59. Alles, was zählt

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Bucky

Die Worte zu hören, sie nach all den Jahren wieder zu hören, es war beängstigend. Ich hatte gehofft, naiv geglaubt, dass nach all der Zeit getrennt von HYDRA sie vielleicht ja an Bedeutung verloren haben könnten, an Wirkung, doch da hatte ich mich geirrt. Ich musste sie einmal hören und verlor die Kontrolle, verlor jede Macht über mich selbst, befolgte wie ein treuer Hund jeden Befehl und so auch diesen.

In mir drinnen hatte alles danach geschrien, aufzuhören, sie nicht zu jagen, sie nicht zu töten, doch ich kam mir nicht stark genug vor gegen diesen Bann zu kämpfen, selbst wenn es kurze Momente gab, in denen es mir so viel leichter vorkam. Meist waren es die Momente, in denen ich in Malias Gesicht sah, wo sie mich direkt anflehte, wo sie meinen Namen aussprach, meinen richtigen Namen. Bucky. Ja, ich war Bucky und kein Mensch auf der Welt hatte diesen einfachen Namen je so wunderschön und so voller Liebe ausgesprochen wie sie. Leider hatte es dieses Mal nicht so funktioniert wie beim letzten Mal, als ich sie angreifen sollte, ich hatte nicht die nötige Kraft gehabt, wusste gar nicht, wie mir geschah, doch plötzlich war sie fort und Steve war statt ihrer da, redete beruhigend auf mich ein und ich glaubte den Verstand zu verlieren. Ich schrie, wollte aufwachen, wollte mich aus diesem Zustand befreien, wollte zu ihr, wollte sehen, wie es ihr ging, was ich getan hatte, doch irgendwas hatte ich getan. Da war dieses Messer gewesen, Blut, das noch an mir haftete und nicht von mir stammte und ehe ich endgültig durchdrehen konnte, wurde ganz plötzlich alles schwarz um mich herum.

Ich sah in der Dunkelheit Bilder von früheren Zeiten. Ich sah Steve und mich in der Schule, wie ich ihn davor bewahren musste, nicht ständig im Pausenhof verprügelt zu werden. Ich sah mich wieder, wie ich mich der Armee anschloss und dort bei meiner Mission Malia oder besser gesagt Elena fand. Ich sah unsere Zeit bei HYDRA, unseren ersten Kuss, unser erstes gemeinsames Mal, wie ich glaubte, sie für immer verloren zu haben, ehe sie ganz plötzlich doch wieder da war, sie ganz plötzlich doch wieder lebte und mein Leben an Bedeutung gewann. Ich sah unsere vergangenen Monate zusammen, sah das Leuchten, das von ihr ausging und mein ganzes Leben verbessern konnte.

Benebelt erwachte ich aus diesem seltsamen Zustand, merkte deutlich, dass die Kontrolle HYDRAs über mir verflogen war, ich wieder ich war und keine Marionette. Verwundert stellte ich fest, dass ich nicht länger im Wald war, hier kein Schnee mehr lag, ich nicht mehr halb erfror, sondern dass ich in meinem Zimmer im Tower war. Wie war ich hergekommen? Wie lange war ich bitte außer Gefecht gewesen?

„Malia?", fragte ich leise, dachte an diese, hatte keine Ahnung, was aus ihr wurde, wie es ihr erging. Ich sah mich um, erhoffte sie mir hier zu sehen, zu sehen, dass alles nur ein furchtbarer Traum gewesen ist, sie eigentlich hier war, wohlauf, doch von ihr fehlte jede Spur. Ruckartig erhob ich mich alarmiert davon, eilte zur Türe und verließ das Zimmer, würde den ganzen Tower nach ihr absuchen, wenn ich denn müsste. Irgendwo müsste sie doch sein, irgendwo müsste es doch eine Spur von ihr geben, die mir sagte, was geschehen ist, was los war.

„Buck." Ich sah zu Steve, als ich den Wohnbereich betrat, wo dieser auf einem Sofa saß, gestresst und erschöpft wirkte, wohl keinen Schlaf gefunden zu haben, noch zerzaust von dem Kampf wirkte.

„Was ist geschehen? Wo ist Malia?", fragte ich besorgt, merkte, wie ich am Zittern war, doch sie war nicht hier, er wirkte völlig fertig, die anderen waren nicht zu sehen, also was verdammt nochmal war geschehen?

„Buck, setz dich hin", sagte Steve und das klang gar nicht gut, so dass ich sofort zurückwich, als er aufstand und mir näherkam, doch was war los? Was ist passiert? Wo war sie? Wo verdammt war sie?

„Geht es ihr gut? Sag dass es ihr gut geht. Steve, sag, dass es ihr gut geht!", sagte ich aufgebracht, doch es musste ihr einfach gut gehen, doch ein Blick zu ihm reichte aus, um zu wissen, dass es ihr nicht gut ging.

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt