18. Die Entscheidung

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Mir kamen Wills Worte so vor, als würden sie im Gang widerhallen, als würden Minuten vergehen, bis nach ihnen irgendwas geschah, als wäre die Welt kurz wie eingefroren. Umso verwirrter war ich, als der ganze Lärm, die ganze Hektik mit einem Schlag zurück kehrte, ich von Will gepackt und wieder zurück gezogen wurde, in Richtung eines anderen, freien Weges.

„Bucky", hauchte ich leise, unhörbar für irgendwen, drehte mich panisch um, als die Schüsse durch den Gang hallten, ich Männer schreien vernahm, doch ich konnte nicht aussagen, wer getroffen wurde, wer lebte und wer starb. In meinem Kopf hallte einfach nur immer und immer wieder Buckys Name, ich wollte zu ihm, ich wollte seine Hände in meinen halten, ich wollte bei ihm sein, ihn besänftigen, ihm sagen, dass ich ihn nicht verlassen würde. Es brach mein Herz in zwei Stücke nur daran zu denken, wie schrecklich es ihm gehen musste, wie viel Angst er hatte, dass ich ihm genommen wurde, dass ich weg wäre, dass ich in den Händen von Leuten falle, die in seinen Augen die Bösen wären.

„Will, halt an!", schrie ich deswegen hysterisch, wollte mich aus Wills festem Griff lösen, doch er ignorierte mich, zog mich weiter in Bereiche des Gebäudes, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, in denen es mir nie gestattet gewesen war mich aufzuhalten und obwohl das hier gerade eine Rettungsaktion war, es mir gleich sein sollte, so erfüllte es mich seltsamerweise mit Panik so gegen Regeln zu verstoßen. Ich dachte daran, was letztes Mal gewesen war, ich dachte an den Schmerz, die Bilder, die Schreie, meine Schreie.

„Will, bitte halte an!", flehte ich ihn weiter an, als andere von seinen Leute auf uns trafen, mit uns weiter in Richtung Ausgang oder wohin auch immer eilten.

„Ist das das Mädchen?", fragte irgendwo einer nach, ich wurde von allen Beteiligten neugierig gemustert, fast schon ein wenig fragwürdig, vermutlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ich so aussah, wie ich es nun einmal eben tat.

„Ja und wir müssen hier schnell weg. Hier sind mehr von denen, als ich es erwartet hätte", antwortete Will ihnen und ließ meine Hand nach wie vor nicht dabei los.

„Will bitte, du musst mir zuhören!", schrie ich ihn deswegen an, hasste mich so machtlos, so verwirrt zu sein. Ich musste mich hier und jetzt entscheiden, was ich wollte und es war vermutlich die schwerste Entscheidung meines ganzen Lebens. Wenn ich mit Will gehen würde, dann würde ich Bucky vielleicht nie wiedersehen und er würde leiden, ich würde leiden. Wenn ich jedoch bleiben würde, dann wäre ich bis ans Ende meiner Tage eine Gefangene, würde nie wieder die Chance auf Freiheit kriegen vermutlich.

„Elena, ich verspreche dir, dass alles gut werden wird, dass ich auf dich aufpassen werde, aber wir haben gerade keine Zeit anzuhalten und zu diskutieren! Sie sind gleich da und dann sind wir alle tot!", meinte Will gereizt und rief auch schon den anderen weitere Befehle zu, schoss auf einige Wachen, die aus einem Seitengang auf uns zugeeilt kamen.

Das alles war auf so viele Ebenen falsch, das alles fühlte sich in keiner Art und Weise richtig an und ich hasste mich dafür, dass ich das so sah. Wieso war mir Bucky nur so wichtig geworden, wann war das geschehen? Wann hatte er angefangen wertvoller für mich zu werden, als meine eigene verfluchte Freiheit? Wie konnte das denn richtig sein? Wie konnte es richtig sein sich selbst so aufzugeben für eine andere Person? Noch während ich darüber nachdachte erkannte ich jedoch, dass es gar nicht der Fall war. Ich verlor mich nicht wegen Bucky, Bucky ließ mich lebendig werden, er half mir stark zu sein und bei ihm fühlte ich mich aus irgendeinem Grund anders und doch so gut.

„MALIA!" Verschreckt drehte ich mich beim Erklingen seiner wunderschönen Stimme um, wurde von Will nur noch schneller mitgerissen, als er Bucky bemerkte. Verzweifelt sah ich zu meinem maskierten Helden, sah wie er einige von Wills Männern abwimmelte, die Waffe auf uns richtete, doch er traute sich nicht abzudrücken, aus Angst mich zu treffen, und ich wusste es war Zeit sich zu entscheiden! Wenn ich es jetzt nicht täte, dann würde ich es vielleicht auf ewig bereuen und genau das war auch der Grund, weswegen ich mich trotzig wie ein kleines Kind auf den Boden warf, Will endlich dazu brachte so stehen zu bleiben, wo er mich ansah, als ob ich irre geworden wäre.

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt