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· stressed (out) ·

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· stressed (out) ·

a difficult situation makes you feel worried or nervous

× × ×

Ich bin tot.

Zumindest fühle ich mich ziemlich leblos im Moment.

Meim Lungenflügel brennen, als habe man entzündetes Benzin darüber gegossen, meine enge Kehle erlaubt mir kaum die notwendige Sauerstoffzufuhr. Und zu allem Übel geht meine Atmung so hektisch unkontrolliert und flach, dass ich das Gefühl habe, jeden Moment zu ersticken.

Noch nie zuvor habe ich dermaßen weite Strecken in einem so hohen Tempo zurückgelegt. Ich mag ja eine halbwegs anschaubare Kondition besitzen, was kurze Sprints angeht, doch für Langstreckenläufe bin ich einfach nicht gemacht. Daran erinnert mich mein zusammenbrechender Kreislauf gerade sehr deutlich.

Dabei bin ich immer noch im Ort; ich bin einfach quer durch das Dorf gerannt, habe immer wieder Seitengassen genommen oder bin in die unmöglichsten Schleichwege getaucht. In die Stadt zurückzukehren war für mich keine Option; dabei hätte ich an dem Bus vorbei gemusst. Ich hätte nie im Leben ausgehalten, die toten Kinder und den Busfahrer darin zu sehen - und dem Hundevieh noch einmal über den Weg zu rennen.

Wie durch ein Wunder ließ sich keine weitere Mutation während meines kleinen Marathons mehr blicken, doch ich wusste, dass sie da waren. Sie waren viele, unzählige, eine ganze Herde.
Ich hörte sie, und die Spuren, die sie hinterließen.

Ich hörte die Schreie der Menschen.
Angstvolle. Schmerzverzogene.
Männer, Frauen, Kinder.
Selbst Hunde heulten und jaulten, was das Zeug hielt, doch auch dieser Lärm brach jedes Mal abrupt ab; es bereitete mir immer wieder aufs Neue eine widerliche Gänsehaut.

Ein einziges Mal lief ich einer fremden Frau über den Weg.
Ihr Gesicht erschien mir jung, höchstens 19, 20 Jahre alt. Ihr Haar war von dem selben Blondton, den ich in Natur besaß; ein dunkles Honigblond, mit weiten, weichen Locken. Man könnte fast meinen, wir sahen uns in gewisser Weise ähnlich.

Nun ja, eingehender konnte ich sie auch nicht betrachten. Denn kaum standen wir uns mit etlichen Metern Abstand gegenüber - kaum trafen sich unsere Blick für die Dauer eines hektischen Herzschlags - da riss sie plötzlich den Kopf herum, drehte sich ruckartig von mir weg und rannte in die nächste Gasse. Ich tat es ihr aus einem inneren Instinkt heraus gleich, und floh in die entgegengesetzte Richtung, aber niemand war mir gefolgt.
Vielleicht war der Grund ihres schnellen Abgangs ihr gefolgt.

Ich weiß es nicht; will es ehrlich gesagt auch nicht wissen. Möglicherweise ist sie jetzt tot, zerfleischt von irgendeinem irren Menschenvieh. Mag sie in Frieden ruhen, sollte dies der Fall sein.

eXoticWo Geschichten leben. Entdecke jetzt