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· overwhelm ·

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· overwhelm ·

to cause someone to feel sudden strong emotion

× × ×

So oft schon habe ich mir in den vergangenen Tagen vorgenommen, mich nicht mehr über unvorhersehbares, seltsames Geschehen zu wundern oder gar den Kopf darüber zu zerbrechen, wie dies denn nur alles möglich sei. Denn im Grunde kann ich es ohnehin weder ändern noch verstehen, also sollte ich neugieriger Dickkopf endlich lernen, Unerklärliches einfach hinzunehmen.
Und trotzdem bin ich nun schon wieder vollkommen von der Rolle, während ich die surreale Szenerie auf dem Rücksitz durch den Rückspiegel verfolge.

Olivia hat mich tatsächlich beim Wort genommen und benimmt sich Jacy gegenüber, als sei er eine harmlose Katze, die sie jederzeit auf Schoß nehmen und kraulen könnte. Und das nicht nur im übertragenen Sinne, sondern buchstäblich.

"Schnurrt er auch manchmal? Klingt das anders als bei einer normalen Katze?"

"Also wenn man ihn genauer betrachtet, gleicht er ja wirklich eher einem Riesen-Stofftier. Fast schon niedlich."

"Darf ich mal versuchen das Fell zu flechten?"

"Hey Kleiner, kennst du eigentlich OneDirection? Soll ich dir mal etwas vorspi..."

Bisher waren ihr gesäuselten, weichen Worte, als würde sie nicht gerade mit einem plus 1,90-Kerl reden, sondern mit einem verschreckten Tier, ganz amüsant. Doch nun tue sogar ich einen Aufschrei der Rebellion.

"Nein! Olivia, nein... Wage es nicht!", drohe ich ihr mit erhobenen Zeigefinger, wobei ich mich so weit wie möglich in meiner Position herumdrehe, bis mein Kreuz schon unangenehm knirscht. Verständnislos blinzelt das dunkelhäutige Mädchen mich aus der Sitzreihe hinter mir an, den Körper immer noch weit vornübergebeugt, dass es sich beinahe komplett zu seinem Sitznachbarn hinüberlehnt. Dieser hatte sich im Laufe der Annäherungsversuche immer weiter in die Ecke gedrückt, als wolle er jeden Moment aus dem fahrenden Wagen springen. Mir liegt bereits ein süßer Spott auf der Zunge - von wegen, er fürchte sich vor einem zwei Kopf kleineren Menschenmädchen - da kommt endlich eine Antwort von der anderen Seite.

"Warum? Nur, weil du dieses langweilige HipHop-Zeugs hörst, heißt dass noch lange nicht, dass ich dem Kätzchen hier keinen Geschmack beibringen darf!"

Ich kann mir eine böse Bemerkung gerade so verkneifen; mit Olivia über Musikgeschmack zu diskutieren ist ungefähr so sinnvoll, wie zu behaupten, der Himmel sei Grün und Gras violett.
Stattdessen schüttel ich nur den Kopf und wende mich seufzend wieder nach vorne.

Gerade als das zarte Geflüster in meinem Rücken wieder zu beginnen droht, schwenkt die Schnauze des Gefährts plötzlich aus und mit einer fließenden Bewegung parkt Sam auf der beinahe leeren Fläche vor der Tierarztklinik. Mir war in der Ablenkung gar nicht aufgefallen, dass wir das wohlbekannte Gebäude am Ende der langen Gasse bereits erreicht hatten.
Der Student war die gesamte Fahrt über in ein stoisches Schweigen verfallen, doch nun verlässt ein elendslanger, schwerer Seufzer seine Lippen, welcher sich beinahe schon wie ein unterdrücktes Wimmern anhört. Als wolle er uns seine Erleichterung geradezu reinwürgen, endlich den engen Raum mit uns verlassen zu können. Am liebsten hätte ich ihm mit einer bissigen Beleidigung geantwortet, doch auf die Schnelle will mir kein guter Konter einfallen.
Olivia dagegen runzelt nur die Stirn, sie wirkt regelrecht besorgt und unsicher dabei.

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