27. Bucky

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Ich schaffte es in den nächsten Tagen mich besser in den Griff zu kriegen, meine schlechte Laune nicht mehr allen zu zeigen, das beste aus der ganzen Situation zu machen, auch wenn es alles andere als leicht war, doch mir blieb ja kaum eine andere Wahl. Die Tatsache, dass Ivan wohl Vater geworden war, machte jedoch rein gar nichts besser. Ich freute mich unglaublich für ihn, dass er so ein schönes Leben haben durfte, eine kleine Tochter nun hatte, eine richtige Familie somit, doch gleichzeitig war ich auch einfach nur neidisch. Neidisch darauf, dass er das haben konnte, neidisch darauf, dass er eine simple und doch so kostbare Freude haben durfte, wie die, wenn man ein Baby sah. Das einzige, was alles ein wenig erträglicher machte, waren wohl die Besuche bei Bucky. Anfangs hatte ich nicht mehr zu diesem gedurft, nachdem er ein wenig ausgeflippt war und um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht unbedingt zu ihm gewollt, einfach weil es mich quälte zu sehen, wie sehr es ihn quälte, dass es mir schlecht ging. Es war nicht fair ihn in meine verdammten Probleme zu ziehen, doch was war hier schon fair? Mittlerweile schaffte ich es jedoch mich wieder ganz normal zu benehmen, war froh in seiner Nähe zu sein, seiner Stimme zuzuhören, wenn er irgendwelche Dinge erzählte, mir berichtete, wie es draußen zu sich ging oder was es so neues gab. Ich war glücklich, wenn ich ihn umarmen durfte, wenn er meine Hand in seiner hielt, ich ihn lächeln sah, wir nebeneinander auf seinem Bett lagen und vor allem war ich in den kurzen Momenten glücklich, wo wir uns 'zufällig' in dem Gang trafen, wo es eine Lücke bei der Videoüberwachung gab, wo wir uns wenigstens ab und an für einige Sekunden küssen konnten, uns richtig nahe kommen konnten und wo es uns fürchterlich schwer fiel wieder getrennt voneinander weiterzuziehen.



„Na Vater des Jahres, wie geht es deiner Tochter denn so?", fragte ich neckend, als ich Ivan zum Training traf und dieser breit am grinsen war, wie die ganzen letzten Tage schon, seit seine Tochter auf der Welt nun war.

„Wunderbar, ich bin am überlegen mal eine Kamera hier hereinzuschmuggeln, schließlich soll die Kleine wissen, wer die beste Freundin ihres Vaters ist", erwiderte er und ich verdrehte kopfschüttelnd die Augen.

„Wenn ich deine beste Freundin bin, dann muss dein Leben da draußen ja weitaus trauriger sein, als ich es hätte erahnen können."
„Sei nicht albern, aber glaubst du meine Frau erlaubt mir mit vielen Frauen befreundet zu sein?", fragte er witzelnd und brachte mich zum lachen.

„Dann wird sie ja begeistert sein, wenn sie herausfindet, dass du bei deiner geheimen Arbeit mit einer Gefangenen befreundet bist."

„Oh, meine Frau weiß sogar von dir Bescheid. Ich habe ihr vor einigen Jahren mal die Wahrheit über meinen Job und alles erzählt, habe dich dabei auch erwähnt. Natürlich weiß sie nicht alles, das wäre zu gefährlich und außerdem hätte sie mich vermutlich umgebracht, wenn sie erfahren hätte, dass ich es unterstütze, dass hier ein junges Mädchen festgehalten wird."
„Wie ritterlich von dir", erwiderte ich spöttisch, spürte nur mal wieder einen Stich in meinem Herzen, als wir von meinem Leben sprachen, denn bildlich vorstellen wollte ich mir mein eigenes Elend eigentlich nicht müssen. Doch leider war ich eben genau das, die arme kleine Gefangene.

„Tut mir leid, wenn das jetzt taktlos war", entschuldigte Ivan sich seufzend und strich mir sanft über die Wange, was mich lächeln ließ, den Schmerz jedoch nicht ganz wegnahm.

„Ist doch auch egal, aber wenn deine Familie jetzt Bescheid weiß, dann sprich nur gutes von mir bei deiner Tochter", wimmelte ich das alles schnell ab und stellte mich auf die Trainingsmatte. Pablo, mein eigentlicher Trainer, war derzeit anscheinend nicht da, doch mich wunderte es bei dem was hier derzeit abging sowieso nicht. Ich hatte das Gefühl, als ob das reinste Chaos in HYDRA herrschen würde, seit ich wieder wach war und es erfüllte mich mit Freude, denn wenn es chaotisch werden würde, noch chaotischer, dann würde niemand mehr so genau auf einen achten und das würde mir vor allem viele Möglichkeiten bieten.

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt