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· ominous ·

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· ominous ·

suggesting that something unpleasant is likely to happen

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Es ist jedes Mal aufs Neue eine Faszination, wie viel Kraft die Wut einem verleihen kann. Wenn auch wankend, so eile ich doch angesichts der Umstände beachtlich flink durch den Flur, stolpere sogar kein einziges Mal auf der langen Strecke von knappen drei Metern bis zur offenstehenden Haustür. Olivia überholt mich mit schnellen Schritten, als ich bereits drauf und dran bin, einen Hechtsprung ins Freie zu wagen und dem Übeltäter direkt an die Kehle zu springen - was mir im Nachhinein gesehen sowieso nicht gelungen wäre, denn die Distanz von 10 Metern hätte ich selbst mit drei Hopsern nicht überbrücken können. Trotzdem zuckt Sam zu meiner Zufriedenheit zusammen, als würden ihn tatsächlich  Schuldgefühle quälen; oder aber er hat sich einfach erschreckt, als ich laut fluchend und seinen Namen bellend aus dem Haus stürze und direkt in Olivia hineinlaufe, die mich anscheinend bereits erwartet hat. Mehr symbolisch als gewaltsam umschließt sie mich mit ihren kurzen Armen, um mich zurückzuhalten.

Wir müssen ein ziemlich komisches Bild abgeben: Ich, die Große, Dünne, wird von der Kleinen, Runden umklammert wie der Eukalyptusbaum vom Koalabären, beide hängen wir noch halb im Türrahmen, als wollten wir weder ein, noch aus.
Das fremde Auto - ein silberner Mercedes, will ich anmerken - hatte mitten auf der linken Straßenseite gehalten, doch es gibt ohnehin keinen Verkehr mehr, der den Geisterparker hätte anklagen können. Die Beifahrertür steht offen und eine mir unbekannte Frau hat ihre langen, beinahe schon dürren Beine halb aus dem Wagen geschwungen, als wüsste sie nicht so recht, ob sie tatsächlich aussteigen möchte. Die Fremde trägt eine riesige Sonnenbrille mit türkisen Gläsern, die beinahe ihr halbes Gesicht verdeckt, zudem ist ihr blondgefärbtes Haar ungebürstet und fällt ihr in groben Strähnen vor die Sichtfenster. Der dünne Körper ist in ein helles Kleid gehüllt, welches jedoch selbst auf die Weite verdreckt und zerknittert wirkt, als trage sie es schon einige Tage hindurch. Als sie mich erblickt erstarrt sie für einen kurzen Moment, nur um sich dann sichtlich erleichtert wieder in den Sitz fallen zu lassen. Anscheinend befürchtet sie jeden Augenblick einen Mutationsangriff, so unruhig, wie sie auf ihrem Platz herumrutscht.
"Was ist jetzt?", fragt Jacy gedämpft hinter uns. Nur an seiner Stimme lässt sich erahnen, dass er näher kommt, Schritte höre ich keine.

Gerade will ich den Mund aufmachen, um etwas zu sagen; zu der Fremden, zu Sam, zu Jacy. Irgendetwas, um diese seltsame Stille zu durchbrechen, die sich breitgemacht hat.
Doch dann schwingt plötzlich die Fahrertür auf der gegenüberliegenden Seite auf, und heraus tritt eine Masse, die Olivia plötzlich gertenschlank wirken lässt. Der Mann, der sich beachtlich schnell aus der engen Karosserie zwängt, ist mindestens zwei Meter hoch, ebenso breit wie tief und hält ein Gerät in der Hand, das für private Haushalte bestimmt illegal ist. Doch der gräuliche, geflochtene Bart und die tätowierte Glatze spricht ohnehin nicht unbedingt für einen Priester.

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