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🌙

· yearning ·

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· yearning ·

a strong feeling of wishing for something, especially  something that you can't have or get easily

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Es fällt mir schwer, Attila mit der Schaufel aufzugabeln wie ein Stück Dreck, und noch schwerer, seinen auseinanderfallenden Kadaver in das tiefe Loch zu legen. Am schwersten jedoch ist es für mich, ihn ein für alle Mal zu begraben, und die Grube Stück für Stück wieder zuzuschütten, bis das Erdreich ihn vollends verschluckt.

Es ist wieder still geworden. Keine Schreie sterbender Menschen, kein Hundegebell, nicht einmal Vogelgezwitscher ist zu hören; als würden die gefiederten Sänger für uns arme Menschen eine Schweigepause in ihrem Konzert einlegen. Die schaurige Gänsehaut scheint mein ständiger Begleiter zu werden.

Der Kater - der lebende - hat sich schmollend ins Haus zurückgezogen, nachdem er mit seiner Arbeit fertig war, nun stehe ich alleine mitten im Garten und betrachte den erdigen Hügel vor mir.

Sollte ich irgendetwas sagen? Predigen, beten?

Ich bin nicht sehr religiös, eigentlich eher Richtung Anti-Christ. Nicht Religionsfeindlich, versteht mich nicht falsch; mehr finde ich es einfach unsinnig, zu höheren Mächten zu beten, für die es keinerlei Beweise gibt.

Stumm und wortkarg sehe ich also auf das Grab meines treuen Tiers nieder, welcher mir immer vertrauenswürdig in neue Schuhe gepinkelt oder mir tote Mäuse als Geschenk ins Bett gelegt hat. Auf ihn konnte man sich wirklich verlassen, den alten, fetten Kater.

Um seine Beerdigung nicht ganz so trostlos wirken zu lassen, lege ich mit etwas größeren Steinen ein schiefes Kreuz auf den umgeackerten Bodenbereich und positioniere ein einzelnes Gänseblümchen in der Mitte. Erst nach dieser kleinen, völlig sinnfreien Geste finde ich meinen seelische Frieden und schlendere ins Haus zurück.

Der Kater hat wieder seinen Platz an der Couch eingenommen und hat nun ein neues Buch in den Krallen, etwa ein Viertel der Seiten hält er bereits umgeblättert in der linken Hand. So schnell kann er doch unmöglich lesen, oder? Hat er ein fotografisches Gedächtnis, oder was?

Misstrauisch beäuge ich das große Miezekätzchen, er jedoch schenkt mir keinerlei Aufmerksamkeit und vergräbt die Nase betont tief zwischen dem bedruckten Papier. Es ist offensichtlich, dass er mich gar krampfhaft ignoriert.
Obwohl mit eine bissige Bemerkung auf der Zunge liegt, verzichte ich auf weitere Provokation und schreite wortlos an ihm vorbei, Richtung Küche.

Nun gut.
Punkt Zwei abgehakt, Attila begraben.
Jetzt kommt die nächste, die wichtigste Aufgabe in meiner Liste.

Meine Familie.

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