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· breathless·

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· breathless·

breathing too fast, and therefore unable to get enough air into your lungs to be comfortable

× × ×

Die scharfe Duftwolke, die uns entgegenschlägt, als Jacy ruckartig die Tür aufreißt, nimmt mir für einen kurzen Augemblick den Atem. Meine Hand schwebt noch auf halben Weg in der Luft, als ich sie dramatisch langsam und mit steigendem Puls auf die Klinke legen wollte, doch der Kater verlor alsbald seine Geduld mit meiner epischen Slowmotion und versetzte uns den Gnadenstoß, indem er einfach die Arbeit übernahm.
Im Nachhinein gesehen war es vielleicht ganz gut so. Allein bei dem Gedanken, als Erste in diesen Flur treten zu müssen, wird mir schwindelig.

Noch nicht einmal 24 Stunden ist das Massaker her, doch das getrocknete Blut hat sich bereits als dunkle Flecken in Boden und Fassade gefressen, als würde es schon Jahre hier kleben. Wie abstrakte Muster ziert die rotschwarze Farbe die beigen Wände, verronnene Tropfen ziehen dünne Linien senkreicht über den hellen Hintergrund wie feine Gitterstäbe. Die Luft scheint dick wie Rauch, der metallene Gestank lastet schwer im Raum, verstopft meine Lunge und vernebelt meine Gedanken. Lautlos keuche ich nach Sauerstoff; ich habe beinahe das Gefühl, in dieser gesättigten Umluft zu ertrinken. Nicht gerade sehr hilfreich, wenn einem die Kehle noch zusätzlich eng wird - denn Blut, das ist gefühlt überall.
Aber eine Leiche sehe ich nirgendwo.

"Mercy."

Jemand zischt meinen Namen, doch erst als eine ziemlich hektisch aussehende Olivia in mein starres Sichtfeld tritt, nehme ich die Person bewusst wahr. Ihre kleinen Hände packen mich an den Schultern und rütteln mich grob, dass mein Kopf schmerzhaft ins Genick fällt und einzelne Haarstränen vor meine Augen peitschen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich mitten in meiner Bewegung erstarrt bin.

"Du hast jetzt nicht schon wieder eine Panikattacke, oder?"

Halbherzig schlägt sie mir gegen die Wange, und ich verziehe mehr angeekelt als schmerzerfüllt das Gesicht. Ihre Handfläche ist warm und feucht und riechen unangenehm nach kaltem Schweiß. Scheinbar wirkt Panik bei ihr mehr schweißtreibend als lähmend - ganz im Gegensatz zu mir, die mitten im Raum wie angewurzelt stehengeblieben war.
Etwas zu hastig schüttel ich den Kopf, dass der Boden sich scheinbar unter meinen Füßen verbiegt, kaschiere den aufkommenden Schwindel aber noch rechtzeitig, indem ich mich seitlich gegen die Wand lehne und die Hände möglichst lässig in die weiten Taschen meiner Jogginghose vergrabe.

"Nein. Natürlich nicht."

Doch, ja, eigentlich schon; aber das muss niemand so genau wissen. Bestimmt ist diese blöde Hysterie nur ein Nebeneffekt der Schmerzmittel, welche ich den gesamten Tag über schon kiloweise in mich hineinstopfe; das Zeug verursacht Kopfschmerzen und macht mich müde und emotional, doch alles ist besser als dieses verdammte Stechen in der Schulter. Damit werde ich noch eher wahnsinnig.
Außerdem gibt es ja auch gar keinen Grund mehr, Angst zu haben. Die Mutation ist verschwunden; wenn sie weg ist, ist das doch gut, oder?

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