13. Wir sind am Arsch

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Mir gingen die Worte nicht aus dem Kopf, die so unbedeutend an einem Ort wie diesen waren und mir gleichzeitig doch so viele Hoffnungen machten, dass ich drohte, an diesen zu ersticken. Irgendwer hatte versucht mich wissen zu lassen, dass er mir ja wohl irgendwie helfen wollte, oder nicht? Oder interpretierte ich die Worte 'Du bist nicht allein' viel zu falsch? Ich war verwirrt, wusste nicht, von wem sie stammen konnten, ob der Wächter, der mir mein Essen brachte, die Botschaft dagelassen hatte oder ob es irgendwer anderes gewesen war. Ich traute mich jedoch auch nicht irgendwen darauf anzusprechen, wie denn auch? Es wäre komplett dämlich, weswegen ich es lieber für mich behielt, hoffte und wartete, dass ich neue Zeichen kriegen würde, doch es kam nichts.

Wochen waren seit dem nun vergangen und langsam glaubte ich daran, dass dieser Zettel rein gar nichts zu bedeuten gehabt hatte, wollte mir auch gar nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen. Es gab wichtigeres, was mir Sorgen bereiten sollte und das waren zum einen meine dauerhaften Albträume, die mich fast komplett davon abhielten richtig durchzuschlafen und dann noch die beängstigende Tatsache, dass ich aufgehört hatte jeden Tag an die Freiheit, meine Freunde, Familie und vor allem an Will zu denken. Ab und an kreisten meine Gedanken natürlich noch um sie, doch etwas hatte sich verändert. Es war fast so, als hätte ich mich mit allem hier abgefunden und jeden weiteren Tag, den ich hier verbrachte, vergaß ich sie alle ein Stück mehr. Ich wusste nicht, ob ich das unbewusst tat, um mich selbst zu schützen, den Schmerz zu nehmen, denn jeder Gedanke an die Welt da außen, fühlte sich an, als würde ich mich selbst erdolchen.

Vielleicht dachte ich aber auch einfach nicht mehr so sehr über sie alle nach, weil mein Schicksal hier zwar alles andere als schön war, ich jedoch weiterlebte. Ich hatte Ivan, der mehr als nur ein guter Freund geworden war und neben diesem verstand ich mich mit anderen Wachen mittlerweile auch recht gut, zwar nicht auf die gleiche Art wie mit Ivan, doch sie sahen in mir nicht einen kleinen Ausreißer oder eine Gefangene, eher als gehörte ich dazu. Dann gab es da aber eben auch noch natürlich Bucky und vielleicht war er der Hauptgrund, weswegen ich sie alle da draußen anfing aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich wollte und würde es mir vermutlich nie offen eingestehen, doch ich liebte seine Nähe mindestens genauso sehr, wie er meine Nähe liebte. Ich war völlig verwirrt, wenn es um ihn ging, denn obwohl ich es nicht sollte, es falsch war, so sah ich ihn in einem ganz anderen Licht, als zu Beginn meines Aufenthaltes hier.

Sein Lachen war für mich die schönste Melodie, die ich am Tage hören durfte, seine Haut fühlte sich so weich und sanft an, wie ein Bett aus Wolken. Wenn seine hellen Augen auf die meine trafen, war es als würde er in meine Seele schauen können und mein Herz hüpfte automatisch wie verrückt in meiner Brust. Ich fing an in Bucky so viel mehr zu sehen, als ich es sollte und aus Schuld wollte ich nicht mehr an mein altes Leben da draußen denken müssen, denn im Grunde hinterging ich sie damit alle. Ich hinterging nicht nur Will, denn das Problem wäre wohl einfach, dass selbst wenn ich fliehen könnte, ich nicht wusste, ob ich es wirklich könnte, nicht ohne Ihn.

„Was beschäftigt dich so sehr? Du wirkst total bedrückt." Ich sah mit einem leichten Lächeln zu Ivan, der sich mit seinem Mittagessen zu mir gesellt hatte, um mir Gesellschaft zu leisten, was wirklich süß von ihm war, wenn man bedachte, dass ihm das viele merkwürdige Blicke anderer Aufpasser einbrachte, vor allem von denen, die sich eben nicht so gut mit mir verstanden, wie Juri.

„Ich habe nur schlecht geschlafen und bin wohl schon geistig weg von hier und irgendwo in meinem Bett", erklärte ich mich, auch wenn es so nicht ganz stimmte, doch über meine Sorgen musste er sich nicht nun auch noch Sorgen machen.

„Uhh, hast du etwa von mir geträumt?", fragte er zwinkernd nach und kopfschüttelnd lachte ich auf.

„Wie kann ein Traum, wo du auftauchst, schon ein Albtraum sein?"

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt