44. Auf Abstand

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Malia

Betrübt saß ich auf Wandas Bett, spielte mit dem Saum ihrer Decke herum und verdrängte zwanghaft all die grauenvollen Erinnerungen, die über mich einbrechen wollten, mich zum heulen und schreien bringen wollten. Ohne Bucky an meiner Seite war es unerträglich schwer diese Seite an mir im Griff zu haben, mich selbst ruhig zu halten, nicht völlig abzuschweifen geistig und durchzudrehen, doch ich strengte mich an, sehr sogar, wollte so sehr normal sein, es auch ohne ihn schaffen zu leben, normal zu leben. Die Nacht hatte ich hier mit Wanda verbracht gehabt und die Ärmste völlig vom Schlaf abgehalten dadurch, dass ich so unruhig gewesen war, mich nicht getraut hatte zu schlafen aus Angst das Schreien anzufangen und Bucky war es vermutlich nicht anders ergangen, denn ihn hatte ich in der Nacht nicht gehört und das obwohl er garantiert nicht sehr gut ohne mich an der Seite schlafen würde, hatte er zumindest nie während meiner Abwesenheit getan laut den anderen. Heute Morgen, als ich ihn kurz gesehen hatte, war er jedoch völlig erschöpft gewesen, schien wie ich einfach nur fertig zu sein. Dieser Abstand zu ihm auf freiwilliger Basis war die eben Hölle für uns beide. Alles in mir sehnte sich danach zu ihm zu gehen, ich vermisste ihn so sehr, dass es sich anfühlte,als würde ich Stück für Stück sterben und das nach nur einem lächerlichen Tag getrennt von ihm. Ich konnte jedoch gerade einfach gleichzeitig auch nicht in seiner Nähe sein, ich schaffte es nicht, nicht nachdem, was er gestern gesagt hatte. Seine Worte waren verletzend gewesen, hatten mich zum Denken angeregt, denn selbst wenn er sich nur falsch ausgedrückt haben sollte, was wäre, wenn es dennoch die Wahrheit wäre? Wenn er mich wirklich nur so sehr liebte wegen HYDRA? Wenn das alles ohne sie nie echt gewesen wäre? Mir kamen die Tränen, so sehr quälte mich diese bloße Vorstellung und ich verkrampfte meine Finger um das weiche Material, schloss die Augen, atmete zittrig ein, merkte schon wie mir ein Schluchzen hochkam, doch ich unterdrückte es gerade noch so, als die Türe aufging und ich zu Wanda aufsah, die in Begleitung von Natasha ihr Zimmer betrat.

„Heitert es dich auf zu hören, dass es Barnes auch nicht gut geht ohne dich?", fragte Nat mich und ich lächelte verbittert, schüttelte den Kopf.

„Keineswegs. Ich will ihn nicht leiden sehen, das hat er nicht verdient, doch ich kann nicht bei ihm sein, ich muss auch an mich denken."
„Und das ist gut so. Du warst Jahrzehnte nur da, um für ihn da zu sein, du hast das Recht auch an dich zu denken", bestärkte mich Wanda bei meiner Aussage und schaffte es tatsächlich, dass ich mich gleich besser fühlte, wenn auch nur ein wenig.

„Ich habe einen Vorschlag wie wir dich etwas ablenken können, doch dafür müsstest du wohl das Haus verlassen", meinte Natasha nun sachte und mit geweiteten Augen sah ich sie an, schüttelte hektisch den Kopf.

„Das kannst du vergessen!" In all der Zeit, wo ich nun hier war, hatte ich das Haus nie auch nur einmal verlassen gehabt, traute es mich nicht, fürchtete mich zu sehr davor gesehen zu werden, wieder gefangen genommen zu werden, denn noch einmal würde ich das nicht überleben, wollte ich es gar nicht überleben. Der bloße Gedanke da raus zu müssen, erfüllte mich mit Angst, ich ertrug es überhaupt nicht, zu sehr hatte sich diese Welt verändert gehabt in all den Jahrzehnten, zu gefährlich war es da draußen einfach geworden.

„Malia, du kannst nicht dein Leben lang im Stark Tower verbringen", meinte Wanda sachte und ich schnaubte auf.

„Ich kann es versuchen."
„Wird Tony gewiss freuen", merkte Natasha ironisch an, ehe ihr wieder einzufallen schien, dass Tony mich ja wirklich gern um sich hatte, mich wie eine kleine Schwester oder ähnliches ansah, mich immer hier akzeptieren würde vermutlich, „Oder er würde sich wirklich freuen."
„Das spielt keine Rolle, denn für diese Sache musst du raus und ich bin mir sicher, dass du dir das nicht entgehen lassen willst", sagte Wanda und ich sah sie abwartend an, denn was glaubte sie was das bitte wäre?

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt