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Bild: Schloss in Dracma

~~~~~~~~~~~James Sicht~~~~~~~~~~~~

Beinahe starr blickte James aus dem Fenster seines Büros des Schlosses auf die weiß gewordene Landschaft von Dracma.
Sein Land lag im Norden, wodurch der Winter dort schneller einkehrte.
Sein Volk hatte ihn und seine Schwester herzlichst empfangen. Diese Freude konnte er jedoch nicht teilen, denn ein Teil von ihm war bei Grace in Aerugo geblieben. Es war erstaunlich wie stark das Gefühl der Liebe war. Entweder konnte es einen beflügeln und alles andere war unwichtig; oder das Gegenteil war der Fall und allein der Gedanke an den geliebten Menschen fügte einem unsagbare Schmerzen zu. Das war auch der Grund, weshalb das unvermeidliche Thema ihn herzlichst schmerzte.

"Eure Hoheit, schenkt Ihr mir Gehör?" sagte Igor, seine Rechte Hand, der auch einst seinen Vater zur Seite stand. Da Charles allerdings immer noch am Leben war und in seinem Zimmer vor sich hinsichte, traute James ihm nicht. Igor erinnerte James immer wieder an einen Vogel aufgrund seiner großen Nase, doch war es unbestreitbar das Igor in James Abwesenheit gute Arbeit geleistet hatte.

"Ja, Igor. Ich habe es gehört." runzelte James seine Augenbrauen.
"Mein Vater erwartet, dass ich also unverzüglich eine gebärfreudige Frau an meine Seite habe, ist das korrekt?" gab James schnippisch zurück und sah den kleinen Mann direkt in die Augen.

"Nicht in dem Wortlaut, aber ja." entgegnete Igor ungerührt. Er hatte jahrelang unter Charles gedient, da konnte ihn nichts erschrecken.

James wusste, dass es kein Vorbei mehr an eine Pflichtehe gab. Jahrelang hatte er sich vor dieser Pflicht drücken können. Dann hatte er Grace (die Grace, deren Land Amestria er eigentlich in Anspruch nehmen sollte) kennengelernt und sich verliebt und die Liebe direkt verloren. Bald würde er zwanzig werden und hatte nun keine Wahl mehr. Ohne ein Nachfolger war seine Macht nicht gesichert. Immer wieder gab es Leute die ihn nicht als König ernst nehmen wollten, da er und Lilith eigentlich Bastarde waren. Traurig dachte James an seine Mutter und was mit ihr geschehen war. James wäre beinahe, und was ihm um alles in der Welt lieber gewesen wäre, gar nicht König von Dracma geworden.

Charles hatte in seiner Ehe mit der Königin keine eigenen Kinder kriegen können und sich später in eine Bedienstete seines Schlosses namens Claire verliebt, seine Mutter. Diese Liebe beruhte allerdings nicht auf Gegenseitigkeit, was Charles als König natürlich nicht verstand und sich einfach nahm was er wollte. Wodurch Claire schwanger wurde. Dies versuchte sie damals zu verstecken und hatte es sogar geschafft, mit Hilfe der Königin, welche von den Kindern wusste. Im Winter wurde James geboren, den Claire bei einer Hebamme versteckte. Dann verlangte Charles wieder nach ihr und sie trug wieder im Geheimen Lilith aus. Sieben ganze Jahre hatte Claire ihre Kinder verstecken können. Die Königin verriet Claire -warum sie es tat wusste James nicht- und sie wurde aufgrund des Verrats an die königliche Krone geköpft.
Diesen Tag würde James nie vergessen. Es war ein kalter Wintertag wie an den heutigen und Charles war wutverzerrt gewesen als James in zum ersten Mal sah. James musste neben seinen Vater stehen, während er seine damals 6 jährige Schwester im Arm hielt die schrecklich weinte, und zusah wie ihre Mutter nicht um sich selbst sondern um ihre Kinder weinte. Sie weinte, da sie wusste dass sie ihre Kinder niemals wieder sehen und beschützen konnte und nun von Charles ausgenutzt werden würde. Und James schrie noch einmal nach seiner Mutter bevor die Axt heruntergeschlagen wurde.

Seit diesem Tag verachtete James seinen Vater zutiefst und wünschte sich nichts sehnlicher als seinen Tod. Am liebsten wollte er diesen selber hervorrufen, doch wurde Charles stark bewacht. Wenn Charles eines gut konnte, dann war es niemanden zu vertrauen. Das hatte auch seine königliche Ehefrau den Kopf gekostet da sie ja jahrelang von den Kindern gewusst hatte. Seitdem misstraute Charles einfach allem. Es grenzte an Paranoia.

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