35. »Gehen wir!«

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Es war überwältigend. Wir befanden uns in einem Tal, das von den Bergen darum herum völlig abgeschirmt war. Leuchtend grüne Wiesen zogen sich durch das Tal, durchsetzt von Waldstückchen und kleinen Bächlein. Man könnte denken, hier wäre das Paradies. Kleine Schmetterlinge tanzten über das taufeuchte Gras und besuchten die dort üppig wuchernden Blumen.

Das alles hätte schön gewirkt, aber das Bauwerk etwa im Zentrum des Tals warf einen dunklen Schatten über sein Umfeld. Düster und bedrohlich ragte unser Ziel vor uns auf und etwas eingeschüchtert meinte ich: »Sicher, dass wir da wirklich reingehen?« Zuerst gab niemand eine Antwort. Dann sagte Alecya entschlossen: »Natürlich. Es geht um Tiana, wie oft noch?« Dabei klang sie aber nicht sehr selbstsicher.

»Ich bin dafür, dass wir uns erst mal das Ganze von außen ansehen«, sagte Luke. »Dir ist aber schon klar, dass die Wiese keinerlei Deckung bietet?«, entgegnete Connor. Himmel, das wurde ja immer schlimmer mit den beiden! Was hatten sie bloß für ein Problem?

»Er regt mich auf. Darf ich ihn schlagen?«, zischte Luke. Ehe Alecya oder ich etwas erwidern konnte, schmunzelte Connor: »Versuch's doch!« »Wir können jetzt keine Prügelei gebrauchen!«, fauchte Alecya und ihre Augen leuchteten wie grüne Mini-Sonnen. Das saß. Connor besann sich auf das Wesentliche.

»Wir werden einfach mal kurz die Felsen am Talrand entlang laufen und sehen, wie das hier läuft«, schlug er vor. Endlich einmal ein konstruktiver Vorschlag!
Wir pirschten möglichst unauffällig an das riesige Gebäude heran. Es bestand aus Stein, schwarzem Stein, der im Sonnenlicht funkelte wie glatt poliert. Insgesamt war die Festung fünfeckig, hatte viele Fenster und war etwa fünfzig Meter hoch - wenn nicht noch höher.

Kleinere und größere Erker zierten den oberen Bereich und das Dach schien eine komplizierte Struktur zu haben - als wäre ein Gang hineingebaut worden...
Etwas blitzte dort oben auf und instinktiv duckte ich mich. Da lief jemand! Im Dach war tatsächlich ein Gang - ein Patrouillengang. Vorsichtig schauten wir hinter die nächste Ecke. Was uns dahinter erwartete, hatte keiner von uns sich zu träumen gewagt.

Ein riesiges Eschentor - und damit meine ich, wirklich riesig im Vergleich zu anderen Toren - grenzte eine Art Vorhof ab. Und durch dieses Tor strömten Unmengen an Menschen aus und ein. Teilweise waren sie bewaffnet, manche trugen Kisten. Auf beiden Seiten des Tors standen Wachen, die grimmig den Strom aus Menschen beäugten und ab und zu jemanden aus der Menge zerrten.

Mir wurde Angst und Bange bei dem Gedanken, dass einer dieser Typen uns erwischte. Nicht gerade das, was ich mir wünschen würde. »Okay«, sagte Connor. »Sieht doch ganz einfach aus. Gehen wir!« Er setzte einen Fuß in Richtung Tor. »Mooo-ment«, stoppte ihn Alecya und packte seinen Rucksack, sodass er zurückgezogen wurde. »Du willst doch nicht wirklich schwer bepackt mit all unseren Sachen da hereinspazieren?

Da picken die uns garantiert zur Kontrolle heraus. Nein, nein, wir nehmen, was wir brauchen, und den Rest verstecken wir hier draußen. Das ist garantiert sicherer.« »Gute Idee«, stimmte Luke ihr zu und stieg über die ersten Büsche. »Kommt! Ein paar Meter hier rein, da rechnet garantiert niemand mit Rucksäcken.«

Wir entschieden uns dafür, möglichst kriegerisch auszusehen. Zum Umziehen gingen Alecya und ich ein wenig tiefer ins Gebüsch. Ich zog eine Jeans, ein schwarzes Top und darüber eine dünne Jeansjacke an. Wirklich warm musste es nicht halten, die Temperaturen waren an der Grenze zu sommerlich. Alecya trug eine graue Bluse mit langen Ärmeln, die ihr echt gut stand. Nervös lächelte sie mich an. »Auf in die Höhle des Löwen, würde ich sagen.«

Ihre Stimme zitterte ganz leicht, das lag mit Sicherheit an der Aufregung. »Seid ihr fertig?«, rief Connor und es knackte, als würde er sich zu uns durchs Geäst schlagen. »Autsch!« Es rumste. Erschrocken eilten Alecya und ich in die Richtung des Geräusches. Connor hockte vor uns auf dem Boden und rieb sich die Stirn, auf der sich bereits eine Beule bildete. »Ups«, meinte er, typisch schief grinsend.

»Hatte die Hand vor den Augen, falls ihr noch nicht angezogen seid. Da war so ein fieser Baum im Weg.« Ich konnte da nur den Kopf schütteln. Er fasste sich an den Kopf. »Die Beule passt aber zum Krieger-Look, nicht wahr?« Oh mann. Dieser Humor war echt schrecklich! Ich konnte mir das Grinsen trotzdem kaum verkneifen. »Jetzt kommt schon!«, drängte Alecya und scheuchte uns zur Wiese, wo Luke schon wartete.

Ein kleiner April-Geburtstagsbonus: bis zum 10. April habt ihr Zeit, dann zähle ich die Votes und pro Vote gibt es ein Kapitel in kurzer Zeit!
Eure FantasyWriting14

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now