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Im dunklen, kalten Kerker stand Emma nun Jordan gegenüber, der blutig an dem Stuhl gefesselt saß und ihr direkt in die Augen sah. Der Ausdruck darin war leer und Emma hätte Jordan beinahe nicht wieder erkannt.

"Jordan? Was hat das hier zu bedeuten? Du- du hast doch nicht etwa Lydia..." sprach Emma mit zittriger Stimme und beobachtete Jordan, der seinen Kopf sinken ließ: sein Geständnis.

"Warum? Warum Jordan? Wieso hast du Lydia getötet? Was ist der Grund dafür?" wurde Emma lauter. Sie brauchte Antworten. Nichts, aber auch gar nichts von dem passte zusammen. Jordan hatte überhaupt keinen Grund Lydia zu töten.

"Grace." sprach Adam dann sie an, leise und bedacht.
"Lydia war nicht sein Ziel gewesen. Du warst es."

Ungläubig sah Emma zu Jordan, der weiterhin seinen Blick abwandte, stumm. Kurz bevor der Pfeil Lydia getroffen hatte, hatte sie noch geseßen und allein Emma hatte gestanden. Der Pfeil hatte sie treffen sollen. Sie sollte sterben.

"Du wolltest mich... Jordan, erkläre es mir. Warum? Ich habe dir vertraut! Du bist mein Freund!" brüllte Emma und Jordan zuckte für einen Moment zusammen. Doch blieb er weiterhin stumm, er wirkte mehr wie ein Stein als ein Mensch.

"Grace, lass uns gehen. Aus ihm wirst du kein Wort rausbekommen." sagte Adam und nahm sie an die Hand, doch wehrte Emma sich.

"Nein! Jordan, erkläre es mir! Jordan!" schrie Emma und Adam zog sie aus dem Raum heraus, ließ Jordan darin zurück.

"Adam, ich muss mit ihm sprechen! Jordan würde nie..." wehrte Emma sich weiterhin.

"Doch würde er. Das haben meine Männer bei ihm gefunden." meinte Adam und hielt ihr ein Zettel hin. Langsam öffnete Emma diesen und las einzig drei Worte:

Töte endlich Grace.

Doch etwas anderes war wichtiger, der Geruch. Es war Lavendel.

Mit einem Mal wurde es Emma eiskalt und sie wünschte sich, dass es nicht wahr wäre. Doch hatte sie die Befürchtung, und Adam auch.
"Jordan arbeitet für Susan. Er ist womöglich sogar dein Angreifer im Sommer gewesen. Deshalb lasse ich dich keine weitere Sekunde alleine in seiner Nähe. Du wirst in dein früheres Gemach gebracht. Womöglich sind noch mehr Attentäter doft draußen."

Emma starrte weiterhin auf das Stück Papier. Wenn Adams Theorie stimmte, dann hätte Jordan nicht nur Lydia, sondern auch Grace...

"Ich muss mit Jordan sprechen!" wollte Emma ein weiteres Mal in den Raum, doch hielt Adam sie zurück. Wieder wehrte Emma sich und wurde jäh von anderen Händen hinter sich fortgezogen. Adam befahl seinen Wachen die Königin fortzubringen und nicht aus ihrem Gemach zu lassen. Keiner kam rein oder raus. Wie wild stemmte Emma sich gegen die Männer, war jedoch machtlos und wurde in das Gemach gebracht. Wütend schlug Emma auf die Tür ein und ließ es nach einigen nutzlosen Versuchen dann sein. Wie ein Tiger schritt sie durch den Raum und dachte über alles nach.

War Jordan wirklich der Attentäter und hatte Grace tödlich verwundet?
Wusste Jordan das Grace tot war oder nicht? Und wenn doch, warum schwieg er über Emma? Warum erpresste er sie nicht oder hatte ihr so oft geholfen, wenn er doch ihren Tod wollte?
Wie viel hatte er an Lady Susan weitererzählt? Wusste sie Bescheid?
Wieso hatte er ein halbes Jahr gewartet sie ein weiteres Mal zu töten? Wieso ausgerechnet jetzt?

Emma überlegte und kam zum Schluss, dass Jordan sie töten wollte weil sie nun dem Attentäter/ ihm zu nahe gekommen war, was bedeutete, dass er wirklich Grace getötet hatte. Sie wollte dies nicht glauben, konnte es jedoch nicht widerlegen. Auf die anderen Fragen wusste Emma keine Antwort, doch würde sie diese von ihm erfahren. Zwar versuchte Adam sie vor ihm, oder vielleicht sogar vor sich selber, zu schützen, doch würde Emma noch mit Jordan sprechen. Jetzt musste sie nur aus diesem Raum entkommen. Emma erinnerte sich an die Geheimgänge und suchte den Raum erneut danach ab. Dann wurde ihr klar, dass sie nur den Weg zu Adams Gemach wusste und Adam würde wahrscheinlich nun auch sein Gemach absichern lassen.
Genervt warf sich Emma auf das Bett und wurde wütend, verzweifelt.
Stunden vergingen, die Sonne ging unter und Emma starrte an die bereits dunkle Decke, überlegte, versuchte das Rätsel das lösen. Und immer wieder tauchte Lydia in ihren Gedanken auf und Emma weinte stumm.

Blutkrone Where stories live. Discover now