. »Na los!«

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Luke versuchte nur einmal, sich zu wehren. Er wollte dem Drachenwandler, der ihn abführte, eine Ladung Wasser ins Gesicht klatschen. Dieser schlug ihn mit den gleichen Waffen wie Endaria mich: eine Energiekugel erschien und ließ das Wasser einfach abprallen. Da Luke unmittelbar vor dem Typen lief, bekam der Arme sein eigenes Wasser ab. Triefend und fluchend stolperte er nun neben mir her.

Ich sprach kein Wort, zu erniedrigend war die Tatsache, einfach überwältigt worden zu sein. Nach einem scheinbar endlosen Marsch durch die mindestens ebenso endlosen Gänge kamen wir zu einer Holztür, die oben abgerundet war im Stil eines Tors. »Immer herein in die gute Stube«, sagte Endaria fröhlich und stieß die Tür auf. Ein dunkler Raum, nur erhellt von einer Luke in der Decke und ein paar Kerzen, tat sich vor uns auf.

Im Gegensatz zu allen anderen Räumen oder Gängen war der Fels in diesem Raum glatt geschliffen, sondass er den fahlen Lichtschein auf unheimliche Weise reflektierte. Ein Thron aus schwarzem Stein stand am anderen Ende des Raumes, hinter dem ein Feuer im offenen Ofen flackerte. Zaghaft traten Luke und ich ein. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck im Schattenlicht nicht genau erkennen, aber ich fand das Ganze echt gruselig.

Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht, aber Endaria schob mich weiter. »Na los!«, zischte sie ungeduldig und schubste mich. Wir durchquerten den Raum, bis wir etwa fünf Meter vor dem schwarzen Thron standen, in dem eine schmale Gestalt saß. Der Schwarze Lord erhob sich, und der Feuerschein hüllte ihn ein. Er war weder alt noch hatte er einen schwarzen Umhang an. Er war überhaupt nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.

»So sieht man sich wieder«, sagte der Schwarze Lord und sah ernst zu mir. Meine Beine drohten ihren Dienst zu versagen. »Jason«, flüsterte ich entsetzt. Ich hatte gewusst, dass er ein Dunkler Drache war. Ich hatte gewusst, dass er zu den Bösen gehörte. Aber warum musste dieser Junge auch noch der Schwarze Lord sein?! Auf einmal machte sein Satz auch Sinn: »Wenn das jemand wüsste, dann ich.«

Mein Blick verschwamm, als sich heiße Tränen in meinen Augen sammelten. Ich wollte nicht weinen. Ich meine, ich kannte ihn ja gar nicht. Er war irgendein Typ in irgendeinem Gebäude. Aber seit ich ihm das erste Mal in die Augen gesehen hatte, wusste ich, ich würde ihn nie mehr vergessen. Jason lächelte nicht. Er benahm sich weder spöttisch noch überlegen, obwohl er allen Grund dazu hatte. Wir waren ihm genau ins Netz getappt.

»Bevor wir euch zu den anderen zwei Eindringlingen bringen, möchte ich euch etwas erzählen«, sagte er mit seiner tiefen, vollen Stimme. »Ich habe lange nach den Erben gesucht. Es scheint, als hätte ich einen die ganze Zeit bei mir gehabt.« Er legte eine Pause ein, in der er wohl nach den richtigen Worten suchte. »Er wurde fortgeschickt, um die Erben zu suchen«, fuhr Jason fort. »Er sollte uns die fünf Erben bringen und sie uns unterwerfen. Stattdessen hat er euch hergebracht.«

»Von wem spricht er?«, wisperte ich. »Connor, ein außergewöhnlich starker Drachenwandler. Der perfekte Spion.« Kaum hatte Jason das ausgesprochen, fing Luke an, vor Wut zu zittern. »Ich wusste es«, fauchte er und so viel Hass lag in seiner Stimme, wie ich es noch nie gehört hatte. »Wir werden weiter auf der Suche sein. Ihr beiden seid es wohl eher nicht. Ein roter Drache mit Wasserkräften?

Etwas seltsam, nicht passend. Ich weiß zwar weder deine Kräfte noch deine Farbe, aber du hättest dich entsprechend wehren können, wärst du eine Erbin.« Bei den letzten Worten blickte Jason mir direkt in die Augen. »Connor hat uns nicht zufrieden stellen können, also brauchen wir ihn nicht mehr. Er wird zusammen mit euch warten, bis er etwas für uns tun kann«, schloss Jason ab und sah uns kalt an. »Sperrt sie zu den anderen.«

Hinter dem Thron trat ein älterer Mann hervor. »Endaria, du übernimmst die Wache!« »Natürlich, Acrain«, antwortete Endaria mit unterwürfigem Blick. Dieser Acrain schien hier außer Jason wohl das Sagen zu haben. Es war, als griffe eine eiskalte Faust nach meinem Herzen. Jason tat nichts, absolut nichts dagegen, er ließ mich einsperren wie ein ungezogenes Haustier. Eine Träne rann mir die Wange herunter.

Für einen Moment dachte ich, Jason würde einen Schritt auf mich zu machen, mich in den Arm nehmen. Dann war der Moment vorbei und Endaria führte uns weg, aus dem Thronsaal, und ich fühlte das erste Mal, was es bedeutete, ein gebrochenes Herz zu haben.

Omg! 100 Kommis :D Und das zum genau 40. Kapitel :')
<3 Danke!

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now