25. Hoffnungslos

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Wieder wach zu sein, wieder völlig in dieser kalten, grausamen Realität zu sein, fühlte sich dieses Mal noch unerträglicher und schwerer an, als sonst. Ich hatte keine Ahnung, woran genau es lag, doch für mich war es so deprimierend jeden Tag aufs neue aufzustehen und den fast exakt selben tristen Tag durchzustehen. Mit der Gewissheit, dass Will nun einmal eben tot war, war es so, als wäre ich aus einem langen Traum erwacht, denn zu wissen, dass er völlig fort war, es war wie der letzte Beweis gewesen, dass ich wirklich hier gefangen war, dass ich niemals frei kommen würde mit Bucky an meiner Seite und dass die Zeit kommen wird, wo es mir rein gar nichts mehr bringen würde frei zu kommen, einfach weil wirklich jeder den ich kannte tot sein würde. Es fühlte sich an, als ob man langsam aus dem Gedächtnis eines jeden gelöscht werden würde, als wäre ich selber längst genauso tot und es fiel mir schwer bei alldem weiterzumachen, weiterzuleben.

Meine Laune war dementsprechend grauenvoll in all den Tagen, wo ich nun wieder wach war, das merkte Ivan, das merkte so ziemlich jede Wache hier und das merkte vor allem aber auch Bucky, wo das nächste Problem wäre. Zu wissen, dass er mich liebte, zu wissen, dass ich eine Person hier hatte, mit der ich nahe kommen konnte, war zwar aufheiternd, doch das Problem war eben, dass wir uns eben nicht nahe kommen konnten. Seit Ivan die Überwachung übernommen hatte, hatten wir uns nicht mehr küssen können, geschweige denn irgendwie zu nahe kommen können, ohne dass es auffällig werden würde. Es glich allem eben einer Tortur und Bucky jedes mal aufs neue davon zu überzeugen, dass es mir gut ging, ich nur schlecht geschlafen oder irgendwas dergleichen hatte, wurde auch immer schwerer, doch so schwer es mir auch fiel, ich musste einsehen, dass mir diese Trauer hier nichts brachte, dass ich nur für Unruhen innerhalb HYDRAs sorgen würde mit meiner depressiven Art, denn wenn Bucky anfing von meiner Laune aus ebenfalls launisch zu werden, dann würde es ungemütlich hier werden, so viel stand fest. Dennoch hatte ich keine Ahnung, wie ich wieder etwas wie Lebensfreude finden sollte, wie ich all den quälenden Gedanken entkommen könnte, es fühlte sich einfach unmöglich an, wie eine endlose Folter.

Betrübt lag ich so deswegen mal wieder nur auf meinem Bett, hatte mein Training für heute leider schon hinter mich gebracht und da Bucky draußen unterwegs war, hatte ich rein gar nichts zu tun. Ivan wollte mich zwar irgendwann dann mal aufsuchen, doch er würde auch nicht lange bleiben können, schließlich gab es für ihn noch ein Leben außerhalb dieser Mauern und ich beneidete sie alle so sehr darum die Freiheit kurz spüren zu dürfen. Ich würde ja so vieles dafür geben kurz die Sonne wieder zu spüren, den Himmel zu sehen, die Natur zu riechen, doch ich hatte kaum mehr eine Ahnung, wie sich das alles wohl anfühlen musste. Obwohl ich zeitlich gesehen vielleicht ein wenig mehr als ein Jahr erst weggesperrt war, so fühlte ich die eigentlichen mehr als 30 Jahre genau, mein Körper fühlte sie genau und es kam mir eben eher vor, als wäre ich eine halbe Ewigkeit schon fort, einfach weggesperrt, wie irgendein Gegenstand, als hätte es mich nie gegeben hatte man mich von der Welt verschwinden lassen.

„Na Prinzessin, schlecht geschlafen?" Ich drehte meinen Kopf zu Ivan, als dieser grinsend mein Zimmer betrat und sah ihn böse an, was ihn nur noch mehr zu erheitern schien.

„Nicht witzig."
„Ich finde es schon ziemlich witzig. Du läufst die letzten Tage durch die Gegend, als würdest du am liebsten jeden hier töten."
„Würde ich zum Teil auch gerne", erwiderte ich frustriert, was ihn dazu brachte sich seufzend neben mich zu setzen.

„Du hattest deine Chance zu gehen, Malia."

„Ich weiß. Es ist nicht deswegen... nicht nur zumindest. Ich meine ich bin hier geblieben, weil ich Bucky nicht verlassen konnte, weil es mir zu viel Angst gemacht hat, doch ich will immer noch weg, also muss ich reinen Tisch mit ihm machen", erklärte ich ihm, was ihn dazu brachte augenblicklich mit einem panischen Gesichtsausdruck aufzustehen und hektisch den Kopf zu schütteln.

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt