14. Bestrafung

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Wie in Trance ließ ich mich von den Wachen immer weiter und weiter den Gang entlang ziehen, versuchte mich nicht einmal zu wehren, war zu geschockt von dem, was in so wenigen Sekunden geschehen war. Es war meine Schuld. Ich hätte Bucky nicht so sehr mit Sorgen erfüllen sollen, ich wusste doch, dass er seine Emotionen nicht kontrollieren konnte, dass seine Wut so furchtbar stark in ihm war und ich, als sein Beruhigungsschalter, ihm wichtig wäre. Es war klar gewesen, dass es so enden musste, doch im Grunde hatte Heinrich sich das selbst zugefügt. Wieso wollten sie alle auch Bucky provozieren? Er hatte mit seinem Leben dafür bezahlt, doch ich würde nun auch dafür bezahlen. Würden sie mich töten lassen? Ich wusste es nicht, hatte nicht einmal wirklich Angst, so irritiert war ich von allem, was gewesen war. Ihn vor mir sterben gesehen zu haben, es brachte so viele andere Bilder hoch, vor allem wenn Bucky es gewesen war, der ihn tötete. Es war nicht so, dass es mich anwiderte, dass er so hatte sterben müssen, mir wurde jedoch nur mal wieder bewusst gemacht einfach, zu was sie Bucky gemacht hatten und es war schokierend.

„Sehr gut, ihr habt sie." Ich sah zu dem uniformierten Mann auf, der vorne auf uns zugelaufen kam und auf russisch mit den anderen sprach. Immerhin hatte Ivans Training mir so viel geholfen, dass ich das verstand.

„Was will Zola machen?", fragte einer der beiden, die mich festhielten, als sie mit mir rechts in einen Raum abbogen, den ich augenblicklich wiedererkannte. Hier hatte alles angefangen, hier war ich aufgewacht, als ich wusste, dass ich von nun eine Gefangene sein würde. In den zehn Jahren, die vergangen waren, war der Raum jedoch nur noch beängstigender geworden. Neue Maschinen standen in den Ecken, der Stuhl, auf dem ich festgebunden wurde, wie damals auch, sah moderner aus und augenblicklich brach alle Angst aus mir heraus, die ich so gut unterdrücken konnte. Panisch versuchte ich mich aus den Fesseln zu reißen, die mich auf den Stuhl hielten, blickte mich hektisch um, wusste nicht, was mich erwarten würde, doch vermutlich nichts gutes.

„Er will sie schreien lassen", antwortete ihm der neu dazugekommene amüsiert, „Er will den Soldier ihre Schreie hören lassen."

„Und das werde ich auch." Verschreckt sah ich von den Worten zu dem kleinen, alten Mann, der in den Raum spaziert kam und bitterlich enttäuscht zu wirken schien.

„Wie können wir helfen?", fragte einer der Wachen augenblicklich nach, doch Zola schien sich nicht weiter für sie zu interessieren, sein Blick lag fixierend auf mich und ich sah ihn fast schon flehend an, wissend, dass es zwecklos sein würde.

„Was ist geschehen?", fragte er mich, setzte sich dabei auf einen einfachen Drehstuhl, während mir schon die Tränen kamen.

„Er hat es verdient zu sterben", hauchte ich abwertend, denn ich wollte nichts anderes behaupten müssen. Ich war froh, dass er fort war, ich war froh, dass er auf eine so unschöne Art, als ekelhafter Feigling und nicht wie ein Krieger starb.

„Hat er das? Und du hast das zu entscheiden, weil...?"

„Er wollte mir Dinge antun, wozu er kein Recht hatte. Ich lasse mich nicht so von einem Mann anfassen", erwiderte ich leise, sah wie er kurz von meinen Worten lächeln musste.

„Juri hat mir davon berichtet, doch bevor ich Heinrich aufsuchen konnte, hatte der Soldier seine Arbeit erledigt gehabt. Ich dulde ein Verhalten wie das von Heinrich nicht, aber ich dulde das Verhalten des Soldiers ebenso nicht. Heinrich kann ich nicht mehr bestrafen, ihn schon."
„Dann bring es hinter dich", meinte ich, wusste genau, dass es nicht schön werden würde, doch dagegen machen konnte ich rein gar nichts mehr.




Mein Kopf fühlte sich merkwürdig an, alles fühlte sich merkwürdig an. Es war wie eine seltsame Mischung aus lauten, fürchterlichen Schreien, als würde man immer und immer wieder mit einem Baseballschläger geschlagen werden und als ob ich unter Strom gesetzt werden würde. Ich sah wie meine Eltern starben, hörte wieder, wie die Bomben meine Stadt trafen, hörte die Schüsse, als Bucky meine Kollegen erschoss. Ich roch all das Blut wieder, sah Will am Ende seiner Kräfte, wie er mich flehend anblickte, dass ich doch nein sagen sollte. Es war wie eine Tortur an allem schlimmen, was ich je gesehen hatte. Ich sah all die Toten wieder, all die Male, wo ich versagt hatte zu helfen, sah die schlimmsten Momente meines bisherigen Lebens und tief in mir drinnen wusste ich, dass ich auch in echt am schreien war. Schließlich war das der Sinn. Ich sollte schreien, ich sollte laut und qualvoll schreien, so dass Bucky es auch ja hören würde und wie folterte man jemanden am besten? Nicht körperlich, seelische Folter war um so vieles schlimmer und grausamer, als jeder körperliche Schmerz.

„Malia, hey Malia, ich bin ja da." Diese Stimme gehörte nicht zu den Dingen in meinen Träumen, sie kam mir furchtbar vertraut vor und doch war sie so weit weg, so unerreichbar. So gerne würde ich antworten können, doch als Zola mir nichts weiter als eine Spritze mit irgendetwas verabreicht hatte, ich ohnmächtig davon geworden war und angefangen hatte das alles hier zu sehen, zu hören, all die Schmerzen wieder zu fühlen, ich wusste, dass es dauern würde, bis ich davon erwachen würde, so lange.

„Bald ist es vorbei", besänftigte mich die Person weiter, doch die Stimme verhallte und stattdessen hörte ich wieder meine Eltern um ihre Leben schreien, sah wieder, wie Soldaten durch mein Dorf rannten, Männer, Frauen und Kinder erbarmungslos niedermetzelten auf ihren Wegen, ehe die Bilder sich änderten und ich Heinrich vor mir sah, wie er versuchte mir näher zu kommen.



Stunden ging das so weiter, vielleicht waren es auch Tage, ich wusste es nicht mehr wirklich. Ich wusste nur, dass ich immer mal wieder es schaffte kurz meine Augen zu öffnen, verschwommen Gesichter über mir ausmachte dabei, Stimmen hörte, die nicht aus meiner Albträumen stammten, bis es irgendwann ganz plötzlich vorbei war.

Die Schreie, der Lärm, alles war vorbei, doch ich wachte nicht auf. Es war als würde ich auch weiterhin schlafen, nur dass es normale Träume waren und keine mehr, die mich folterten. Es fühlte sich ein wenig so an, als würde ich schweben, als wäre nichts wirklich echt und das Gefühl kam mir bekannt vor. Ich hatte das so schon einmal gefühlt gehabt und wusste in dem Augenblick, wo ich es endlich, nach gefühlten Ewigkeiten, schaffte meine Augen endgültig aufzureißen, auch wieso.

„Sie konnte erfolgreich aufgeweckt werden", sprach irgendein mir völlig fremder Mann, der über mich gebeugt war und hoch zufrieden wirkte.

„Ich war eingefroren", stellte ich leise, mit einer kratzigen Stimme, fest, kam mir total benebelt und erschöpft vor.

„In der Tat, willkommen im Jahr 1975, meine Liebe."


Aloha :) ich weiß es ist sehr kurz geworden, aber für mehr hätte es einfach zu lange gedauert. Das nächste Kapitel wird dafür länger werden und wieder etwas aus der Gegenwart beinhalten xx

 Das nächste Kapitel wird dafür länger werden und  wieder etwas aus der Gegenwart beinhalten xx

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Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt