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· Despair ·

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· Despair ·

the feeling that there is no hope and that you can do nothing to improve a difficultor worrying situation

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Es vergeht keine Minute, bis die erste Träne rollt.

Ich weine nicht oft. Fast nie, will ich behaupten; doch wenn, dann kann ich mich kaum mehr beherrschen. Und ich finde es durchaus gerechtfertigt, in meiner Lage einen emotionalen Zusammenbruch zu erleiden.

Auf die erste folgt alsbald eine zweite, auf diese drei, vier weitere auf einmal. Nach wenigen Sekunden ist mein Gesicht komplett verheult, mein Körper wird von heftigen Schluchzern gebeutelt und meine Sicht verschwimmt hinter einem wässrigen, trüben Schleier, dass ich schon Angst bekomme, mir spült es jeden Moment die Kontaktlinsen aus den Augen. Undeutlich erkenne ich die Konturen der Straße vor mir, mein einziger halbwegs klarer Anhaltspunkt ist die gestrichelte Leitlinie in der Mitte der Asphaltfläche. Zwar ist der Weg kerzengerade und eben, doch selbst das Geradeauslaufen ist für mich momentan eine Herausforderung.

Obwohl ich eigentlich eine recht akzeptable Kondition besitze, bricht mir der Kreislauf bereits nach wenigen Minuten zusammen. Die Schreie der Kinder hallen mir unaufhörlich in den Ohren, zerren an meinen Nerven und verursachen dieses ekelige Ziehen in der Brust, mit dem ich so gar nicht umgehen kann. Aber auch der Busfahrer bereitet mir stechende Gewissensbisse. Immerhin hat er mir das Leben gerettet; und mit seinem bezahlt.

Du bist ein widerlicher Egoist.
Du hast sie einfach zurückgelassen.

„Was hätte ich denn sonst tun sollen?!", schreie ich prompt meine eigene innere Stimme an, verstumme dann aber, als ich meine Unsinnigkeit realisiere. Werde ich verrückt? Jetzt schon?

Zusätzlich zum Heulkrampf gesellt sich nun auch noch eine rinnende Nase, doch ich habe nicht einmal Ärmel, in die ich mich wischen könnte. In Sekundentakt ziehe ich hoch, werde dafür aber alsbald mit Kopfschmerzen bestraft, die sich unangenehm in meine Stirn bohren wie eine Häkelnadel - stumpf, aber mit fiesem Widerhaken. Das aufsteigende Sodbrennen setzt dem allen die Kirsche auf.

Mein Laufschritt verliert an Tempo, bis mein Körper letztendlich Konkurs anmeldet, meine zittrigen Beine unter meinem Gewicht nachgeben und ich keuchend in die Knie gehe. Hustend beuge ich mich vornüber, mein Magen rumort protestierend. Verzweifelt versuche ich, den Brechreiz zurückzudrängen, der mir bereits mit lieblicher Dominanz an die Gurgel geht.
Dann gehen die Sirenen los. Das gibt mir den Rest.

Würgend übergebe ich mich mitten auf der Straße, mein Schulbrot und der Früchteshake müssen dran glauben. Der bittere Gallensaft brennt mir unangenehm in der Kehle, aber immerhin kombiniert mit süßer Banane und einem Hauch Erdbeere.

eXoticWo Geschichten leben. Entdecke jetzt