44. »Was in aller Welt...«

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Endaria hielt sich hinter einer Metalltür auf, die den Gang zu anderen Kellerbereichen und dem Treppenhaus von den Zellenbereichen abtrennte. Ein fettes Schloss war außen befestigt, aber für Connor war das natürlich kein Problem. Er rüttelte einmal kräftig am Türgriff, und Bumm, schwang die Tür artig auf. Sofort ging Endaria vor der Tür in Kampfstellung. Ein Kugelblitz rauschte auf uns zu, unglaublich schnell.

Ich dachte schon, es wäre um mich geschehen, aber plötzlich erwachte der blassrote Funke in mir und der Blitz fuhr durch mich hindurch...in den Boden und verschwand. Fassungslos starrte Endaria mich an. »Was in aller Welt...«, stotterte sie, als auch schon Tymian hinter mir hervorstürzte und Endaria mit einem gezielten Schlag auf die Schläfe ausknockte. Luke trat neben mich und verzog das Gesicht.

Klar, das musste Erinnerungen an seine kleine Ohnmacht vorhin wachrufen. Tymian verlor keine Zeit. Er ging im Laufschritt den Gang entlang, in die entgegengesetzte Richtung, in der die Treppe war. »Müssen wir nicht zum Treppenhaus?«, fragte Alecya. Tymian schüttelte unwillig den Kopf. »Wir kommen niemals an den ganzen Wachen, dem Schwarzen Lord oder seinen Helfern vorbei. Zum Glück kenne ich noch einen anderen Ausgang.«

Wir liefen nicht weit, trotzdem fand ich die ganzen dunklen Gänge ziemlich verwirrend. Schließlich hielten wir an einem vergitterten Kellerfenster. Alecya spähte nach draußen. »Das ist die Rückseite der Festung! Warum gehen wir nicht auf der Vorderseite raus? Die Wachen haben uns auch beim Reingehen nicht aufgehalten.« »Rein kommt man leicht, raus ist etwas schwieriger«, entgegnete Tymian.

Connor trat vor und öffnete das Fenster. Dann packte er die Gitterstäbe und riss einen nach dem anderen heraus. Diese hier waren weniger dick und nicht so gut befestigt, also fiel es Connor nicht so schwer. Als der letzte Eisenstab entfernt worden war, nickte Tymian uns allen zu. »Ich gehe als Erstes, damit ich den Weg sichern kann.« Mit diesen Worten hob er einen der Stäbe auf und schwang ihn wie ein Kurzschwert.

Dann kletterte er durch das Fenster, pirschte die kurze, steile Erhöhung hoch und winkte uns dann, ihm zu folgen. Als Nächstes ging Alecya, dann folgte Luke. Connor sah mich erwartungsvoll an, aber ich wedelte mit der Hand in Richtung Fenster. »Du zuerst. Sonst haust du vielleicht noch ab und schlägst Alarm. Nein danke.« Resigniert hob er die Schultern und verschwand auf die andere Seite.

Nun stand nur noch ich im dämmrig erhellten Gang der Festung. Ich blickte zurück. Obwohl ich wusste, dass es ein denkbar mieser Zeitpunkt war, um alles Revue passieren zu lassen, musste ich doch daran denken, dass wir rein gar nichts erreicht hatten. Nichts. Frustriert biss ich die Zähne zusammen und folgte Connor. Wie ein paar verlorene Küken kauerten wir in der Schräge und beobachteten die leere, idyllische Wiese vor uns.

Der Schein konnte trügen. »Na gut«, flüsterte Tymian. »Ihr verwandelt euch jetzt alle und fliegt flach über die Wiese. Wenn ihr zu schnell aufsteigt, erregt ihr nur die Aufmerksamkeit der Wachen am Dach. Ich bilde das Schlusslicht.« Luke sah erbittert zu Connor. Oh nein. Er konnte nicht fliegen...
Schon schüttelte Connor den Kopf. »Nein.« »Wie, nein?!«, zischte ich. »Er hat mich angegriffen!«, blaffte Connor zurück.

Tymian sah verwirrt zwischen uns her. Alecya entschloss sich kurzerhand, ihm eine Erklärung zu liefern. »Luke kann nicht fliegen«, sagte sie. »Oh«, machte Tymian. Connor und Luke gifteten sich immer noch mit Blicken an. »Dann haben wir ein Problem.« Verzweifelt überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf. »Connor, bitte!«, flehte ich. »Niemals. Grill mich doch. Aber ich trage ihn nicht mehr«, flüsterte Connor voller Hass.

»Willst du dich unbedingt gegen einen Dunklen Drachen duellieren?«, fragte Tymian angespannt. »Darauf läuft es nämlich hinaus, wenn wir laufen.« »Und dann musst du wahrscheinlich nicht nur gegen einen, sondern gleich ein Dutzend kämpfen«, fiel Alecya ein. Doch Connor ließ sich nicht erweichen. »Keine Chance!« Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Tut mir echt leid, euer kleines Kaffeekränzchen zu stören«, ertönte da eine Stimme von der anderen Seite des Fensters, »aber ich habe leider etwas dagegen, dass ihr hier draußen herumlungert!«

Unsere Köpfe flogen herum. Endaria. Sie musste sich vom Schlag erholt haben. Und hinter ihr im Gang postierten einige weitere Gestalten. Für einen Moment standen alle erstarrt wie Wachsfiguren herum, die Dunklen Drachen sowie wir. Dann sprang Endaria durch das Fenster, gefolgt von Jason und Acrain.

Dragons-Magische VerwandlungDonde viven las historias. Descúbrelo ahora