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· agony ·

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· agony ·

extreme physical or mental pain or suffering

× × ×

Ich hätte den falschen Harry Styles gerne vor die Tür gesetzt, doch da er sich sofort wie selbstverständlich in mein Bett hatte fallen lassen und dort sein immer noch aschgraues Gesicht in den Polstern vergräbt, muss ich ihn wohl oder übel ignorieren.

Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, ziehe ich eine Tasche unter meinem zugemüllten Schreibtisch hervor und stopfe unordentlich allerhand Kleidung hinein. Dabei richte ich mich eher nach der Sportlichkeit des Schnittes als der Farbkombination, denn auf Mode wird es beim Um-mein-Leben-Rennen wohl kaum ankommen.
Einen episch-dramatischen Abgang wird es sowieso nicht für mich geben, wie die perfekt gestylten Schauspieler in Filmen es immer vorzeigen.

Zusätzlich packe ich noch Zahnbürste und -paste ein, Haarbürste und -bänder brauche ich ja zum Glück nicht mehr. Ich entdeckt wahrlich immer mehr Vorteile an dieser Sache; ich hätte mir keinen besseren Friseurtermin nehmen können, als direkt vor der Apokalypse.
Vorsichtshalber stecke ich auch Pflaster, Desinfektionsspray und Verbandzeug in die Seitentaschen - man weiß ja nie, was so alles auf einen zukommen mag.

Zum Schluss ist die Tasche ganz schön behäbig und prall gefüllt, sodass ich mir reichlich schwer tue, den obersten Zipp zu schließen. Mühsam lehne ich mich mit dem gesamten Gewicht auf den Rucksack und ziehe und zerre, bis alles halbwegs sicher verschlossen ist.

Zufrieden wende ich mich um, nur um den dunklen Lockenkopf dabei zu erwischen, wie er mich schamlos bei meinem Tun beobachtet. Etwas zu spät wird mir nun bewusst, dass ich ihm gerade für bestimmt fünf Minuten meinen Hintern mehr oder weniger direkt ins Gesicht gestreckt habe; zum Glück trage ich wenigstens eine weite Jogginghose, die sämtliche Kurven verschluckt.

"Was starrst du so blöd?"

"Was ist mit dem Vieh?"

Wir beginnen gleichzeitig zu sprechen, keiner ist so nachgiebig und bricht seine Frage für den anderen ab. Einen Moment lang mustern wir uns gegenseitig, ehe er sich langsam hochrappelt, bis er schließlich aufrecht an der Bettkante sitzt. Seine langen Locken hängen ihm dabei wirr und ungebändigt ins Gesicht, was ihn aber nicht daran hindert, mich mit seinen engelsblauen Augen anzustarren.

"Wie heißt du überhaupt?",
sage ich, als eine drückende Stille den Raum zu erfüllen droht. Er pustet sich erfolglos eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, bevor er antwortet.

"Samson Coleman."

Samson.
Kleine Sonne.
Sonne und Mond.

Was für eine Ironie des Schicksals. Immerhin hat es ja Humor.

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