41. Der Schmerz der Vergangenheit

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Malia

Dass das alles hier nicht doch vielleicht einfach nur ein zu schöner Traum war, diese Angst war ein ständiger Begleiter meinerseits, seit ich wieder endgültig aufgewacht war, man mir erklärt hatte, dass ich in Sicherheit war und dass Bucky, mein Bucky, sogar da war. Wie sollte es auch nicht ein Traum sein? Von einem auf den anderen Tag veränderte mein Leben sich vom absoluten Horror in das Beste, was es gibt und natürlich erschien mir das zu schön, um war zu sein, doch offensichtlich war es die Realität. Ich war im Stark Tower, weg von HYDRA, in Sicherheit und bei Bucky. Ich war endlich bei Bucky. Nach all den Jahren, all dem Kummer, der Angst, der Sehnsucht, waren wir wieder zusammen und ich wollte nie wieder von seiner Seite weichen müssen, wobei es ihm kaum anders ging. Seit einer Woche war ich nun schon wieder wirklich hier, war jedoch in der Zeit auch weiterhin in diesem Krankenzimmer ans Bett angewiesen und weil Bucky wirklich nie gehen wollte, blieb er einfach auch hier, schlief auf einem Stuhl und ging nur dann mal weg von meiner Seite, wenn ich ins Bad musste oder Tony ihn verscheuchte. Dieser war neben Bucky nämlich auch ein ständiger Besucher, versuchte mich durchgehend irgendwie aufzuheitern, erzählte mir von dem, was ich verpasst hatte, machte sich einen Spaß daraus Steve und die Anderen aufzuziehen und konnte mich tatsächlich zum lachen bringen, obwohl mir die meiste Zeit gar nicht danach war. Würde ich nicht wirklich eine ganze Menge Schmerzmittel kriegen, würde ich vor Schmerzen längst vergangen sein, auch wenn es von Tag zu Tag erträglicher wurde, doch gegen die psychischen Schmerzen half leider nichts so wirklich. Klar war Buckys Nähe eine gute Ablenkung und er gab mir Sicherheit, doch er würde es nicht verhindern können, dass die bösen Träume weg blieben, er hatte wohl selbst mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen. Zu oft hatte ich gesehen, wie er schweißgebadet aus einem Traum erwacht war, wie er meinetwegen versuchte ganz aufs Schlafen zu verzichten, um mir mit meinen Problemen zu helfen, weswegen ich Steve praktisch schon anwies ihn manchmal aus meinem Zimmer zu ziehen, damit er sich nicht selbst so kaputt machen würde.

„Und du bist dir sicher, dass du dich fit genug dafür fühlst? Du braucht keine Eile zu haben, kannst dich ruhig noch länger hier schonen." Ich lächelte Banner sanft an, als er mich das fragte, schüttelte den Kopf jedoch, während ich mir neue Schuhe anzog, die passend zu der Kleidung war, die Wanda für mich gekauft hatte, so dass ich nicht länger nur in Schlafanzügen gekleidet war.

„Ich schaffe das und wenn ich müde werde, lege ich mich artig wieder hin, aber hier zu bleiben macht mich nur krank. Dieses Liegen und Nichtstun ist einfach nichts für mich", antwortete ich und stand schon vom Bett auf, strich mir meine Kleidung glatt. Mir ging es zwar nach wie vor nicht sehr viel besser, doch ich wollte nicht mehr in der Krankenstation bleiben, wollte nach oben, zu den anderen, zum Leben dürfen, wollte es auch für Bucky, so dass er nicht länger auf einem Stuhl schlafen musste, sich nicht selbst so von allen abkapseln müsste, als wären wir wider bei HYDRA, wo wir nur uns zwei hatten, denn hier wäre es anders. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein würde so zu leben, so frei und das mit ihm zusammen, es würde seltsam werden, es war ja jetzt schon seltsam so viel Zeit durchgehend mit ihm verbringen zu können, doch wir würden es schaffen, ich hoffte es zumindest.

„Na gut, aber sobald es dir zu schlecht geht, sagst du Bescheid, verstanden?", fragte er mich ernst und ich nickte lächelnd.
„Ich verspreche es, Herr Doktor", sagte ich und folgte ihm aus dem Zimmer. Bucky wusste noch gar nichts von meinem Vorhaben, er war gerade mit Steve Trainieren, da dieser meinte, er müsste sich in Form halten, so dass ich kurz einen Moment alleine hatte, wenn man von Banner mal absah, doch dieser wechselte eigentlich nie viele Worte mit mir, war eine ruhige Seele und so konnte ich endlich mal mich meinen Gedanken hingeben, zum Teil zumindest. Ich versuchte HYDRA aus meinem Kopf zu verbannen, bemühte mich darum so zu tun, als wäre nie etwas gewesen, auch wenn früher oder später der Schmerz und das Grauen über mich einbrechen würde und zwar nicht nur im Traum. Früher oder später würde die Mauer, hinter der ich alles, was gewesen war, versuchte zu verstecken, einbrechen und ich würde untergehen, doch kurz wollte ich Ruhe, kurz wollte ich so tun, als wäre ich eine normale Frau, die ein normales Leben führte, mit Freunden, jemanden, den sie liebte. Ich wollte kurz nicht die Gefangene sein, das Mädchen, das aus einer anderen Zeit stammte, das ein armes Ding war, das bemitleidet werden sollte.

Malia|| Winter Soldier Story ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt