20. »Wegen deinen Kräften!«

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Gleich nach der Schule setzte ich mich an meinen Computer und googelte nach allen möglichen Kräften. Wetterkraft, Wasserkraft, Nebelkraft, Feuerkraft...die Möglichkeiten waren unendlich. Ich versuchte echt alles, aber...nichts funktionierte.

Nach zwei erfolglosen Stunden ließ ich mich ernüchtert aufs Bett fallen und griff zum Handy. Nach dem zweiten Klingeln hob Luke ab. »Ja?«

»Luke, hier ist Connie. Können wir uns treffen? Wegen deinen Kräften!« Kurze Pause. Dann: »Ja, klar. Komm zum alten Industriegelände, da sind wir ungestört.«

***

So schnell war ich wohl noch nie am Parkplatz angekommen. Das lag vielleicht auch daran, dass ich diesmal keinen Zwischenstopp im Bunker machte, um den Bogen zu holen. Ich war sogar noch vor Luke da, ebenfalls ein Rekord.

Unruhig setzte ich mich auf die halb eingefallene Mauer und sah zum KAUFLADEN - Schild hinüber, in dem noch immer unsere Pfeile steckten. Die ganze Umgebung hier wirkte grau und trostlos, was vielleicht einer der Gründe war, dass sich hier niemand außer Luke und mir traf.

Ein anderer Grund war, dass hier früher irgendein chemischer Prozess sehr schiefgegangen war und sämtliche Lebensgrundlagen vergiftet hatte. Rund um diese unwirtliche Gegend war dann unsere Heimatstadt entstanden.

Manche hatten wohl immer noch Angst, dieses Gebiet zu betreten, aber Luke und ich gehörten nicht dazu. In diesem Moment flitzte Luke zwischen zwei Häuserreihen hindurch und kam vor mir zum Stehen. »Was gibt's?«, fragte er und hievte sich ächzend neben mir auf die Mauer.

»Wie hast du es herausgefunden? Wie du deine Kräfte aktivieren kannst?«, fragte ich gespannt. Luke zog seine Augenbrauen in die Höhe. »Deshalb musste ich herkommen?« Als ich nickte, seufzte er. »Im Prinzip genau so, wie Alecya es erklärt hat. Ich habe mich konzentriert und da etwas Seltsames gespürt.

Wie eine verschlossene Tür, zu der ich endlich den Schlüssel gefunden habe. Ich habe mich auf diese Kraft konzentriert, und plötzlich wusste ich genau, was ich zu tun hatte - als hätte jemand einen Schalter umgelegt!« Na, das war ja gut zu wissen!

Ob ich es ausprobieren sollte, jetzt gleich...? Ich schloss die Augen. Dann versuchte ich, etwas in mir zu spüren, aber da war nichts. Absolute Leere. Vielleicht ist die Tür ja gar nicht in mir, dachte ich. Und tatsächlich: außerhalb meines Bewusstseins spürte ich etwas, es zog mich an wie ein Magnet.

Gleißend rotes Licht blendete mich und ich streckte die Hände aus, um es zu berühren. Ich musste es einfach anfassen. Meine Hände berührten das pulsierende Licht, es fühlte sich an wie Nebel.

Urplötzlich verschlang die rote Flamme mich. Ich stieß einen dumpfen Schrei aus, ruderte abwehrend mit den Armen und riss die Augen auf, um zu entkommen. Luke rieb sich die Stirn und sah mich missbilligend an.

»Sag mal, geht's dir eigentlich gut? Wieso schlägst du mich gegen den Kopf?!« Ich sah ihn erschrocken an. »Du hast ja keine Ahnung! Da war dieses Licht, und es wollte mich umbringen...!« »Moment, welches Licht?«, unterbrach mich Luke. Dann verstand er.

»Du hast deine Tür geöffnet? Und, was ist deine Fähigkeit?« Gespannt schaute er mich an, der Schlag gegen die Schläfe war vergessen. Peinlich berührt senkte ich den Kopf, sodass die Haare mir ins Gesicht fielen. »Ich weiß es nicht.« »Wie, du weißt es nicht?!« »Da war keine Tür!«

Das schien ihn sprachlos zu machen. Schließlich sagte er: »Aber was denn dann?« Ich verdrehte die Augen. »Das sagte ich doch bereits: da war ein Licht, das mich angegriffen hat!« Grübelnd wiegte er den Kopf. »Vielleicht bist du nicht bereit dafür?«, schlug er dann vor.

Empört riss ich den Kopf wieder hoch und sah ihn scharf an. »Hast du schon vergessen, wer von uns beiden fliegen kann? Wenn hier einer bereit ist, dann ich!« Luke kniff die Augen zusammen. Das hieß, er war sauer.

»Vielleicht war das Schicksal auch mal einfach mal gerecht: du kannst fliegen, ich habe Kräfte!«, rief er aufgebracht. »Ich wollte dir sogar helfen, aber nein, du kannst ja alles besser. Bitte, dann geh doch!« Er sprang von der Mauer und stapfte, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, davon.

Wütend blickte ich ihm hinterher. Was dachte der über mich?! Fürs Erste konnte er mir gestohlen bleiben. Ich rutschte zurück auf den Boden und kickte den nächstbesten Gegenstand, eine verbeulte Coladose, mit Schwung weg. Krachend schlug sie auf dem rissigen Asphalt auf.

Leider fühlte ich mich dadurch kein bisschen besser. Der Frust, keine besonderen Fähigkeiten zu haben, wog schwer. »Warum?!?!«, brüllte ich dem Himmel zu, bevor ich nach Hause zurückkehrte.

Kleiner Spoiler: Im nächsten Kapitel geht es um ihre Kräfte :)
Eure FantasyWriting14

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now