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~~~~~~~~~~~Emmas Sicht~~~~~~~~~~

Die Sonne schien durch die weißen Gardinen in Emmas Gemach und weckten sie aus ihrem Schlaf. Noch nicht völlig wach, blinzelte Emma die Müdigkeit aus ihren Augen und bemerkte, dass sie in den Armen von Adam lag, der bereits wach an die Decke starrte.
Die letzte Nacht war für sie beide auslaugend gewesen. Emma hatte James Antrag abgelehnt, Adam hatte ihr einen Antrag gemacht und sie hatte 'Ja' gesagt. Dann kam die Nachricht, dass König Argus aufgrund seiner Erkrankung verstorben war. Das bedeutete, dass Emma gerade neben dem neuen König von Aerugo lag. Adam war bereits seit dieser Nachricht völlig aufgelöst bzw. geschockt, als ob er es nicht glauben könnte. Zusammen waren sie hinein gerannt und hatten den leblosen Körper von Argus gesehen. Argus Laken war mit Blut beschmiert, welches er selber ausgehustet hatte und seine Augen waren aufgerissen. Ein weiteres Gesicht, welches sich in ihren Träumen der Toten schleichen würde.

Als sie zurück zu den Gemächern gingen, ergriff Adam ihre Hand und bat sie darum zusammen schlafen zu können und Emma willigte ein. Lange hatten sie sich angesehen ohne ein Wort zu sagen. Emmas Herz tat immer noch weh wegen James und platzte vor Glück aufgrund von Adams Antrag. Doch beides wich aufgrund von Argus Tot und der baldigen Krönung von Adam in den Hintergrund.
Emma richtete sich etwas auf, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Unter seinen braunen Augen lagen tiefe, blaue Ränder, weshalb Emma vermutete, dass er in dieser Nacht kein Auge zugetan hatte. Adam bemerkte es und schenkte ihr einen Kuss auf der Stirn als guten Morgen.

"Hast du nicht geschlafen, Adam?" wollte Emma wissen und strich eines seiner blonden Stränen aus seinem Gesicht.

"Wie soll ich denn neben einer solchen Schönheit schlafen?" lächelte Adam und sah ihr in ihre Augen. Emma konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, jedoch wusste sie, dass Adam nervös war. Denn jetzt war er König eines ganzen Landes und trug eine wahnsinnige Last auf seinen Schulter. Zwar wurde er seit seiner Kindheit darauf vorbereitet, jedoch war es etwas ganz anderes es dann auch wirklich zu tun. Emma selber wusste genau wie Adam sich fühlte, auch wenn sie selber es schwerer hatte, da sie sich nie darauf hatte vorbereiten können.

"Adam, sag mir bitte was dich wirklich bedrückt." fragte Emma nach, denn scheinbar gab es etwas, dass ihn zu beunruhigen schien.
Tiefe Furchen bildeten sich auf seiner Stirn und in seinen Augen blitzte eine Emotion auf, die Emma nicht zuordnen konnte: Ärger. Weshalb Adam verärgert war, verstand sie nicht.
Langsam richtete sich Adam auf und Emma folgte der Bewegung, eine Hand auf seiner Brust, welche von seiner umschlossen wurde.
Seine Augen schloss er für einen Moment, dann sah er sie an.

"Ich muss erstmal selber Gewissheit haben, bevor ich dir davon erzähle. Bitte verstehe das."

Emma sah die Entschlossenheit in seinem Gesichtsausdruck. Nur zu gerne wüsste sie, was Adam beschäftigte, jedoch hatte er ihr gesagt, dass er es ihr irgendwann sagen würde, also beschloss sie darauf zu warten. Schließlich hatte sie auch ein Geheimnis vor ihm, auch wenn es ein gewaltiges war.

"In Ordnung, aber lass nicht zu lange darauf warten." zuckte Emma mit ihren Schultern und wollte aus dem Bett steigen. Seine Arme zogen sie an seine Brust.

"Ich danke dir, Grace. Auch für gestern, weißt du. Ich dachte wirklich, dass du James zusagen würdest. Du liebst ihn schließlich auch." sagte er hinter ihr, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
"Weshalb hast du ihm abgesagt? Du wusstest doch nicht, dass ich König sein würde."

Bevor Emma ihm antwortete, überlegte sie selber, warum sie es nicht getan hatte. Es sprach so viel dafür: ein möglicher Frieden zwischen Dracma und Amestria und ihre Sicherheit, selbst ihre Gefühle für James sagten 'Ja'. Weshalb also hatte sie sich dagegen entschieden?

"Ich wollte zumindest eine Entscheidung selber treffen." gab sie ihm als Antwort.
Sichtlich verwirrt, was sie wohl damit meinte, erklärte sie es ihm weiter.
"Als Königin bestimmt die Politik und mein Volk mein Leben. Alles in meinem Leben. Auch wen ich heirate und wen nicht." stoppte sie kurz und dachte an ihre Familie, die sie verloren hatte und deren gemeinsamen Zukunft von den Flammen gestohlen wurde, und an Grace, die ihre Zukunft bestimmt hatte. In beiden Fällen hatte sie nicht wählen können. Das wollte sie ändern. Sie möchte endlich selber über ihre Zukunft bestimmen.

"Ich habe bereits so viele Feinde, die mich lieber tod als lebendig sehen wollen. Darüber kann ich nicht entscheiden, nur dagegen ankämpfen.
Doch möchte ich selber darüber entscheiden, wer es sein wird, der mit mir gemeinsam den Rest meines Lebens an meiner Seite kämpfen wird."

Bevor Emma auch nur zu Ende sprechen konnte, flog sie in das Bett zurück und spürte daraufhin Adams Lippen leidenschaftlich auf den ihren.
Ihr Herz raste und ihr Atem wurde schneller. Nach einigen Minuten ließ Adam sie los und seine Augen strahlten nur vor Sehnsucht, was Emma erzittern ließ.

"Ich werde immer an deiner Seite sein, Grace. Immer." sagte Adam und Emma glaubte ihm. Egal was jetzt auf sie zukommen würde, Adam wäre an ihrer Seite.

~~~~~~~~~~~James Sicht~~~~~~~~~~~~

Der Raum war abgedunkelt und James lag in seinem Bett, erschöpft von der Nacht. Die ganze Nacht hatte er nicht geschlafen, so sehr hatte er an Grace denken müssen und ihren Blick als sie Adam gesehen hatte. Insgeheim hatte er es gewusst, und doch hatte er es versucht. Noch nie war er verliebt gewesen, und auch sein Herz war nicht gebrochen worden. Dieser Schmerz war mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen. Lieber wäre er gefoltert worden anstatt dieses dumpfe Gefühl der Leere in der Brust spüren zu müssen.

"Wie geht es dir, James?" fragte Lilith ihren Bruder, der zur Decke starrte und seit Stunden sich nicht gerührt hatte. Sie selber hatte die ganze Zeit nichts gesagt, jedoch wurde es auch ihr irgendwann in diesem Raum erdrückend, weshalb sie sich jetzt zu Wort meldete.

"Wie soll es mir wohl gehen? Mein Antrag wurde abgelehnt. Grace hat mich abgelehnt." kam es bitter von ihm.

"Meinst du nicht, dass du übertreibst?" meinte Lilith weniger herzvoll, genau das was James brauchte, das wusste Lilith. Mitleid war etwas, dass James verabscheute. Das war seid der Hinrichtung seiner Mutter der Fall.
Einer seiner Augenbrauen schob sich in die Höhe und er musterte die kleine Blondine. Lilith fuhr fort.
"Grace ist nicht so perfekt wie du meinst. Sie ist ziemlich selbstsüchtig, als sie sich gegen dich, gegen ihr Land, entschieden hat. Sie ist temperamentvoll und unkontrolliert."

"Du hast Recht. Sie ist nicht perfekt. Allerdings..." setzte James sich im Bett auf und sah Lilith an, die selber, obwohl ihre Worte hart waren, sanft lächelte, um ihren großen Bruder zu unterstützen.
"Allerdings war alle Punkte, die du als ihre Schwäche aufgezählt hast, die Gründe, weshalb ich mich in sie verliebt habe." lächelte er, versteckte seine Gesicht hinter seiner Hand und atmete dann tief durch.

"Jedoch werde ich nicht mehr allzu lange hierbleiben wollen. Mein Land wartet auf mich und zu Graces... Hochzeit möchte ich nicht bleiben." stand er auf und streckte sich.

"Ich habe viel zu tun. Sage den Männern Bescheid, dass sie alles vorbereiten sollen. Dracma wartet auf mich."

"Und Grace?"

James schloss seine Augen, schien zu überlegen und gab dann seine Antwort.
"Ja. Ich muss noch einmal mit ihr sprechen."

Blutkrone Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt